Die Collyer-Brüder gruben Tunnel in ihre Müllberge Sie hausten und starben im Müll: So lebten die grössten Messies der Welt

tsch

21.3.2018

Ihre tragische Geschichte geriet zum Inbegriff des Messietums: Ende der 40er-Jahre horteten zwei Brüder in New York Unmengen an Müll, in dem sie schliesslich starben.

Sie gelten heute als die bekanntesten Messies der Welt: Die Brüder Collyer lebten einst im New Yorker Stadtteil Harlem zurückgezogen in einer Villa, die sie von oben bis unten zugemüllt hatten.

An der Fifth Avenue, Ecke 128th Street, stand das Haus der Familie, deren Vater Herman seine Cousine Susie heiratete. Die Ex-Opernsängerin und der exzentrische Gynäkologe bekamen zwei Kinder: Homer und Langley Collyer.

Nachdem die Ehe zerbrochen und der Vater weggezogen war, lebten die Brüder zunächst mit ihrer Mutter in der alten Villa. Nach deren Tod 1929 führten die beiden in dem Haus ohne Strom, ohne fliessendes Wasser und ohne Telefonanschluss ein Einsiedler-Leben.

Im Laufe der Jahre sprach es sich herum, dass die beiden Sonderlinge ihr Heim mit Zeitschriften, Schrott und Ramsch zumüllten. Oft kam es zu Steinwürfen und Einbruchsversuchen, weshalb die Brüder die Fenster zunagelten und die Villa zur Festung ausbauten.

Leichengeruch im Haus

Völlig aus der Gesellschaft zogen sich die beiden ab 1933 zurück, als Homer erblindete. Langley blieb bei ihm und kümmerte sich um seinen auch an Rheuma erkrankten Bruder. Nur nachts ging er raus zum Schrottsuchen und Wasserholen. Im Haus selbst gruben die beiden Tunnel durch den Müll.

Die Geschichte der beiden Messies in Harlem endete fast 15 Jahre später tragisch. Der Name Collyer war in der Nachbarschaft schon lange bekannt, als am 21. März 1947 ein Notruf bei der Polizei einging und von Leichengeruch aus dem Haus der Familie berichtete.

Nachdem sich die Beamten durch Berge von Gegenständen und Müll gewühlt hatten, der bis unter die Decke aufgetürmt war, entdeckten sie tatsächlich die Leiche von Homer. Der ältere Bruder war verhungert; von Langley gab es keine Spur.

Selbst das FBI fahndete nach dem jüngeren Bruder, der auch zur Beerdigung von Homer nicht anwesend war. Eine Woche danach die Gewissheit: Auch Langley war unter dem Müll verhungert. Vermutlich war er in eine seiner gegen Einbrecher errichteten Fallen getappt und vor Homer gestorben.

Schwierige Räumung

Die Räumung des Hauses erwies sich als kompliziert. 120 Tonnen Zeitschriften mussten entfernt werden, ausserdem 14 Flügel, Klaviere, eine Orgel, Spielzeug, Waffen, Kinderwagen und Autoteile. Das Gebäude wurde schliesslich abgerissen, heute steht an seiner Stelle der Collyer-Bros-Park.

Das Bruder-Paar geriet zum Inbegriff der Messies. Wird die New Yorker Feuerwehr heute zu einem vollgeramschten Haus gerufen, heisst dieser Notruf intern noch immer «Collyer Mansion».

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