Wer Facebook nicht mehr mag, löscht einfach sein Konto – oder? In der Praxis sind die Hürden dafür recht hoch. Und der Alltag kann ohne die Plattform mitunter kompliziert werden. Eine grosse «Ausstiegswelle» ist trotz aller Daten-Skandale daher noch nicht zu beobachten.
Millionen Facebook-Nutzer sind empört: Ihre privaten Daten sollen an Dritte weitergegeben und für den Wahlkampf von Donald Trump missbraucht worden sein. Viele mögen die Affäre zum Anlass nehmen, den «Beziehungsstatus» zu überdenken. Manch einer würde am liebsten vielleicht gar nicht mehr mit dem Sozialen Netzwerk «befreundet» sein. Das Problem ist allerdings, dass es keine echten Alternativen gibt.
Das Unternehmen aus dem Silicon Valley hat schon so manche Krise überstanden. Meist genügte eine kurze Entschuldigung – und alles lief mehr oder weniger weiter wie zuvor. Die aktuellen Vorwürfe wiegen jedoch besonders schwer. Dass die britische Firma Cambridge Analytica Zugriff auf vertrauliche Informationen von zig Millionen Facebook-Nutzern bekommen konnte, hat in mehreren Ländern auch die Behörden alarmiert. Der Börsenkurs fiel in nur wenigen Tagen um neun Prozent.
So sichern Sie Ihren Facebook-Account
So sichern Sie Ihren Facebook-Account
Alles eine Frage der Einstellung(en): Ihr Facebook lässt sich gut schützen.
Es gibt keinen Grund, warum irgendwelche Inhalte von Ihnen auf Facebook für andere Personen als Ihre Freunde sichtbar sein sollen. Deshalb hier in den Privatsphäre-Einstellungen unter «Wer kann deine zukünftigen Inhalte sehen» auf «Freunde» gehen.
Wenn Sie nicht wollen, dass jeder Fremde, der zufällig Ihre E-Mail-Adresse kennt, auch Ihr Facebook-Konto finden kann, sollte hier mindestens «Freunde von Freunden» ausgewählt werden.
Sie können zu grossen Teilen verhindern, dass Ihre persönlichen Informationen für Werbung genutzt wird. Bei «Werbeanzeigen basierend auf deiner Nutzung von Webseiten und Apps» und «Werbeanzeigen in Apps und auf Webseiten, die nicht zu Facebook gehören», sollte jeweils «Nein» ausgewählt werden.
Zum Schutz Ihres Account gibt es «Anmeldewarnungen». Wann immer Sie sich auf einem neuen Gerät auf Facebook anmelden, bekommen Sie bei per Mail eine Benachrichtigung. So bekommen Sie sofort mit, wenn sich ein Fremder in Ihren Account einloggt und Sie können Gegenmassnahmen einleiten.
Noch umfangreicher ist der Schutz mit «Two-Factor Authentication». Hierbei ist zum Login auf einem neuen Gerät die Eingabe eines Codes erforderlich.
Unter «Bekannte Geräte» können Sie sehen, welche Geräte autorisiert sind, sich ohne zusätzliche Bestätigung in Ihren Account einzuloggen.
Unter «Wo du derzeit angemeldet bist» sieht man zudem, wo man gerade auf Facebook angemeldet ist. Findet sich dort ein Gerät, dass man nicht benutzt sollte schnell «Aktivität beenden» gewählt und das Passwort geändert werden.
Falls Sie doch mal aus Ihrem Facebook-Account ausgesperrt werden, gibt es noch einen Weg, wieder hereinzukommen. Dieser nennt sich «Kontakte deines Vertrauen». Hierbei lassen sich drei bis fünf Freunde nominieren. Verliert man nun den Zugriff zu seinem Facebook-Account, kann man diese Freunde persönlich kontaktieren.
Schliesslich haben Sie auch die Möglichkeit einen «Nachlasskontakt» zu benennen. Nach Ihrem Tod kann dieser noch Beiträge auf Ihrer Chronik verfassen, um beispielsweise all Ihren Freunde Infos zu einer Gedenkveranstaltung mitzuteilen. Alternativ können Sie auch festlegen, dass nach Ihrem Ableben das Facebook-Konto komplett gelöscht wird.
«Diesmal ist die Sache sehr ernst – wirtschaftlich, politisch und finanziell. Entsprechend wird auch eine durchgreifende Reaktion erforderlich sein, um das Vertrauen der Nutzer zurückzugewinnen», sagt der Kommunikationswissenschaftler Steve Jones von der University of Illinois in Chicago. Die Zahl der Nutzer ist für Facebook entscheidend. Denn von ihnen hängt die Höhe der Werbeerlöse ab.
