Nordkorea Hundefleisch gegen die Hitze

AP/hst

26.7.2018

Rippchen, Keule und gekochte Haut aus Hund – nicht nur viele Nordkoreaner schwören auf Hundefleisch, vor allem im Sommer. Kritik kommt von Tierschützern.

Der Sommer ist in Nordkorea keine gute Zeit für Hunde. Im Land ist es heiss, die grösste Brauerei produziert doppelt so viel Bier wie sonst, in der Hauptstadt Pjöngjang stehen Bewohner für die einheimische Eisspezialität «Bingsu» Schlange – und in den Restaurants wird Schale um Schale der kulinarischen Attraktion der Saison verkauft: würzige Hundefleischsuppe.

Beschönigend als «Dangogi» (süsses Fleisch) bezeichnet, gilt Hund in Nord- und Südkorea seit langem als gut für das Durchhaltevermögen. Es wird traditionell in der heissesten Zeit des Jahres gegessen, was dem Ausdruck «sommerliche Hundstage» eine zweite, traurige Bedeutung gibt.

Der zeitliche Höhepunkt des Verzehrs von Hundefleisch hängt vom Mondkalender ab und konzentriert sich um die «sambok», die drei heissesten Tage: In diesem Jahr den 17. und den 27. Juli sowie den 16. August. 2018 scheint die Nachfrage besonders hoch, angesichts einer Hitzewelle in vielen Teilen Ostasiens. In mehreren Städten Nordkoreas lagen die Temperaturen zuletzt bei fast 40 Grad.

«Seit alter Zeit unsere Nationalspeise»

Belastbare Statistiken sind in Nordkorea Mangelware, und das gilt auch für den Konsum von Hundefleisch. Doch in Südkorea, wo sogar Präsident Moon Jae In Hunde als Haustiere hält, werden jährlich mindestens zwei Millionen Hunde geschlachtet und gegessen, wenngleich die Beliebtheit des Fleischs zurückgeht. Viele ältere Südkoreaner glauben, dass Hundefleisch gut für die Potenz sei, doch viele jüngere Menschen dort sind entweder gegen seinen Verzehr oder haben kein Interesse daran.

Der Druck wächst, die Praxis ganz zu verbieten. Das Regionalgericht der südkoreanischen Stadt Bucheon ist kürzlich der Begründung einer Klage der Tierschutzorganisation Care (Coexistence of Animal Rights on Earth) gefolgt und hat das Töten von Hunden für Fleischgerichte für illegal erklärt. Die Tierschutzorganisation hatte gegen den Betreiber einer Hundefarm geklagt und ihm vorgeworfen, Hunde «ohne berechtigten Grund» zu töten.

Die Tierschutzorgansiation Care hat Ende Juni einen wichtigen Sieg im Kampf gegen Hundefarmen errungen.
Die Tierschutzorgansiation Care hat Ende Juni einen wichtigen Sieg im Kampf gegen Hundefarmen errungen.
Symbolbild: Care

2016 hatte Nordkoreas Diktator Kim Jong Un, die hungerleidende Bevölkerung aufgefordert, mehr Hunde zu essen. Auf beiden Seiten der Entmilitarisierten Zone werden Hunde auf Farmen ausdrücklich zur Schlachtung gezüchtet. «Es ist seit alter Zeit unsere Nationalspeise», sagt Kim Ae Kyong, eine Kellnerin im Pjöngjang-Haus des süssen Fleischs, dem grössten Restaurant für Hundespezialitäten in der nordkoreanischen Hauptstadt. «Die Menschen glauben, dass Hitze gegen Hitze hilft, deshalb essen sie Hundefleisch und würzige Hundesuppe an den heissesten Tagen. Es ist gesünder als andere Fleischsorten.» Auf der Speisekarte stehen mehr als ein Dutzend verschiedene Gerichte mit Hund, darunter Rippchen, Keule und gekochte Hundshaut.

Der Verzehr von Hundefleisch hat nicht nur auf der koreanischen Halbinsel, sondern auch in China, Vietnam, Thailand und den Philippinen eine lange Tradition. Der traditionellen chinesischen Medizin zufolge gilt der Verzehr von Hundefleisch als blutdrucksenkend. Nachgewiesen ist das, wie die kühlende Wirkung, nicht.

Trend zur Tierliebe

Doch wie bei den Nachbarn im Süden ändert sich auch in Nordkorea allmählich die Einstellung gegenüber Hunden. Immer häufiger ist zu sehen, wie Menschen in Pjöngjang und anderen Städten ihre Hunde an der Leine Gassi führen. Diesen Trend gibt es erst seit wenigen Jahren. Auf dem Land gibt es dagegen viele Streuner, die sich selbst durchschlagen müssen.

Video: Protest gegen Hundeschlachtungen in Südkorea

Wie Machthaber Kim Jong Un darüber denkt, ist nicht bekannt. Doch im Januar schenkte er dem neu renovierten Zentralzoo in Pjöngjang eigens 30 Haushunde sieben unterschiedlicher Rassen. In dem Zoo werden Hunde ähnlich wie wilde Tiere zur Schau gestellt. Das Hundezentrum dort zählt zu den beliebtesten Attraktionen. Plakate in der Nähe der Käfige erläutern, wie Hunde als Gefährten des Menschen richtig gehalten und ernährt – und nicht gegessen – werden sollten.

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