AntisemitismusRussische Sekte kommt in die Schweiz
tali
13.12.2018
Sie propagieren ein naturverbundenes Leben und Antisemitismus: Auch in der Schweiz finden sich immer mehr Anhänger der rechtsesoterischen Anastasia-Sekte.
Mit ihren Schlagworten treffen sie den Zeitgeist: im Einklang mit der Natur sein, vegan leben, Kindern in ihrer Entwicklung Raum lassen. Eben genau so wie Anastasia. Jene schöne, junge Frau, die irgendwo in der sibirischen Taiga lebt, völlig allein, von den Tieren, die sie umgeben, abgesehen. Von ihrer Existenz wissen Anastasias Anhänger nur von Wladimir Megre, der der weisen Blondine vor gut 20 Jahren begegnet sein will. Zehn Bücher schrieb der russische Autor über seine Erlebnisse mit der Schönen, die sich seit einigen Jahren auch auf deutsch nachlesen lassen – herausgegeben vom Hare-Krishna-nahen Govinda Verlag. Sie gelten als Bibel der Anastasia-Sekte, die aus Russland stammt und langsam auch in der Schweiz Fuss fasst.
Denn weil Anastasia sowohl mit Tieren als auch sämtliche Sprachen sprechen könne, alles über die Zukunft, Gegenwart und Vergangenheit wisse und obendrein Krankheiten heilen könne, wollen ihre Anhänger so werden wie sie. Dass sei möglich, verspricht Megre in seinen Werken, man müsse nur alles befolgen, was Anastasia in Sachen Lebensführung vorgibt.
Die Romanfigur Anastasia lebt den Sektenanhängern die vermeintlich richtige Lebensweise vor.
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Rohkost und Antisemitismus
Dazu zählt nach einer Einschätzung von InfoSekta, der Fachstelle für Sektenfragen, etwa der ausschliessliche Verzehr von rohem Gemüse, im Idealfall selbst angebaut auf dem eigenen «Familienlandsitz». Die Mitglieder des 2015 gegründeten gleichnamigen Schweizer Vereins träumen von einem «weitgehend selbstverantwortlichen, selbständigen und möglichst autarken Leben in Gesundheit und im Einklang mit Natur und allem was ist». Zwei Familienlandsiedlungen, also ein Art Verband mehrerer Familienlandsitze, gibt es Infosekta zufolge hierzulande bereits.
Dass diese kritisch beäugt werden, liegt nicht zuletzt an den unverholen antisemitschen Ansichten, die Wladimir Megre in seinen Anastasia-Büchern vertritt. Er predigt den Anastasia-Anhängern von der jüdischen Weltverschwörung und relativiert in seinen Schriften den Holocaust, andere Anastasia-Verfechter, die innerhalb der Sekte eine gewisse Prominenz erreicht haben, propagieren die Überlegenheit der slawischen Rasse. Dass die Anastasia-Bewegung sowohl der rechtsextremen Szene als auch der deutschen Reichsbürgerbewegung nahesteht, überrascht nicht.
Gesundheitsgefährdende Philosophie
Wie gefährlich dieser «Mix aus Naturreligion, Esoterik, Verschwörungstheorien und Geschichtsrevisionismus» zudem für die Gesundheit sein kann, zeigte sich bereits bei einem Sorgerechtsstreit vor der Kesb Winterthur-Andelfingen. Ein Vater machte einem Bericht dem «Tages-Anzeiger» zufolge seiner Lebensgefährtin das alleinige Sorgerecht für das gemeinsame Kind mit dem Hinweis streitig, dass die Mutter Mitglied der Anastasia-Sekte. Weiterhin reichte eine Gefährdungsmeldung ein, weil die Mutter dem Säugling eine Woche lang eine medizinische Behandlung von Magenproblemen verweigerte und das Kind letztlich operiert werden musste.
