Deutschland Umstrittene Museen im Berliner Humboldt Forum öffnen

SDA

20.9.2021 - 16:46

Eine Tatanua-Maske aus Papua-Neuguinea ist im Humboldt Form ausgestellt. Schätze der Weltkulturen aus Afrika, Asien, Amerika und Ozeanien sind ab 23. September 2021 in der zweiten und dritten Etage des Humboldt Forums zu sehen. Foto: Jörg Carstensen/dpa
Eine Tatanua-Maske aus Papua-Neuguinea ist im Humboldt Form ausgestellt. Schätze der Weltkulturen aus Afrika, Asien, Amerika und Ozeanien sind ab 23. September 2021 in der zweiten und dritten Etage des Humboldt Forums zu sehen. Foto: Jörg Carstensen/dpa
Keystone

Mit einem weiteren Öffnungsschritt im Berliner Humboldt Forum sind von diesem Donnerstag an erstmals auch wegen kolonialer Hintergründe umstrittene Objekte der beteiligten Museen zu sehen.

Keystone-SDA

Ethnologisches Museum und Museum für Asiatische Kunst öffnen in der zweiten und dritten Etage des Westflügels ihre ersten Räume. Aus Sicht von Hartmut Dorgerloh, Intendant des Zentrums für Kunst, Kultur und Wissenschaft, sind die Museen von «entscheidender Bedeutung für das Gelingen des Gesamtprojekts».

Mit ihren Objekten seien sie zentrale Ausgangs- und Bezugspunkte. Die Ausstellung ermögliche «die erforderlichen Debatten über Kolonialismus und über Rassismus, über Diskriminierung und Machtverhältnisse». Die neuen Präsentationen seien Anlass für Befragung und kritische Überprüfung der eigenen Geschichte.

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preussischer Kulturbesitz, nannte die Museen der Stiftung «thematisches Rückgrat» des Humboldt Forums. «Die Debatte um die kolonialen Kontexte dieser Sammlung haben schon auch dazu geführt, dass die Museen nicht nur in Berlin, auch in Deutschland und anderswo ihre Haltung ändern», sagte Parzinger. Mit Blick auf die Restitutionsdebatte um Objekte aus kolonialen Unrechtszusammenhängen bekräftigte er, im nächsten Jahr werde es «zu substanziellen Rückgaben kommen». Parzinger sieht darin eine «Chance für das Humboldt Forum», die Sammlungen sollten nicht als Last begriffen werden.

Von den etwa 500 000 Objekten der zuvor im Stadtteil Dahlem präsenten Museen sollen rund 20 000 im Humboldt Forum gezeigt werden. Dazu gehören auch die als koloniales Raubgut geltenden Benin-Bronzen, die mit dem letzten Öffnungsschritt vermutlich von Mitte 2022 an zu sehen sein sollen.

Das 680 Millionen Euro teure Humboldt Forum war nach jahrelangen Diskussionen und einigen Verzögerungen im Juli in einem ersten Schritt eröffnet worden. Das rund 40 000 Quadratmeter umfassende Gebäude im Herzen Berlins teilen sich die Museen der Stiftung, das Land Berlin, die Humboldt-Universität und die Stiftung Humboldt Forum. Gezeigt werden Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien sowie Objekte zur Geschichte Berlins. Die historisierende Barockfassade des alten Stadtschlosses wurde aus privaten Spenden finanziert.