Kritik am Black FridayGreta Thunberg: «Kauft kein Zeug, das ihr nicht braucht»
SDA/dpa/uri
27.11.2020 - 12:50
Die Rabattschlacht am heutigen Black Friday ist gestartet. Doch während sich die einen auf Schnäppchen stürzen, kritisieren andere den Konsumwahn – allen voran Greta Thunberg.
Klimaaktivistin Greta Thunberg hat dazu aufgerufen, am umsatzstarken Einkaufstag Black Friday nicht unnütz einzukaufen. «Überkonsum zerstört die gegenwärtigen und künftigen Lebensbedingungen und den Planeten selbst», schrieb die 17-jährige Schwedin am Freitag auf Twitter und Instagram. «Kauft kein Zeug, das ihr nicht braucht.»
Auch in der Schweiz folgen viele Detail- und Onlinehändler diesem Motto und machen nicht beim Black Friday mit. «Wer sich das ganze Jahr für faire Preise und nachhaltige Produktion einsetzt, kann diese Marketingmasche nicht befürworten», schreibt etwa der Verein Fashion Revolution, der sich für eine faire und ökologische Modeindustrie einsetzt, auf seiner Webseite.
Stattdessen hat er den «Colorful Friday» ins Leben gerufen, bei dem die teilnehmenden Shops freiwillig 10 Prozent ihres Tagesumsatzes für ein sinnvolles Projekt spenden können. Für die Kunden bleiben die Preise hingegen gleich.
Auch am sogenannten «Fair Friday» geben rund 160 Geschäfte, darunter beispielsweise der Buchhändler Orell Füssli, ihren Kunden die Möglichkeit, auf einen Rabatt zu verzichten und stattdessen einen Betrag zugunsten von Caritas zu spenden.
«In der Schweiz leben mehr als eine halbe Million Menschen, darunter 100'000 Kinder, in Armut», heisst es auf der Webseite der Aktion, die vom Westschweizer Buchhändler Payot ins Leben gerufen wurde.
Tauschen statt kaufen ist bei der Taschenmarke Freitag angesagt: Sie geht gegen übermässigen Konsum vor mit einer Plattform, auf der die Kunden untereinander ihre Taschen tauschen können. Der Onlineshop wird am Black Friday hingegen gar komplett heruntergefahren.
Umwelt und Arbeiter leiden
Kritik am Konsumtag kommt aber nicht nur aus dem Detailhandel selbst, sondern auch von Umweltorganisationen wie etwa Greenpeace oder der Klimastreikbewegung, die immer wieder darauf hinweisen, dass durch den übermässigen Konsum grosse Schäden an der Umwelt entstünden.
Aber auch die Situation der Arbeitnehmer sorgt für Kritik. «Leidtragende dieses von Unternehmen geförderten Konsumrausches sind die Arbeitnehmenden, die die bestellten Produkte unter riesigem Zeitdruck verpacken, transportieren und ausliefern müssen», schreibt etwa die Gewerkschaft Unia in einer Mitteilung zur Situation in der Logistik.
«Dumpingpreise vermitteln den Eindruck, dass ein Produkt nur sehr wenig kostet. Doch die Kosten fallen an einem anderen Ort oder in einer anderen Zeit an», ergänzt Iwan Schauwecker, Sprecher von Solidar Suisse, auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Besonders die Angestellten mit Tiefstlöhnen in den asiatischen Fabriken oder eben in unseren Logistikzentren würden darunter leiden.
Wolle man ein Produkt kaufen, solle man sich fragen, ob man es wirlich brauche und ob es auch nach einigen Monaten noch nützlich sei, rät Schauwecker. Und um auch die Läden auf Nachhaltigkeit aufmerksam zu machen, solle man kritisch sein: «Fragen Sie beim Shopping nach, wie eine Ware produziert wird. Vielleicht ist die Antwort nicht befriedigend, aber sie senden als kritische Konsumentin oder kritischer Konsument jedes Mal auch ein Signal.»
Kunden wären gerne nachhaltige Einkäufer
Viele Kunden sind nämlich keine Fans der Rabattschlacht. Laut einer Umfrage des Portals Blackfridaydeals.ch wollen knapp die Hälfte der Schweizer den Marketing-Event, der vor fünf Jahren aus den USA importiert wurde, abschaffen.
Gesellschaftlich wichtige Themen wie Klimaerwärmung und Überkonsumation würden den Tag in den Hintergrund rücken, heisst es als Begründung. Dem entgegen steht allerdings, dass in den letzten Jahren am Black Friday so viel eingekauft worden ist, wie an keinem anderen Tag im Jahr.
Dafür gibt es jedoch eine wissenschaftliche Erklärung: Den Intention-Behaviour-Gap. «Die Leute wollen zwar nachhaltig einkaufen, wenn es dann aber um das eigene Portemonnaie geht, entscheiden sie sich trotzdem für das günstigere Angebot», sagt Marc Linzmajer, Wissenschaftler an der Universität St. Gallen (HSG), zur Nachrichtenagentur AWP.
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