Koki Tanaka zeigt ab Samstag im Migros Museum für Gegenwartskunst in Zürich seine neueste Arbeit: das Road Movie "Vulnerable Histories" (2018). Der 1975 geborene japanische Künstler wendet sich damit gegen grassierenden Rassismus und zeigt Lösungen auf.
Im Dialog können rassistische Vorurteile abgebaut werden. Davon ist Koki Tanaka überzeugt. Er konzentriert sich deshalb auf das Gespräch, auf das menschlich Verbindende.
Protagonisten seines mehrteiligen Road Movie "Vulnerable Histories" sind die in Japan ansässige Zainichi-Koreanerin Woohi Chung und der Schweizer Christian Hofer, dessen japanische Urgrosseltern um 1900 in die USA immigrierten.
Warum dieses Zusammentreffen? In der japanischen Bevölkerung gibt es starke Ressentiments gegenüber den Zainichi-Koreanern, die seit mehreren Generationen in Japan ansässig sind. Die Zainichi seien Nutzniesser des japanischen Staates, heisst es.
Dieser Vorwurf ist erwiesenermassen haltlos, was jedoch die Hetze gegen die koreanische Gemeinschaft insbesondere auch im Internet nicht verhindert. Zainichi werden als "Kakerlaken" beschimpft, zur Rückkehr nach Korea aufgefordert und sogar mit dem Tod bedroht.
Koki Tanaka hat nun zwei junge Leute aus diesen Volksgruppen zusammengeführt. Sie kannten sich nicht, trafen sich zum ersten Mal in Tokio, führten hier an verschiedenen Orten Gespräche über ihre Geschichte, ihre Lebenszusammenhänge und dokumentierten ihre Herkunft mit persönlichen Bildern. Zuvor tauschten sie Briefe aus, die wie die Fotografien und andere Dokumente in der von Heike Munder kuratierten Ausstellung zu sehen sind.
Die Gespräche in englischer Sprache hat Koki Tanaka gefilmt. Insgesamt dauern die Filme zwei Stunden. Sie porträtieren zwei Menschen, die sich aufgrund der aktuellen Situation in Japan mit grossen Vorteilen begegnen müssten. Das tun sie nicht. Im Gegenteil. "Vulnerable Histories" zeigt eindringlich, dass gemeinsames Reden und Kochen ein wertschätzendes Zusammenleben begünstigt und fördert.
Pipilotti Rist in der Sammlung
Die zweite Ausstellung im Migros Museum wirft einen Blick in die hauseigene Sammlung. Erstmals stellt die Kuratorin Nadia Schneider die Videoinstallation "Show a Leg (Raus aus den Federn)" von Pipilotti Rist aus. Seit 2010 ist das Werk, das 2001 in Glasgow entstanden ist, Teil der Sammlung.
Alles, was die spätere Arbeitsweise von Pipilotti Rist ausmacht, ist in dieser Installation angelegt. Rist liebt bewegte Bilder mit starken Frauen, die sie aus dem Korsett der Leinwand befreit und zu ihrem unverwechselbaren eingängigen Soundtrack im Raum wandern lässt. Mitunter fallen diese Videoprojektionen auf den Boden des Raums, auf kleine Stühle und vor allem auf die transparenten Netzvorhänge, die den Raum in allen Himmelsrichtungen bevölkern.
Wie alle Installationen von Pipilotti Rist ist auch "Show a Leg (Raus aus den Federn)" ein visuelles Ereignis der besonderen Art. Die Arbeit ist vielleicht weniger dicht als spätere, dafür ist sie federleicht und lässt einen den Raum geradezu beschwingt verlassen.
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