Lausanne
Schlafwandler können sich beim Gehen offenbar besser auf eine komplexe Aufgabe konzentrieren als Nicht-Schlafwandler. Demnach verarbeitet das Gehirn von Schlafwandlern die Bewegung offenbar anders, berichten EPFL-Forschende.
Rund drei Prozent aller Erwachsenen und über zehn Prozent der Kinder schlafwandeln. Die Bewegungen im Schlaf können dabei von einfachen Gesten bis zu komplexen Bewegungsabläufen gehen.
Mithilfe von virtueller Realität (VR) haben Forschende der ETH Lausanne (EPFL) nun entdeckt, dass Schlafwandler im Wachzustand einen Vorteil gegenüber Nicht-Schlafwandlern haben könnten: Sie können beim Gehen besser multi-tasken, wie Wissenschaftler um Olaf Blanke im Fachblatt "Current Biology" berichten.
Besser bei komplexen Aufgaben
Im Experiment mit Schlafwandlern und Nicht-Schlafwandlern gingen die - für die Studie wachen - Teilnehmenden durch einen Raum, während sie einen Avatar ihrer selbst durch einen virtuellen Raum gehen sahen. Teilweise manipulierten die Forscher jedoch die Bewegungsrichtung des Avatars, um die Probanden zu einer Anpassung ihrer Gehrichtung zu bringen.
Als sie den Teilnehmen noch zusätzlich die Aufgabe stellten, in Siebener-Schritten von 200 abwärts zu zählen, zeigte sich ein deutlicher Unterschied: Die Nicht-Schlafwandler gingen deutlich langsamer, während die Schlafwandler ihr Gehtempo beim Zählen nicht reduzieren mussten. Letztere konnten auch besser auf Änderungen des VR-Feedbacks reagieren, das sie sahen.
Die Fähigkeit, im Schlaf komplexe Bewegungen auszuführen, scheint somit auch mit der Bewegungskontrolle im Wachzustand zusammenzuhängen, schrieb die EPFL in einer Mitteilung. Das gebe neue Einblicke in diesen noch immer rätselhaften Dämmerzustand.
Diagnose im Wachzustand
Zudem liefern die Ergebnisse wichtige Biomarker, um Schlafwandler zu erkennen während diese wach sind, so Blanke. Eventuell wäre eine Diagnose so auch ohne Übernachtung im Schlaflabor möglich.
Über die Ursachen des Schlafwandelns ist bisher noch wenig bekannt, jedoch scheint es mit einem nicht vollständig ausgereiften zentralen Nervensystem in Verbindung zu stehen. Früheren Studien zufolge gibt es dabei auch eine erbliche Komponente: Das Phänomen taucht in Familien gehäuft auf.
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