Strafvollzug Thorberg-Leitung prüft Schaffung eines "Beziehungszimmers"

SDA

24.11.2017 - 17:37

Blick in eine Zelle der Justizvollzugsanstalt Thorberg: Die Thorberg-Geschäftsleitung anerkennt die Forderung von Häftlingen nach einem Beziehungszimmer. (Archivbild)
Blick in eine Zelle der Justizvollzugsanstalt Thorberg: Die Thorberg-Geschäftsleitung anerkennt die Forderung von Häftlingen nach einem Beziehungszimmer. (Archivbild)
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Die Leitung der Berner Justizvollzugsanstalt Thorberg geht auf eine Forderung streikender Häftlinge ein. Sie prüft die Schaffung eines Raums, in dem Insassen beispielsweise mit ihren Partnerinnen intime Kontakte haben können.

Gefängnisdirektor Thomas Egger sagte am Freitag vor den Medien in Bern, es gebe aber noch viele offene Fragen. Deshalb habe die Direktion entscheiden, zuerst einmal ein Konzept ausarbeiten zu lassen. Es soll Fragen zu Bedarf, Nutzung, Standort, Priorisierung und Finanzierung beantworten.

Es dürfte beispielsweise nicht sein, dass der Clan eines Eingewiesenen Frauen anweisen könnte, im Beziehungszimmer "hinzuhalten", sagte Egger dazu.

In den Strafanstalten Pöschwies ZH und Bostadel ZG gibt es bereits sogenannte Beziehungszimmer. Egger sagte dazu, das seien moderne Gebäude. In Thorberg hingegen belegt die Justizvollzugsanstalt teilweise historische Gebäude.

Weitere Forderungen abgelehnt

50 der rund 180 Insassen des Thorbergs traten am vergangenen Freitag in einen Streik, was bedeutet, dass sie die ihnen zugewiesene Arbeit verweigerten. Die 50 Streikenden wollten auch mehr zu essen, einen höheren Lohn und laut einer Mitteilung der bernischen Polizei- und Militärdirektion vom Freitag auch Verbesserungen im Gesundheitsdienst und der Freizeit.

Am Montag übergaben die Streikenden der Gefängnisleitung einen entsprechenden Forderungskatalog.

Auf diese restlichen Forderungen geht die Gefängnisleitung nicht ein. Die meisten Forderungen beruhten auf falschen Daten und Annahmen der Eingewiesenen, heisst es in in der Mitteilung. Auf dem Thorberg würden alle Anforderungen des Strafvollzugskonkordats Nordwestschweiz eingehalten.

Streikende verlegt oder eingeschlossen

Acht der Streikenden wurden am Montagnachmittag von der Berner Kantonspolizei von den anderen Gefangenen isoliert und in andere Institutionen verlegt. Die übrigen wurden am Montagabend in ihre Zellen eingeschlossen und dürfen seither keine elektronischen Medien mehr benutzen.

Sie haben allerdings weiterhin Anrecht auf eine Stunde Aufenthalt im Freien, wie Egger sagte, aber beispielsweise keinen Zugang mehr zu Freizeitangeboten.

Die Gefängnisleitung gehe davon aus, dass alle Häftlinge am Montag die Arbeit wieder aufnähmen, steht in der Mitteilung weiter. Am Freitagnachmittag wurden auch die Häftlinge über die Entscheide der Gefängnisleitung informiert.

Am Montagmorgen wird die Zelleneinschliessung aufgehoben. Sollten die Häftlinge am Montag aber nicht zur Arbeit erscheinen, drohen den Streikenden weitere disziplinarische Massnahmen.

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