Günter Papendell als Hofkapellmeister und Flurina Stucki als seine Frau in Herbert Fritschs Inszenierung von Richard Strauss' Opernkomödie "Intermezzo".
Theaterdirektor Benedikt von Peter begrüsst das Publikum im "ausverkauften" grossen Haus des Theaters Basel.
Theater Basel spielt mit Rarität von Richard Strauss wieder live - Gallery
Günter Papendell als Hofkapellmeister und Flurina Stucki als seine Frau in Herbert Fritschs Inszenierung von Richard Strauss' Opernkomödie "Intermezzo".
Theaterdirektor Benedikt von Peter begrüsst das Publikum im "ausverkauften" grossen Haus des Theaters Basel.
Mit der Opern-Komödie «Intermezzo» von Richard Strauss hat das Theater Basel den Live-Spielplan wieder aufgenommen. In seiner Inszenierung überzeugte der ebenso gefeierte wie berüchtigte Slapstick-Berserker Herbert Fritsch mit einer höchst stimmigen Personenführung.
Das grosse Haus des Theater Basel war am Donnerstag ausverkauft. Eine überragende Marketingleistung des Dreispartenhauses war hierfür nicht nötig, denn die bundesrätlichen Schutzmassnahmen haben eine Obergrenze von 50 Zuschauerinnen und Zuschauern festgeschrieben- und das in einem Saal mit über 900 Plätzen. Diese Fünfzig gaben sich nach drei Stunden aber alle Mühe, beim Schlussapplaus zu klingen, als wäre das Publikum zehnmal so gross gewesen.
Das Theater Basel nahm nach den Lockerungen des Bundesrats seinen Live-Spielplan zwei Tage nach den Theatern in Bern, Luzern und St Gallen wieder auf – aber bevor Schauspiel- und Opernhaus Zürich sich von ihrem pandemiebedingten Streaming-Phase wieder aufs Live-Geschehen zurückbesinnen werden. Der bestens gelaunte Theaterdirektor Benedikt von Peter beruhigte vor der Vorstellung das Publikum: «Alle Sänger sind gestestet – die Sängerinnen ebenfalls.»
Zur Premiere kam die selten bis kaum je aufgeführte Opern-Komödie «Intermezzo» von Richard Strauss. Der vor allem für konflikt- und blutreiche mythische und biblische Tragödien bekannte Komponist der Spätromantik hatte hier ein selber erlebtes Ehedrama zu einer musikalische Komödie verarbeitet – mit einer Story, die an Banalität kaum zu überbieten, musikalisch aber ausgesprochen einnehmend ist.
Inhaltlich geht es um eine Ehekrise, die durch eine verirrte Depesche einer Kurtisane ausgelöst wird. Soweit, so wenig. Das Faszinierende an der Oper ist, dass Strauss – hier auch als Librettist – alltägliche Dialoge in einen pathetisch-musikalischen Rahmen gepackt hat.So banal die Dialoge sind, so tiefschürfend emotional kommt die Musik daher – mit vielen sinfonischen Zwischeneinlagen, welche die Stimmungslagen untermalen.
«Turbo-Kasperl» Herbert Fritsch als Regisseur
Mit Herbert Fritsch hat das Theater Basel einen Regisseur mit dem Ruf eines «Turbo-Kasperls» ("Süddeutsche Zeitung") mit der Inszenierung betraut. Als ausufernder Slapstik-Impresario präsentiert er sich in seiner szenischen Bearbeitung (Regie und Bühne) von «Intermezzo» aber nicht – oder nur ansatzweise. Fritsch zeigt höchsten Respekt vor der Musik und hat sich auf eine atmosphärisch dichte und detailintensive Stimmungs- und Personenführung konzentriert.
Und das ist ihm mit den überzeugend spielfreudig auftretenden (und musikalisch einnehmenden) Sängerinnen und Sängern bestens gelungen. Statt den oftmals wechselnden Handlungsorten gibt es einen weiten und mit Ausnahme eines pinken Flügels leeren Einheitsraum in glänzender Bonbon-Farbigkeit – eine Art Labor der bürgerlichen heilen Scheinwelt. Und über dem ganzen schwebt ein monströser Lampenschirm, der sich wie ein Stimmungsbarometer neigt und senkt.
In diesem Raum sind die Protagonistinnen und Protagonisten auf sich alleine gestellt. Requisiten gibt es keine, alles muss sich in Gestik und Körperlichkeit ausdrücken. Das Ensemble, allen voran Günter Papendell und Flurina Stucki als Ehepaar, meistert diese Herausforderung glanzvoll und mit höchster Präzision. Einen überzeugenden Auftritt hat auch das Sinfonieorchester Basel unter der Leitung von Clemens Heil.
Seine bekannte Handschrift als Slapstick-Choreograf kann Fritsch in den vielen sinfonischen Zwischenspielen ausspielen, die er mit zum Teil hinreissenden, aber nicht niemals ausufernden pantomimisch-tänzerischen Einlagen szenisch untermalt.
Am Schluss des rund dreistündigen Abends ist sowohl dem Ensemble als auch dem Publikum die grosse Freude an der Live-Begegnung anzumerken. Endlich wieder Theater.