Kunst Sammlung Staechelin in der Fondation Beyeler

SDA

30.8.2019 - 15:11

Ruedi Staechelin, Kopf des Rudolf Staechelin Family Trust, vor einem der bedeutendsten verbliebenen Werke seiner Sammlung: Van Goghs «Le jardin de Daubigny» (rechts), hier einem van Gogh aus der Sammlung Beyeler gegenübergestellt.
Ruedi Staechelin, Kopf des Rudolf Staechelin Family Trust, vor einem der bedeutendsten verbliebenen Werke seiner Sammlung: Van Goghs «Le jardin de Daubigny» (rechts), hier einem van Gogh aus der Sammlung Beyeler gegenübergestellt.
Source: Keystone/Dominique Spirgi

Nach vier Jahren sind 19 Gemälde der berühmten Kunstsammlung Staechelin zurückgekehrt. Aber nicht ins Kunstmuseum Basel, wo sie über Jahrzehnte, sondern in die Fondation Beyeler, wo jetzt ein neues Kapitel der bewegten Sammlungsgeschichte geschrieben wird.

Sam Keller, Direktor der Fondation Beyeler, brachte es an der Medienführung vom Freitag auf den Punkt: «Es gibt wohl kaum eine andere Sammlung mit einer solch bewegten und bewegenden Geschichte wie die von Rudolf Staechelin.» An der Fondation liege es nun, ein neues und positives Kapitel in dieser Geschichte zu schreiben.

Den Begriff «bewegt» kann man hier durchaus wörtlich nehmen. Über Jahrzehnte hingen die kapitalen Gemälde als Leihgaben im Kunstmuseum Basel. In den 1990er-Jahren zog Ruedi Staechelin, der Enkel des Sammlers, das Konvolut aus Protest gegen die Unterzeichnung der Unidroit-Konvention gegen den illegalen Handel mit Kulturgütern durch den Bundesrat aus Basel ab. 2002 kehrte die Sammlung nach Basel zurück, bis sie 2015 nach der temporären Schliessung des Hauptbaus erneut abgezogen wurde.

Und nun also sind die Werke in der Fondation Beyeler angelangt. Eigentlich wollte sie Staechelin wieder im Kunstmuseum unterbringen. Doch dieses winkte nach den mehrfachen Abzügen und dem spektakulären Verkauf des Sammlungshighlights «Nafea faa ipopo» von Paul Gauguin im Jahr 2015 für rund 210 Millionen Dollar ab.

«Wir können die Vergangenheit nicht ändern», sagte Keller und betonte, dass die Fondation die Bilder dem Kunstmuseum nicht abgejagt habe. Vielmehr freue er sich, die verbliebenen Werke nun zeigen zu können. Zwischen dem Family Trust und dem Museum wurde ein Zehnjahresvertrag vereinbart. Darin enthalten ist, dass der Trust die Versicherungskosten und den konservatorischen Aufwand übernimmt und während der Leihdauer keine Werke verkauft.

Die Lücken der Sammlung

Die 19 Werke, die ergänzt mit einigen Gemälden aus der museumseigenen Sammlung ausgestellt sind, sind von höchster Qualität. Allen voran Picassos «Arlequin au Loup» von 1918 oder van Goghs «Le jardin de Daubigny» von 1890. Aber die Geschichte der Sammlung liegt noch immer wie ein Schleier über dem Ganzen. Wenn man die beiden Säle betritt fällt einem zuerst die Lücke auf, die der Verkauf des Gauguin-Meisterwerks hinterlassen hat.

Oder wenn man das Rad der Zeit noch etwas weiter zurückdrehen möchte, die Lücken: Gemeint sind die beiden weltberühmten Picassos «Arlequin assis» und «Les deux frères», die 1967 ebenfalls zum Verkauf standen, von der öffentlichen Hand aber aufgekauft wurden – eine Aktion die weltweit für Schlagzeilen gesorgt hatte und selbst den grossen Meister Picasso berührt hatte.

«Es ist so, die Sammlung hat schwere Verluste hinter sich», sagte Staechelin am Rande der Medienführung. Aber die Welt drehe sich weiter. «Der Gauguin ist nicht mehr in Basel, das ist schade für die Stadt, aber c’est la vie.» Er wisse selber nicht, wo es sich gegenwärtig befinde, hoffe aber dass es dereinst wieder öffentlich zu sehen sein werde.

Keller benutzte das Bild des halbvollen oder halbleeren Glases: Natürlich wüssten die Menschen, die die Geschichte der Sammlung kennen, um die Lücken. «Aber wenn man in irgendeinem Museum auf der Welt auf zwei Säle mit solchen Bildern trifft, dann richtet man sich doch nach dem aus, was da ist.»

«Sinnvolle Ergänzung und Verstärkung»

Und das, was da ist, sind neben dem erwähnten Picasso und mehreren van Goghs viele grosse Namen des Impressionismus, Postimpressionismus und der Klassischen Moderne: Paul Cézanne, Edgar Degas, Edouard Manet, Claude Monet, Camille Pissarro, Auguste Renoir und Ferdinand Hodler. Einige dieser Bilder waren als Leihgaben auch bereits in Sonderausstellungen in der Fondation Beyeler zu sehen.

Sie fügen sich denn auch ganz gut in die Museumssammlung ein. Ulf Küster, der Kurator der Sammlungspräsentation, sprach denn auch davon, dass die Werke die bestehenden Bestände bestens ergänzten und sie um interessante neue Akzente bereicherten. Das zeigt sich sehr gut bei zwei Stilleben von Cézanne oder bei van Goghs «Jardin de Daubigny», dem das Landschaftsbild «Champ aux meules de blé» aus der dem Beyeler-Bestand gegenübergestellt ist.

Die ergänzte Sammlungspräsentation dauert bis 29. Oktober. Danach werden die Leihgaben in die neue Sammlungspräsentation der Fondation integriert werden.

Die Fondation Beyeler wird die Ausstellung nicht wie gewohnt mit einer Vernissage für eine handverlesene Gästeschaft eröffnen. Vielmehr lädt das Museum die breite Bevölkerung am Wochenende vom 31. August auf 1, September dazu ein, «die Rückkehr der Staechelin-Bilder nach Basel zu feiern». Bei kostenlosem Eintritt ins Museum.

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