Immer neue Namen und Geschichten«Max der Schweizer» zockt seit Jahren hilfsbereite Franzosen ab
dmu
8.1.2024
Mit herzerweichenden Geschichten weckt der Betrüger «Max der Schweizer» das Mitleid seiner Opfer. Seit 2009 hat er in Frankreich auf diese Weise wohl schon Hunderte um kleinere Geldbeträge betrogen.
dmu
08.01.2024, 11:26
08.01.2024, 11:27
dmu
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Seit Jahren treibt in Frankreich ein angeblicher Schweizer sein Unwesen, der wohl schon Hunderte um kleinere Geldbeträge betrogen hat.
Der als «Max der Schweizer» bekannte Mann erzählt seinen Opfern herzergreifende Geschichten und bringt sie dazu, ihm aus Mitleid Geld zu geben.
Zuletzt gab ihm eine Frau Ende Dezember Geld für ein Bus- und Zugticket, damit er seine angeblich an Krebs erkrankte Tochter besuchen kann.
Seit Jahren treibt in Frankreich ein Trickbetrüger sein Unwesen. Sein Spitzname: «Max der Schweizer». Seine Masche: Der ältere Mann bringt seine Opfer mit herzergreifenden Geschichten dazu, ihm Geld zu geben. Wie die Zeitung «La Dépêche» berichtet, sollen so über die Jahre Hunderte betrogen worden sein. Von seinen Opfern wird sogar ein Blog betrieben.
Zuletzt habe «Max der Schweizer» Ende Dezember an einem Bahnhof im Departement Haute-Vienne zugeschlagen. Auf dem Perron habe er die Reisende Nadège angesprochen. Er bezeichnete sich als pensionierten Urologen und müsse nach Strassburg fahren, um seine krebskranke Tochter zu besuchen. Nadège hatte Mitleid und bezahlte ihm ein Zug- und Busticket.
Im Elsass ist er aber offenbar nie angekommen: Bereits am 3. Januar habe «Max der Schweizer» in der Region Haute-Vienne mehreren Personen dieselbe Geschichte erzählt – allerdings ohne Erfolg: Die Angesprochenen durchschauten den Betrug und informierten die Gendarmerie, berichtete die Zeitung «Le Populaire du Centre». Eine Festnahme gelang den Beamten aber nicht.
Seit 2009 als Betrüger aktiv
Auch Jean-Paul habe mit dem Betrüger Bekanntschaft gemacht, als dieser in der Nähe von Toulouse per Autostopp unterwegs gewesen sei. Er sei Schweizer, heisse Marcus und ihm sei seine Tasche gestohlen worden, habe ihm «Max der Schweizer» erzählt. Und obwohl Jean-Paul nicht um Geld gebeten wird, habe ihn das Schicksal des älteren Herrn so gerührt, dass er ihm 100 Euro für ein Hotelzimmer gab. Der Mann verspricht, ihm das Geld zurückzuzahlen. Doch Jean-Paul sah sein Geld nie wieder.
Die Recherche von «La Dépêche» in den Archiven von Regionalzeitungen zeigt: «Max der Schweizer» ist seit vielen Jahren in Frankreich aktiv. Bereits im Jahr 2009 wurde er offenbar einmal verhaftet und vor Gericht gestellt, für eine Verurteilung reichten die Fakten jedoch nicht aus.
Der Mann habe 1001 Namen: Mal stelle er sich als Max vor, mal heisse er Matteo Schaub, Claude, Reto, Marcus, Carl oder Gérard. Auch bei den Geschichten zeige er sich kreativ: Je nach Situation ist er Arzt oder Architekt und muss seine kranke Tochter besuchen. Ihm wurden schon seine persönlichen Gegenstände aus einem Zug oder sein Auto auf einer Autobahnraststätte gestohlen.
«Er ist ein sehr gebildeter Mensch»
Die Kontaktdaten, die er jeweils hinterlässt, seien ausnahmslos falsch. «Max» spreche sehr gut Französisch mit einem leichten deutschen Akzent. Der Mann, der etwa 70 Jahre alt sei, wird als umgänglich, elegant, redegewandt, gebildet und freundlich beschrieben. Nathalie, die 2013 auf ihn hereingefallen war – sie hatte ihm 150 Euro gegeben – erinnert sich gegenüber «Le Progrès», er sei «ein sehr gebildeter Mensch», der auf alles eine Antwort habe: «Er fand sofort die Themen, die mich interessierten: Berge, Natur, Kochen und Motorräder, da er mir erzählte, dass er eine Triumph fahre.»
2012 habe Muriel ihn beim Trampen in Bélésta in Ariège mitgenommen. Er habe ihr erzählt, dass seine Frau gerade an Leukämie gestorben sei und er zum Schweizer Konsulat in Perpignan gehen möchte – das in Wirklichkeit gar nicht existiert. Die Geschichte rührte Muriel: Sie hob 75 Euro ab, um ihm zu helfen, wie sie der Zeitung «L'Indépendant» erzählte.
Gegenüber Benoît stellte er sich 2009 als Erfinder von Schneekanonen vor und wolle nach Toulon zu seiner Tochter fahren, aber sein Auto sei gerade gestohlen worden. Benoît habe ihm aus Mitleid 120 Euro gegeben – ein Muster, das sich seit vielen Jahren wiederholt.