Anhänger der Anastasia-Bewegung stehen der Schulmedizin ablehnend gegenüber, sie vertrauen stattdessen auf die «Neue Germanische Medizin»: «Es ist eine Fehlvorstellung, dass ein Arzt oder eine Tablette eine Krankheit heilen könne», argumentiert Sektenführer Merge in einem Interview auf der Website der Bewegung. «In Wirklichkeit kann der Mensch selbst jede seiner Krankheiten selber heilen, genauso wie er sie auch selbst verursacht hat.»
Anastasia will Schule machen
Auch das Schulsystem, das Anastasia-Anhänger propagieren, bewerten Sektenexperten sehr kritisch: «Natürlich lernen», lautet das verlockende Motto des LAIS-Instituts, durch das Kinder «quasi» von allein lernen würden. Da die Sekte für tatsächliche Schulen bislang keine Genehmigung erhielt, werden die Inhalte durch Seminare und Heimunterricht weitergegeben.
Die entsprechenden Kursmodule, an denen Erwachsene gegen jeweils 225 Franken teilnehmen können, vermitteln statt didaktischer Inhalten jedoch vorwiegend grosse Emotionen, beobachtete InfoSekta: «Dem Laising-Modell fehlt es an Fakten, Konzepten oder gar Theorien». Für eine gesunde Entwicklung sei das Konzept, dass Kinder über ein kosmisches Urwissen verfügen, an das man sie in einem Jahr Schulzeit nur heranführen müsse, sogar schädlich: «Solche Grössenvorstellungen können in der Jugend zu grossen Problemen führen». Ganz davon abgesehen, dass es Sektenkindern dadurch um so schwerer fallen wird, sich von Anastasias Bann zu befreien.
Hunziker, Phoenix und Co.: Diese Stars lebten in Sekten
Hunziker, Phoenix und Co.: Diese Stars lebten in Sekten
Ihre Autobiografie «Ein scheinbar perfektes Leben» macht Schlagzeilen: Als junge Frau geriet Michelle Hunziker in die Abhängigkeit einer Sekte. Während die Moderatorin einen Ausweg fand, gibt es Stars, die eher unfreiwillig in die Fänge von mehr oder minder verschrobenen Religionsgemeinschaften gerieten - und bis heute Teil von ihnen sind.
Bild: Vittorio Zunino Celotto / Getty Images
Mit Anfang 20 sei sie in die Sekte «Krieger des Lichts» gelockt worden. Die Sektenführerin habe ihr das Rauchen abgewöhnt, danach habe sie ihr jedes Wort geglaubt und ihre strengen Regeln befolgt, da sie sich vor Liebesentzug fürchtete. Erst durch die Liebe zu ihrer Tochter Aurora schaffte Hunziker nach fünf Jahren den Ausstieg.
Bild: Hannes Magerstaedt / Getty Images
Für Oliver Pocher war seine Kindheit bei den Zeugen Jehovas kein Zuckerschlecken – im wahrsten Sinne des Wortes: «Wenn jemand Süssigkeiten mitgebracht hat, durfte ich nichts nehmen», erinnerte er sich einst an seine Schulzeit.
Bild: Andreas Rentz/Getty Images
Viel schlimmer aber war für Pocher aber der Verlust des besten Freundes: Nachdem dessen Familie die Sekte verlassen hatte, durften sich die beiden nicht mehr sehen. Heute hat Pocher sich von den Zeugen Jehovas befreit.
Bild: Getty Images
War es eine verschrobene Sekte oder nur eine harmlose Hippie-Kommune? Das ist nicht ganz klar bei der «Rainbow Family», in der Winona Ryder aufwuchs. Sieben Familien lebten auf einem Gelände zusammen: ohne Gewalt, ohne Status, ohne Strom. Dafür mit Drogen. Ryder blieb ein braver Bücherwurm und laut eigener Aussage clean.
Bild: Ian Gavan/Getty Images
US-Talk-Star Ellen DeGeneres verbrachte ihre Kindheit in der «Kirche Christi, Wissenschaftler», Zuneigung war Mangelware: «Ich sah nie tiefe Gefühle bei meinen Eltern. Es war alles sehr höflich und sehr oberflächlich.» Nachdem ihre Mutter sich von ihrem Vater trennte, war es allerdings vorbei mit der Sekte.
