Nach drei Jahren mit steigendem Reisefieber blieb die Schweizer Wohnbevölkerung 2019 wieder öfter daheim. Im Schnitt packte jede in der Schweiz wohnhafte Person 2,9 mal die Urlaubskoffer. In den Jahren davor machten sie jeweils 3 und mehr Reisen mit Übernachtung.
88,2 Prozent der Wohnbevölkerung unternahmen im Jahr 2019 mindestens eine Reise mit einer oder mehreren auswärtigen Übernachtungen. Insgesamt belief sich die Zahl dieser Reisen auf 22,4 Millionen. Das sind 10 Prozent weniger als 2018, wie die neuste Erhebung des Bundesamts für Statistik (BFS) vom Donnerstag zeigt.
35 Prozent der Trips mit Übernachtung galten Destinationen im Inland – das hat sich nicht geändert. Bei den ausländischen Reisezielen hat Frankreich seinen Spitzenplatz in der Gunst des Schweizer Reisevolks eingebüsst: Die Anzahl der Ferien im westliche Nachbarland ging um knapp ein Viertel auf 8 Prozent aller Reisen zurück.
Am liebsten fuhren Schweizerinnen und Schweizer nach Deutschland (13 Prozent) und Italien (12 Prozent), gefolgt von Südwesteuropa und Südosteuropa. In einem Fünftel der Fälle ging es ins übrige Europa, bei 8 Prozent der Reisen lag das Ziel ausserhalb Europas.
Ticinesi bleiben vorzugsweise in der Heimat
Die Altersgruppe, die am häufigsten in den Genuss von Reisen mit Übernachtungen kam, waren die 6-14-Jährigen: Ihre Eltern sind ökonomisch an einem Punkt angekommen, wo die Familie sich Tourismus leisten kann. Deutschschweizer reisten häufiger als Romands und Ticinesi: 3 Mal gegenüber 2,8 und 2,1 Mal.
Das geringe Fernweh der Tessiner dürfte einerseits an der hohen touristischen Attraktivität der Südkantone liegen, andererseits am gehobenen Durchschnittsalter der Bewohner: Ein grosser Teil sind Alterssitz-Bewohner und Pensionierte reisen gemäss Statistik am seltensten – 1,8 mal im 2019.
Ursache – Erholung, was sonst?
Hauptgrund fürs Kofferpacken war in 63 Prozent der Fälle die Suche nach Erholung. 22 Prozent der Übernachtungsurlaube galten Verwandten und Bekannten; in diesem Sektor sind Auslandsreisen um 20 Prozent zurückgegangen. 7 Prozent der Trips waren dem Geschäftsleben geschuldet, davon führten drei Viertel ins Ausland.
Einwöchige Ferien machten die Mehrzahl aus, 69 Prozent der Urlaube dauerten 5 bis 8 Tage. Mit 3,8 Urlauben lagen 2-wöchige Ferien und solche mit zwei Übernachtungen leicht über dem Schnitt von 3. Ganz deutlich zurückgegangen sind Overnight-Trips: Die Anzahl sank um 21 Prozent, bei ausländischen Destinationen sogar um 32 Prozent. Tagesreisen gab's im Schnitt – wie 2018 – für jede und jeden zehn im Jahr.
Das Vehikel der Wahl war auch 2019 das eigene Auto (66 Prozent). Für Auslandsreisen wurde am häufigsten das Flugzeug genommen (44 Prozent), aber der eigene Schlitten war mit 42 Prozent fast genauso beliebt.
Alles wird teurer
Die BFS-Statistik zu den Reisekosten 2019 macht deutlich, warum weniger gereist wurde: Der finanzielle Aufwand liegt fast in allen Bereichen über demjenigen des Vorjahrs. Einzige Ausnahmen sind Auslands- und Winterferien, die ein My billiger geworden sind.
Auf Privatreisen mit Übernachtungen gab eine reisende Person pro Tag durchschnittlich 146 Franken aus, leicht mehr als im Jahr davor. Auch bei den Auslandsreisen lagen die täglichen Ausgaben 2019 mit 156 Franken auf einem ähnlichen Niveau wie 2018, während die Ausgaben auf Reisen in der Schweiz um 19 Prozent auf 129 Franken anstiegen. Berücksichtigt wurden jeweils die Auslagen für Transport, Unterkunft und Verpflegung sowie die übrigen Kosten, die bei einer Reise anfallen.
Mit Abstand am teuersten waren mit 224 Franken pro Person und Tag die Reisen mit Hotelübernachtungen. Wenn in der Parahotellerie übernachtet wurde, beliefen sich die täglichen Ausgaben auf 109 Franken, im Falle von Aufenthalten bei Verwandten oder Bekannten auf 68 Franken.
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