Die Solothurner Literaturtage feiern am Auffahrtswochenende ihr 40-jähriges Bestehen - unter anderem mit abendlichem "literarischem Flanieren": Konzerten, Spoken-Word-Veranstaltungen und Partys draussen, in Bars und anderen Lokalen.
So spielen die Bands "Rächt Extrem" und "Fedora Saura" zum Tanz auf und Raphael Urweider betreibt mit Dichterkollegen in einer Bar lyrisches Flaschendrehen - was immer das ist.
Am Freitagabend feiert "Kosovë is everywhere" - die aktuelle Variante von "Bern ist überall" - Plattentaufe mit einer Balkanparty und Andreas Storm unterzieht Bots dem Turing-Test. Das heisst, er prüft, wie erfolgreich Computer dem Menschen vorgaukeln können, sie seien selber menschlich.
Am Samstagabend gibts unter anderem Hörspiele in einer Absinth-Bar und ein Tätschquiz für Besserwisser. Höhepunkt ist eine Jubiläums-Disco im Kino im Uferbau, bei der Autorinnen, Übersetzer, Verlegerinnen und andere Literatur-Affine auflegen.
Franz Hohler und Peter Bichsel
Ansonsten Business as usual: 60 Schweizer Autorinnen und Autoren und zwölf Schreibende aus Frankreich, Irland, der Niederlande, Israel, Deutschland, Italien, Österreich und dem Irak werden erwartet. Geboten werden etwa 150 Veranstaltungen, gerechnet wird mit etwa 16'000 Eintritten.
Eröffnet wird das Lesefest am Auffahrts-Abend mit einem viersprachigen Festakt, unter anderem mit Franz Hohler, der bereits bei den allerersten Literaturtagen dabei war. Ebenfalls einer der Gründungsmitglieder ist Peter Bichsel. Er sowie Francesco Micieli, Rolf Niederhauser - ebenfalls Literaturtage-Pioniere - stellen sich in sogenannten "Jubiläumsgesprächen" den Fragen der jüngeren Autorengeneration.
Die mittlere Deutschschweizer Generation wird vertreten unter anderem von so bekannten Schreibenden wie Peter Stamm, Melinda Nadj Abonji, Pedro Lenz, Arno Camenisch, Guy Krneta, Gion Mathias Cavelty und Christian Uetz. Ein kräftiges Zugpferd dürfte zudem "Hunkeler"-Autor Hansjörg Schneider sein, der eine Hommage zum 80. Geburtstag bekommt.
Vielversprechend ist anders
Klein, aber fein ist die Auswahl an ausserschweizerischen Autoren: Auf dem Programm stehen etwa der irische Man-Booker-Preisträger John Banville, die niederländische Autorin Margriet de Moor, der israelische Autor Assaf Gavron sowie der marokkanische Schriftsteller Mahi Binebine. Aus dem deutschsprachigen Raum sind die Deutsche Anja Kampmann und der Österreicher Robert Prosser eingeladen; beide waren dieses Jahr für den Leipziger Buchpreis nominiert.
Drei Debatten und vier Literaturgespräche sind überdies geplant: "Die Balkan-Kriege - wie geht die Literatur damit um?", fragt ein Podium, "70 Jahre seit der Staatsgründung Israel" beleuchtet ein anderes und "Die Stimme der Verlierer" - ein immer wieder beliebter literarischer Topos - wird analysiert.
Wenig erstaunlich auch die Themen der Literaturgespräche: Es wird über "Autobiografisches Schreiben", "Das Dokumentarische im Literarischen", "Naturlyrik" und "die Rolle der Tiere" gesprochen. Auch die Krise des "Critical Writing" kommt nicht unerwartet aufs Tapet.
Überraschungen dürfte man eher auf Nebenschauplätzen erleben: beispielsweise bei einer szenischen Lesung von Songtexten von Züri West oder während der Familienmatinée vom Sonntag mit Linard Bardill.
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