Zürcher Tierschutz schlägt Alarm Tierquälerei: Haustiere werden oft halbtot ins Tierhaus abgeschoben

uri

11.6.2018

Wie «Wegwerfware» werden sie behandelt – in katastrophalem körperlichen Zustand werden immer mehr Haustiere ins Tierheim abgeschoben. Der Zürcher Tierschutz schlägt nun Alarm.

Kater Tommy etwa, der vor den Türen des Zürcher Tierschutzes ausgesetzt wurde, sei «brandmager und völlig dehydriert» gewesen, nachdem er sich aus seinem Körbchen gekämpft habe, schreibt der Zürcher Tierschutz in einer Medienmitteilung. Das Tier habe zudem unter «starkem Augen- und Nasenausfluss» gelitten. Dem todkranken Tommy habe man nicht mehr helfen können. Im Tierspital wurde er am nächsten Tag eingeschläfert.

Und Tommy ist vielleicht ein besonders drastischer, aber bei weitem kein Einzelfall, wie das Tierhaus weiter berichtet. Seit rund einem Jahr würden sich solche Extremfälle nämlich häufen: Zehn Katzen, sieben Kleintiere und ein Hund seien in diesem Zeitraum in ähnlicher Weise betroffen gewesen.

Täglich gravierende Fälle

Der Hund habe wegen einer starken Zahnfleischentzündung fast nicht mehr fressen können, drei Kaninchen hätten ein so verfilztes Fell gehabt, dass sie darunter grossflächige Hautinfektionen aufwiesen. Bei zwei Meerschweinchen seien die Krallen aufgrund mangelnder Pflege bereits so lange gewesen, dass sie nun bereits in die Pfoten hineingewachsen seien.

Wegen extrem unhygienischem Einstreu hätten sich zudem ihre Genitalen entzündet. Eine Ratte wurde mit so schwerer Atemnot abgeliefert, dass sie fast erstickt sei und ein Hamster sei so stark von Parasiten befallen gewesen, dass er sich an «ganzen Körper wundgekratzt» habe.

Und fast täglich werde man beim Zürcher Tierschutz mit etwas weniger gravierenden Fällen konfrontiert: Üblich sei verfilztes Fell, überlange Krallen und extremer Zahnstein, der unbehandelt zu Zahnfleisch- und Kieferhöhlenentzündungen führen könne. Alte Katzen, die häufig Durchfall hätten oder erbrechen müssten, würden nicht rechtzeitig zum Tierarzt gebracht, der ihnen helfen könne. Stattdessen schiebe man sie in krankem Zustand ins Tierheim ab.

Mangel an «Verantwortungsbewusstsein, Wissen und Empathie»

Der Tierschutz meint, dass es vielen Heimtierhaltenden offensichtlich an «Verantwortungsbewusstsein, Wissen und Empathie» mangele. Diese seien sich ihrer «Verantwortung nicht bewusst» und verfügten nicht über das «Interesse, sich über die tiergerechte Haltung zu informieren».

Zum «ABC einer liebevollen Tierfürsorge» gehöre die tägliche Tierbeobachtung, regelmässige Gewichtskontrollen und Gesundheitschecks beim Tierarzt. Auch auf körperliche Veränderungen und untypisches Verhalten bei den Haustieren sei zu achten, denn hierbei handle es sich um Alarmzeichen. Wer diese nicht erkenne, sei ungeeignet, Tiere zu halten.

Auch weist der Zürcher Tierschutz darauf hin, dass die Vernachlässigung von Tieren eine Form der Tierquälerei sei, die nach Artikel 4 des Tierschutzgesetzes strafbar ist. Man selbst verzichte jedoch auf Anzeigen, «weil die Tiere sonst gar nicht mehr abgegeben würden und noch länger leiden müssten.»

Erfahrungsgemäss haben die Tierschützer in den nächsten Monaten alle Hände voll zu tun. In der Ferienzeit werden besonders viele Tiere ausgesetzt, weil sich manche Urlauber nicht darum kümmern wollen, dass jemand für ihre Tiere sorgt.

Bilder aus der Schweiz
Zurück zur Startseite