Fotoausstellung Umbruch und Aufbruch nach 1970

SDA

14.11.2019 - 15:13

Die Fotografie «Räume IV» (1985) von Cécile Wick ist Teil der Ausstellung «Die neue Fotografie. Umbruch und Aufbruch 1970-1990» im Kunsthaus Zürich
Die Fotografie «Räume IV» (1985) von Cécile Wick ist Teil der Ausstellung «Die neue Fotografie. Umbruch und Aufbruch 1970-1990» im Kunsthaus Zürich
Source: Cécile Wick

Mit einer kleinen, aber feinen Foto-Ausstellung wirft das Kunsthaus Zürich einen Blick zurück auf die spannenden 1970er- und 1980er-Jahre. Die Schau dauert vom 15. November bis 9. Februar.

Die Ausstellung mit dem Titel «Die neue Fotografie. Umbruch und Aufbruch 1970-1990» ist aus dem umfangreichen Bestand des Kunsthauses zusammengestellt worden. Mit dem Beginn der 1970er-Jahre begann das Museum mit dem Aufbau der Sammlung zeitgenössischer Fotografie. Damals hatte die klassische Fotoreportage ihren Zenit überschritten, und die künstlerische Fotografie kam auf.

Suche nach neuen Formen

Die Fotografen und Fotografinnen jener Zeit suchten nach neuen Bildsprachen und Präsentationsformen ihrer Arbeiten, die sie als eine neue, eigenständige Kunstform verstanden. Das Experiment löste die klassische Fotografie ab. Die Kunstschaffenden scheuten sich auch nicht, die Fotografie auf neue Ebenen zu führen.

Sie gingen mitunter Verbindungen mit anderen Bildmedien ein. Dazu gehörten etwa die Malerei, Grafik, Zeichnung oder die Videografie. Und auch bei der Wahl des Bildträgers und der Formate sprengte diese Fotografengeneration die Grenzen. So vereint sich in den drei Ausstellungsräumen der Geist jener Zeit auf eindrückliche Weise.

Ikonen der Schweizer Fotografiegeschichte

In der Ausstellung vertreten sind viele Namen, die heute zu den Ikonen der Schweizer Fotografiegeschichte zählen: Hans Danuser, Balthasar Burkhard, Beat Streuli, Cécile Wick oder Hannah Villiger. Ihre Arbeiten zeigen deutlich, wie unterschiedlich der Ausdruck der Fotografie sein konnte und kann.

Vielleicht brauchte es erst die inflationäre Bildproduktion der heutigen digitalen Fotografie, um den wahren Wert der ausnahmslos analogen Arbeiten im Kunsthaus erkennen zu können. Ohne die klaren Positionen der einzelnen Künstlerinnen und Künstler wäre eine solche Entwicklung wohl nicht möglich geworden.

Kommende Strömungen vorweggenommen

Lange bevor die grossformatige Bildpräsentation Mode wurde, schuf etwa Balthasar Burkhard seine Werke. Eingeengt nur durch die Tatsache, dass es damals zwar Rollenpapier gab, aber nur in relativ bescheidener Breite.

Nebst der Schweizer Gilde sind auch eine Reihe von internationalen Stars zu sehen: Die überbordende Selfiekultur etwa hat Jahrzehnte zuvor David Hockney vorweg genommen. Und John Hilliard zeigt anhand eines Fotos, wie die Bildaussage fundamental verändert werden kann, je nachdem, welchen Ausschnitt man davon zeigt.

Lange Zeit keine Fotografien

Nach dem Umzug der Fotostiftung Schweiz vom Kunsthaus ins Fotozentrum Winterthur im Jahr 2003 war es immer ruhiger um die Fotografie im Kunsthaus geworden. Die letzte Foto-Ausstellung datiert von 2012. Die aktuelle Ausstellung kann deshalb auch als Gegentrend zum heutigen Handyfotografieverständnis verstanden werden.

Zur Ausstellung ist im Verlag Scheidegger & Spiess ist eine 80seitige Publikation mit 50 Abbildungen erschienen. Sie ist im Kunsthaus-Shop und im Buchhandel für 17 Franken erhältlich.

Verfasser: Renato Bagattini, ch-intercultur

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