Einen «Teufelskreis», der es dem häufigsten Gehirntumor bei Kindern – dem Medulloblastom – ermöglicht, sich nach ersten Behandlungserfolgen erneut breitzumachen, haben Forscher aus Wien und Linz entdeckt.
In der Fachzeitschrift «Cancers MDPI» stellten sie ihre Ergebnisse vor. Es zeigte sich etwa, dass der heimtückische Tumor Fresszellen (Makrophagen) dazu bringt, tumorfördernde Proteine zu bilden. Medulloblastome treten mit einer Häufigkeit von 2 pro einer Million Einwohner pro Jahr auf und betreffen Kinder zehn Mal häufiger als Erwachsene. 40 Prozent der betroffenen Patienten sind jünger als 5 Jahre.
Kommt es beim Medulloblastom zu einem Rückfall, ist die Erkrankung oft trotz intensiver Therapie nicht mehr in den Griff zu bekommen, hiess es am Mittwoch in einer Aussendung der Universität Wien.
Obwohl die Wissenschaft bereits sehr viel über diesen Tumor und seine Untergruppen auf Basis genetischer Untersuchungen herausgefunden hat, sei noch relativ wenig darüber bekannt, wie sich die Krebserkrankung in ihrer unmittelbaren Umgebung – sprich den umgebenden «normalen» Zellen – verhält. Chemiker und Mediziner um Christopher Gerner von der Uni Wien haben dies nun anhand von detaillierten Analysen der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit (Cerebrospinalflüssigkeit) untersucht.
Um herauszufinden, wie sich der Tumor verhält, analysierten die Wissenschaftler den Protein-, Stoffwechsel- und Blutfett- respektive Lipidhaushalt im ihn umgebenden Gewebe – also «das Tumormikromilieu», erklärte Gerner. Dass hier die Fresszellen eine Rolle spielen könnten, wurde bereits vermutet. Die neuen Daten zeigen nun, wie sich hier ein «molekularer Teufelskreis» entwickelt, mit dem das Bild der so häufig wiederkehrenden Erkrankung besser zu erklären ist, so die Forscher.
Das Team konnte zeigen, dass Makrophagen Proteine bilden, die den Tumor direkt unterstützen. Ausserdem ertappten die Wissenschaftler diese Tumor-assoziierten Fresszellen beim Erzeugen von Lipidhormonen, die den Stoffwechsel zusätzlich zugunsten des Medulloblastoms verändern.
Zusätzlich identifizierten sie charakteristische Tumor-Marker für die Erkrankung. Die neuen Erkenntnisse könnten bei der «Entwicklung ganz neuer therapeutischer Strategien» helfen, zeigte sich Gerner überzeugt.
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