Aufrüsten in Zürich Mehr Gewalttaten mit Messern: Jugendliche stechen häufiger zu

tafi

3.6.2019

Im Kanton Zürich nimmt die Zahl der Gewalttaten mit Schneid- und Stichwaffen zu. Vor allem junge Männer zwischen 18 und 24 Jahren stechen häufiger zu. (Symbolbild, gestellte Aufnahme)
Im Kanton Zürich nimmt die Zahl der Gewalttaten mit Schneid- und Stichwaffen zu. Vor allem junge Männer zwischen 18 und 24 Jahren stechen häufiger zu. (Symbolbild, gestellte Aufnahme)
Keystone

In Zürich steigt die Zahl schwerer Gewalttaten mit Messern – die Täter werden jünger und brutaler, Jugendliche stechen häufiger zu. Einen Trend will die Polizei aber noch nicht ausmachen.

Die absoluten Zahlen, so sagt es Stadtpolizeisprecher Marc Surber im «Tages-Anzeiger», seien in Zürich immer noch auf einem niedrigem Niveau. Dennoch beobachten die Behörden in der Stadt eine Häufung von schweren Körperverletzungen, bei denen Messer eingesetzt wurden. Ins Bild passt da ein laut Surber «aussergewöhnliches Wochenende» Ende Mai. Drei Opfer mussten nach Schlägereien mit Schnitt- oder Stichwunden ins Spital gebracht werden.

Solche Fälle gelten meist als einfache Körperverletzung, die in der Kriminalstatistik nicht nach Tatwaffen aufgeschlüsselt wird. Anders ist das bei schwerer Körperverletzung: Diese Zahlen werden genau erfasst. Die aktuelle Zürcher Kriminalstatisitik (PDF-Download) weist von 2017 auf 2018 einen Anstieg der Fälle mit Stichwaffen um ein Viertel aus: von 30 auf 40. In den acht Jahren zuvor war die Anzahl der Vorfälle eher gesunken, schreibt der «Tages-Anzeiger». Auffällig an der Statistik ist, dass die Fälle mit Tätern zwischen 18 und 24 Jahren stark zugenommen haben: Die Anzahl stieg um mehr als das Vierfache von 3 auf 14.

Von einem Trend will bei der Zürcher Polizei noch niemand sprechen. Dennoch: «Die Zahlen sind zwar niedrig, doch der Anstieg ist auffällig», sagte der Soziologe Dirk Baier dem «Tages-Anzeiger». Baier leitet das Institut für Kriminalprävention und Delinquenz der ZHAW, er beobachtet, dass Messer bei jugendlichen Männern zu einem Lifestyle-Produkt geworden sind. Sie gelten als männlich, sind gut zu verstecken und leicht anwendbar.

Problematisch an der ganzen Sache ist, dass die Brutalität insgesamt gestiegen ist. Das höhere Aggressionspotenzial wird in der Kriminalstatistik abgebildet: mit einer Zunahme um acht Prozent bei einfachen Körperverletzungen von 2017 auf 2018.

«Diese Zahl ist mehrheitlich aufs Nachtleben zurückzuführen», zitiert der «Tages-Anzeiger» den Kommandanten der Zürcher Kriminalpolizei. Soziologe Baier weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass junge Menschen, die mit einem Messer unterwegs sind, ein doppelt so hohes Risiko hätten, eine Gewalttat zu begehen.

Bilder aus der Schweiz

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