Bild: Scott Barbour/Getty Images
Einen Oscar gewann Patricia Arquette für ihre Rolle als manchmal überforderte, aber immer liebevolle Mutter in Richard Linklaters Meisterwerk «Boyhood». Ihre eigene Kindheit war allerdings nicht von Liebe geprägt ...
Bild: Getty Pascal Le Segretain/Getty Images
Patricia Arquette wuchs in der Skymont-Subud-Kommune auf, die nicht nur neue Wege finden wollte, mit Gott zu kommunizieren, sondern auch eine utopische Gesellschaft errichten wollte. Grundlage dieser utopischen Gesellschaft war allerdings ein Leben ohne Strom oder fliessend Wasser.
Bild: Getty Images
Auch Joaquin Phoenix («Gladiator») wurde in eine Sekte hineingeboren. Doch seine Eltern verliessen die sogenannten «Children of God» (heute nennt sich die Sekte «The Family») bereits, als Joaquin vier Jahre alt war. Nach dem Ausstieg wagten sie den Neustart in Los Angeles.
Bild: Pascal Le Segretain/Getty Images
Glenn Close scheint auf starke Frauenrollen («Gefährliche Liebschaften», die Anwaltsserie «Damages») abonniert. Auch im Privatleben bewies die Schauspielerin Stärke: Nachdem sie durch ihren Vater mit sieben Jahren der «Moralischen Aufrüstung» beitreten musste, verbrachte sie ...
Bild: Alexander Koerner/Getty Images
... ihre Kindheit und Jugend unter einer strikten Führung, «die grundsätzlich diktiert, wie man leben soll, was man sagen soll und wie man sich fühlen soll». Trotzdem schaffte es Close mit 22 Jahren, sich von der Sekte zu lösen und ihren eigenen Weg zu gehen.
Bild: Getty Images
Val Kilmer verbrachte seine Jugend als Mitglied der «Kirche Christi, Wissenschaftler». Er konnte sich nie davon lösen. Da die Sekte nicht an die moderne Medizin glaubt, wollte er auch einen diagnostizierten Tumor im Hals nicht wahrhaben und trug lediglich Schals, um die Symptome zu verdecken.
Bild: WILD LIFE Sydney Zoo via Getty Images
Erst als er aus dem Hals blutete, wurde er ins Krankenhaus gebracht und notoperiert. Trotzdem vertritt Kilmer bis heute die Meinung, die Liebe seiner Familie und ihre Gebete hätten ihn geheilt – und nicht die Ärzte.
Bild: Getty Images
Seit dem Skandal um Harvey Weinstein ist ihr Name in aller Munde: Rose McGowan stellte den Star-Produzenten als eine der Ersten mit Missbrauchsvorwürfen bloss. Vielleicht hatte sie diesen Mut, weil sie schon früh im Leben mit Widrigkeiten zu kämpfen hatte...
Bild: Tim P. Whitby/Getty Images for Sundance London
Als Kind wuchs Rose McGowan in der Sekte «Children of God» auf, in der die freie Liebe propagiert und die sehr nahe Ankunft Jesu auf der Erde vorbereitet wird. Doch als aus der «freien Liebe» allmählich «Sex mit Kindern» wurde, ergriffen McGowans Eltern mit ihrer Tochter die Flucht.
Bild: Getty Images
Ausgerechnet Popmusik war eine Sünde in der evangelikalen Sekte «Säule der Wahrheit», in der Toni Braxton aufwuchs. Auch Filme waren streng verboten. Die Sängerin erklärte später in einem Interview, durch die harschen Regeln ihrer Gemeinde habe sie begonnen, «Religion, Gott und die Kirche mit Verurteilung, Angst und Schuld zu verbinden».
Bild: Tom Shaw/Getty Images
Immerhin im Kirchenchor fand ihre musikalische Begabung ein Ventil. Später begann Braxton, heimlich nachts mit einem Produzenten zu arbeiten – und entkam so der Sekte.
