Gruseliges «Sonnenkind»Diese Fukushima-Statue lässt Japan lästern
sda/phi
14.8.2018
Es strahlt über das ganze Gesicht und der Zähler zeigt 0 an, obwohl die Erde immer etwas radioaktiv ist: Das «Sonnenkind» in Fukushima gibt zu Reden.
Ein Versuch der künstlerischen Aufarbeitung des Atom-Desasters sorgt in Fukushima für Spott und Unverständnis. Seit kurzem grüsst die mehr als sechs Meter hohe Statue eines Kindes im Strahlenschutzanzug die Besucher am Bahnhof der japanischen Stadt. Der Künstler Kenji Yanobe gab seinem Werk den Titel «Sonnenkind» und will es als Symbol der Hoffnung verstanden wissen.
Viele Bürger finden es aber geschmacklos und machten im Internet ihrem Unmut Luft. Ein Nutzer bezeichnete die Figur im Comic-Stil als «wirklich gruselig». Ein anderer ärgerte sich, dass die Statue nichts an Fukushimas «schrecklichem Ruf» ändere und die Bemühungen zur Überwindung der Strahlenfolgen verhöhne.
Unmöglicher Zählerstand
Auch wissenschaftliche Einwände gab es: Das «Sonnenkind» trägt einen Zähler, der die Zahl «000» anzeigt – offenbar um zu verdeutlichen, dass es keine radioaktive Strahlung mehr gebe. Wegen der natürlichen Strahlung der Erde ist ein solcher Zählerstand aber nicht möglich.
Die Kritik veranlasste Künstler Yanobe zu einer schriftlichen Entschuldigung. «Meine Absicht war es, eine glänzende Hoffnung für die Zukunft zu zeigen», schrieb er. Aus diesem Grund habe das «Sonnenkind» seinen Strahlenhelm abgesetzt, trage ihn in der Hand und richte den Blick gen Himmel.
In den 50er-Jahren blühte die Bergarbeiterstadt Wittenoom , heute ist sie verlassen: Sie ist komplett asbestverseucht.
Bild: Dukas
Heather McGarrity traut sich trotzdem zurück in ihre Heimatstadt - weil sie als Todkranke nichts mehr zu verlieren hat.
Bild: Dukas
Schon Heathers Vater starb an der Lungenkrankheit, die 2000 auch bei ihr diagnostiziert wurde.
Bild: Dukas
Auch ihre Mutter verstarb an den Folgen der Asbestvergiftung.
Bild: Dukas
Nachdem die Asbestmine 1966 geschlossen wurde, zogen die meisten Einwohner der Stadt fort.
Bild: Dukas
Heute gleicht Wittenoom einer Geisterstadt.
Bild: Dukas
Busse verrosten am Strassenrand.
Bild: Dukas
Die alten Gebäude verfallen.
Bild: Dukas
Dennoch kommen immer wieder Katastrophentouristen in den Ort, den die australische Regierung als ihr Tschernobyl sieht.
Bild: Dukas
Angeblich auch positive Reaktionen
Fukushimas Bürgermeister Hiroshi Kohata erklärte, er nehme die Kritik an, wolle aber dennoch an der Statue festhalten. Für ihn verkörpere das Werk «Stärke im Angesicht von Widrigkeiten», behauptete er. Er betonte, dass es auch positive Reaktionen von Kunstliebhabern gebe.
Im Atomkraftwerk Fukushima kam es im März 2011 nach einem schweren Erdbeben und einem Tsunami im März 2011 zur Kernschmelze. Radioaktivität trat aus und verseuchte weite Gebiete. Es war das schwerste Atomunglück seit Tschernobyl 1986. In den meisten Gebieten der Katastrophenregion ist die Strahlung inzwischen wieder auf einem normalen Stand. Ein Sperrgebiet um den Unglücksreaktor darf aber weiterhin nicht betreten werden.
Mit einem Infrarotfilter gelangen dem Fotografen Vladimir Migutin beeindruckende Aufnahmen von Tschernobyl und Umgebung: Unter diesem Sarkophag steht das explodierte Atomkraftwerk.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Das Duga-Radarsystem wurde als Teil des sowjetischen Frühwarnsystems vor Raketenangriffen verwendet.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Das 26 Meter hohe Riesenrad im Vergnügnungspark von Prypjat steht seit 30 Jahren still.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Auf einem Weg der Erinnerung stehen die Schilder aller Ortschaften, die nach der Nuklearkatastrophe evakuiert wurden.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Menschen hat er keine gesehen: Doch Fotograf Vladimir Migutin entdeckte in der Todeszone immer wieder Tiere, wie diesen zutraulichen Fuchs, der von Touristen den Namen Simon verpasst bekam.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
In der Konzerthalle von Prypjat wird schon lange keine Musik mehr gespielt.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Auch der Autoscooter im Vergnügungspark steht still.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
«The Bucket» heisst der riesige Baggergreifarm, der einst auf dem radioaktiv verseuchten Gelände zum Einsatz kam.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Ein Trolleybus rostet in vor sich hin.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Vor dem Super-Gau von Tschernobyl am 26. April 1986 lebten in Prypjat knapp 50'000 Menschen. Heute ist der Ort eine Geisterstadt.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Nur in der Erinnerung ist die Schwimmhalle von Prypjat noch mit Leben erfüllt.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Ebenso die Sporthalle.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Die Natur freilich erobert sich den Ort zurück.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Schmetterlinge geniessen die ungestörte Ruhe, ahnungslos ob der Tragödie von 1986.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Familien mussten damals das Gebiet nach der Reaktorkatastrophe Hals über Kopf verlassen. Zurück blieben stumme Zeugen des nuklearen Exodus.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Vladimir Migutin (32) hat sich auf Infrarot-Fotografie spezialisiert, eine Technik, die es erlaubt, feinste Details herauszuarbeiten.
Bild: Dukas / Vladimir Migutin
Migutin lebt in Israel: Sein Trip in die verbotene Zone von Tschernobyl sei eine spontane Idee gewesen, sagt er.
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