Emotionale Rede Vater von Transgender-Tochter geht im Netz viral

dpa

17.3.2021 - 13:54

Transgender haben mit vielen Ressentiments zu kämpfen – ihre Eltern ebenso. (Symbolbild)
Transgender haben mit vielen Ressentiments zu kämpfen – ihre Eltern ebenso. (Symbolbild)
Boston Globe via Getty Images

Nicht nur Transgender stossen im Leben auf Hürden, auch deren Eltern müssen viel auf sich nehmen. Ein Vater machte nun in einer Rede auf seinen Kampf für sein Kind aufmerksam – und erreichte im Netz ein Millionenpublikum.

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Der Vater einer Transgender-Tochter im US-Bundesstaat Missouri hat mit einer emotionalen Ansprache gegen Diskriminierung ein Millionenpublikum im Internet erreicht. Der Anwalt Brandon Boulware aus Kansas City legte bei einer Anhörung im Repräsentantenhaus von Missouri dar, wie schwer er sich damit tat, sein Kind als Transgender zu akzeptieren.

Er bezog damit Position gegen einen Resolutionsentwurf, nach dem Transgender-Athleten in öffentlichen Schulen und Hochschulen nicht mehr an Wettbewerben für Mädchen beziehungsweise Frauen teilnehmen dürfen sollen. In mehreren US-Bundesstaaten gibt es ähnliche Gesetzesinitiativen.

«Ich hatte ein Kind, das nie lächelte»

«Über Jahre hinweg habe ich meine Tochter nicht Mädchenkleidung tragen lassen. Ich habe sie nicht mit Mädchenspielzeug spielen lassen», sagte der vierfache Vater Boulware. «Ich habe meine Tochter gezwungen, Jungenkleidung zu tragen, sich die Haare kurz schneiden zu lassen und in Jungen-Sportmannschaften zu spielen. Warum ich das tat? Um mein Kind zu schützen. Ich wollte nicht, dass meine Tochter oder ihre Geschwister aufgezogen werden. Und um ehrlich zu sein, ich tat es auch, um mich selber zu schützen.»



Er habe die «unvermeidlichen Fragen» nicht hören wollen, warum sein Kind nicht wie ein Junge aussehe und sich so benehme, sagte Boulware. «Mein Kind war unglücklich.» Er fügte hinzu: «Ich hatte ein Kind, das nie lächelte.» Ab dem Moment, als er und seine Ehefrau ihrer Tochter erlaubt hätten, sie selber zu sein, «war sie ein anderes Kind. Und es geschah sofort. Es war eine totale Veränderung. Jetzt habe ich eine selbstbewusste, lächelnde, glückliche Tochter. Sie spielt in Mädchen-Volleyballteams. Sie hat Freundschaften. Sie ist ein Kind».

Boulware warnte, sollte der Resolutionsvorschlag umgesetzt werden, werde das «echte Auswirkungen» auch, aber nicht nur für seine Tochter haben, die dann aus Mädchenteams ausgeschlossen werde. «Ich bitte Sie, nehmen Sie das meiner Tochter und den vielen anderen da draussen, die wie sie sind, nicht weg.» Boulware sagte bereits am 3. März – dem Geburtstag seiner Tochter – bei der Anhörung aus.



Viral ging sein Video, nachdem die Bürgerrechtsorganisation ACLU den Clip verbreitete. Bis Dienstag (Ortszeit) hatten mehr als 4,6 Millionen Menschen das Video im Kurznachrichtendienst Twitter angesehen.

Biden will Transgender-Rechte stärken

Als Transgender werden Menschen bezeichnet, die sich nicht – oder nicht nur – mit dem Geschlecht identifizieren, das bei ihrer Geburt notiert wurde. US-Präsident Joe Biden setzt sich für eine Stärkung der Rechte von Transgender ein. Kurz nach seinem Amtsantritt am 20. Januar hob der Demokrat den Ausschluss von Transgender aus den Streitkräften auf, den sein republikanischer Vorgänger Donald Trump verfügt hatte.

Biden nominierte als Staatssekretärin im Gesundheitsministerium ausserdem erstmals eine Transgender-Frau für einen derart hohen Posten in der US-Regierung.



Ex-Präsident Trump hatte das Thema Transgender und Frauensport bei einem Auftritt Ende Februar angeheizt. Er warf Biden damals vor, «Frauensport zerstören» zu wollen, und behauptete: «Junge Mädchen und Frauen sind aufgebracht darüber, dass sie jetzt gezwungen werden, gegen diejenigen zu konkurrieren, die biologisch Männer sind.»