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Als Dumpfbacke Jake amüsierte Angus T. Jones in der Sitcom «Two and a Half Men» das Publikum mit seiner Faulheit und Fleischeslust. Doch der Kinderstar wandte sich in seiner Teenagerzeit den «Siebenten-Tags-Adventisten», einer protestantischen Freikirche, zu. Schliesslich veröffentlichte er sogar ...
Bild: Warner Bros. Entertainment Inc.
... ein Statement, in dem er erklärte, die Show sei Mist und widerspreche seinem persönlichen Glauben. Ein Jahr später verliess er die Serie und zog sich danach aus der Öffentlichkeit zurück.
Bild: Getty Images
Schauspielerin Leah Remini («King of Queens») wuchs in New York auf - bis sich ihre Mutter der Scientology-Sekte anschloss, als Remini zehn Jahre alt war. Plötzlich musste das Mädchen in einer Wohnanlage in Florida leben und Tag und Nacht arbeiten.
Bild: Koch Media
«Es war nicht möglich, Nein zu sagen oder müde zu sein», erzählte Remini später über ihre Jugend. «Es gab nur 'Erledige das'.» Erst als erwachsene Frau konnte Remini sich von der Sekte lösen und spricht sich seitdem offen gegen Scientology aus.
Bild: Getty Images
Juliette Lewis hingegen steht bis heute zu Scientology, sie wurde in die Sekte hineingeboren: Schon ihr Vater Geoffrey Lewis war Mitglied. Lewis rechnet es Scientology an, dass sie nach früheren Experimenten mit Marihuana und Kokain heute clean ist: «Scientology gibt mir Wurzeln und Halt – es war ein unglaublicher Einfluss in meinem Leben.»
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Schon sein Vater war für Scientology aktiv, und auch Giovanni Ribisi («Avatar») ist fest in der Sekte verwurzelt. Einem Statement auf der Homepage der Seite nach könnte er der Sekte sogar seinen Erfolg in Hollywood zuschreiben: «Scientology hat mir Selbstsicherheit gegeben. Ich habe die Fähigkeit, mit jedem in jeder Situation zu kommunizieren und mir meiner Ziele sicher zu sein.»
Bild: Michael Buckner/Getty Images
Dass das nicht die ganze Wahrheit sein könnte, ist erst bekannt, seit Giovanni Ribisis Tochter Lucia Scientology verlassen hat: Sie erzählte in einem Interview, dass ihr Vater durchaus immer wieder mal Zweifel an der Organisation hegte.
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Zuvor schon als Peggy Olson in «Mad Men» erfolgreich, hat Elisabeth Moss mit der Serie «The Handmaid's Tale» ihre Paraderolle gefunden: Als Offred führt sie die Zuschauer durch ein totalitäres System, das Frauen unterdrückt. Bemerkenswert dabei: Auch im wahren Leben lebt Moss in einem laut Aussteigern strengem System - sie ist Scientologin.
Bild: Pascal Le Segretain/Getty Images
Schon als Kind wurde Peggy Olson durch ihre Eltern mit der Glaubensgemeinschaft in Berührung gebracht; im Hollywood-Netzwerk der Sekte hat sie beste Verbindungen: Ihre Managerin etwa ist Gay Ribisi, Giovanni Ribisis Mutter.
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Zugegeben: Michelle Pfeiffer ist nicht in einer Sekte aufgewachsen. Trotzdem ist die Geschichte der Schauspielerin zu schräg, um sie hier nicht zu erzählen. Vor ihrer Hollywoodkarriere geriet sie an ein Paar, das sie in den «Breatharianism» einführte... Noch nie gehört?
Bild: John Phillips/Getty Images
Demnach braucht der Körper kein Essen, sondern kann sich alleine durch Sonnenlicht ernähren. Auch Pfeiffer wurde dazu gedrängt, einer strengen Diät zu folgen. Erst, als sie ihrem ersten Mann dabei half, sich auf die Rolle eines Sektenanhängers vorzubereiten, wurde ihr klar, dass sie sich längst selbst in einer Sekte befand – und beendete die Diät.
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