Keine Kulanz Österreich macht viel Geld mit «Pickerl»-Bussen

jfk

1.2.2019

Das Vignettensystem Österreichs unterscheidet sich in wesentlichen Punkten vom Schweizer Modell.
Das Vignettensystem Österreichs unterscheidet sich in wesentlichen Punkten vom Schweizer Modell.
Bild: Keystone

Das österreichische Mautsystem sorgt bei Schweizer Autofahrern immer wieder für Verdruss. Die Handhabung des «Pickerl» kennt einige Tücken und die Strafen sind hoch.

Schweizer fahren gerne wegen der niedrigeren Kosten zum Skifahren ins östliche Nachbarland. Doch weil viele mit den dortigen Vignettenregeln nicht vertraut sind, reissen oft empfindliche Bussen ein Loch in die Urlaubskasse. Verstösse gegen die korrekte Verwendung des «Pickerl», wie die Vignette dort heisst, werden von der Autobahnen- und Schnellstrassen-Finanzierungs-Aktiengesellschaft (Asfinag) mit der sogenannten Ersatzmaut über 120 Euro geahndet.

Oft falsche Handhabung

In der Schweiz wird man bei inkorrekter Anbringung der Autobahnvignette mit 200 Franken zwar noch härter gebüsst. Doch das österreichische Modell macht keinen Unterschied, ob man das «Pickerl» gar nicht gekauft oder lediglich falsch gehandhabt hat, wie 20 Minuten berichtet. Für viele Käufer ist das besonders bei den Vignetten, die nur für die kurzen Zeiträume von 10 Tagen oder zwei Monaten gelten, stossend. Diese werden beim Erwerb sogar gelocht, was vor allem ausländische Autobahnnutzer denken lässt, dass es damit sei, was jedoch nicht der Fall ist.



Die korrekte Verwendung wird einem laut «20 Minuten» an der Verkaufsstelle nicht vermittelt. Man erfährt sie via Internet, zum Beispiel auf der Seite der Asfinag. Hier wird erklärt, dass die Vignette vollständig von der Plastikfolie abgelöst sein muss. Getönte Bereiche auf der Windschutzscheibe sind für die Anbringung tabu. Wird die Vignette nicht so exakt wie verlangt auf der Scheibe angeklebt gilt sie als ungültig.

Keine Chance auf Kulanz

Für die Staatskasse der Alpenrepublik sind diese Missverständnisse ein einkömmliches Geschäft. «20 Minuten» zufolge müssen pro Jahr 200'000 Fahrzeuglenker die Ersatzmaut entrichten; die Einnahmen belaufen sich damit auf einen zweistelligen Millionenbereich, wobei ein beträchtlicher Anteil von ausländischen Automobilisten stammen soll. Hinzu kommt, dass mit dem automatischen Vignetten-Kontrollsystem AVK und mithilfe mobiler Kameras sehr effizient nach Pickerl-Sündern gefahndet wird.

Wer gebüsst wird, auch wenn er nur die Plastikfolie nicht komplett von der Klebevignette entfernt hat, kann nicht auf Kulanz zählen. Denn juristisch stellt die Ersatzmaut eine aussergerichtliche Einigung dar. Lässt man sich darauf nicht ein, wird ein Verwaltungsstrafverfahren in die Wege geleitet. Dieses kann man dann zwar anfechten, allerdings unter Androhung von bis zu 3000 Euro Folgekosten. Diese ergeht bereits bei der Einforderung der Ersatzmaut, macht dem Betroffenen also nicht gerade Lust auf einen Streit um die Richtigkeit der Busse.

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