Schon im vergangenen Jahr stand das soziale Netzwerk heftig in der Kritik. Zum einen war offensichtlich geworden, wie sehr es als Plattform zur Verbreitung von «Fake News» dient. Zum anderen verdichteten sich die Hinweise darauf, dass Russland über Facebook in erheblicher Weise Einfluss auf die US-Präsidentschaftswahl 2016 nehmen konnte. Vor knapp drei Monaten kündigte Facebook-Chef Mark Zuckerberg daher an, das Jahr 2018 nutzen zu wollen, um die Schwachstellen des Netzwerks zu beheben. Stattdessen scheint nun alles noch schlimmer zu kommen.
Dass sich bisher noch keine echte «Abwanderung» abzeichnet, hat einen einfachen Grund: Es ist gar nicht so leicht, sich aus den Fängen von Facebook zu befreien. Der IT-Manager Arvind Rajan aus San Francisco hat es getan – am Montag deaktivierte er seinen Account. Kurz darauf musste er für allerlei Apps neue Nutzernamen und neue Passwörter anlegen. Bisher hatte er sich dort nämlich mit seiner Facebook-ID angemeldet. Das sei lästig, sagt er, «aber nicht das Ende der Welt». Und aus Wut über den halbherzigen Umgang des Unternehmens mit der Krise nehme er die Mühen in Kauf.
Drei Monate bis alles wirklich gelöscht ist
Wer die Vorteile der Online-Vernetzung nutzen will, bleibt jedoch von Facebook abhängig. Mit etwa 2,2 Milliarden Nutzern weltweit ist die Plattform schlicht einzigartig. Konkurrierende Dienste können damit nicht ansatzweise mithalten. Und wenn doch, werden sie oft früher oder später von Facebook geschluckt – wie etwa im Falle von Instagram und WhatsApp. Andere grosse Netzwerke, wie Twitter oder Snapchat, bieten nicht ähnlich umfassende Möglichkeiten.
Unzählige Grosseltern können nur auf Facebook regelmässig aktuelle Fotos ihrer weit verstreuten Enkel sehen. Und nirgendwo anders können sich Eltern, die sich um vier Uhr morgens um ein schreiendes Baby kümmern müssen, vergleichbar unkompliziert mit anderen Eltern in gleicher Lage austauschen. Lokale Sportvereine geben wichtige Termine nur noch auf ihrer Facebook-Seite bekannt. Selbst im Geschäftsleben werden Vereinbarungen innerhalb des Netzwerks getroffen.
«Für viele Menschen wird es immer schwieriger, auf Facebook zu verzichten, weil es nicht mehr nur eine Social-Media-Plattform ist, sondern fast schon eine Art allgemeiner Treffpunkt», sagt die Verhaltensforscherin Ifeoma Ajunwa von der Cornell University im US-Staat New York. Wer sein Profil löschen wolle, stosse daher oft auf unerwartete Probleme. Ohne Facebook hätten die Leute schnell das Gefühl, den Anschluss zu verlieren, sagt Ajunwa.
Gerade für Nutzer, die schon lange dabei sind, kann es schwer sein, die Reissleine zu ziehen. Denn nicht selten wird das Facebook-Profil mit der Zeit zum Teil der eigenen Identität. «Das einzige, was mich abhält, ist, dass ich im Laufe von 13 Jahren hunderte Fotos aus meinem Leben gepostet habe, auf die ich nicht den Zugriff verlieren will», sagt Daniel Schwartz aus Atlanta.
Enttäuschten Nutzern macht Facebook den Abschied auch rein praktisch nicht leicht. Wer seinen Account dauerhaft löschen möchte, muss einen entsprechenden Antrag an das Unternehmen stellen. Der Vorgang kann mehrere Tage dauern – und wenn sich der Nutzer während der Wartezeit noch einmal einloggt, wird der Antrag annulliert. Insgesamt kann es bis zu drei Monate dauern, bis alles wirklich gelöscht ist. Eine weniger endgültige Option ist die Deaktivierung eines Kontos. Dadurch wird ein Profil zwar für andere unauffindbar. Falls der Nutzer zu einem späteren Zeitpunkt wieder einsteigen möchte, ist eine Reaktivierung aber möglich.
Auch diese Option wird bisher aber offenbar selten genutzt. Entsprechend scheint das finanzielle Fundament von Facebook nicht unmittelbar bedroht zu sein. Das Marktforschungsunternehmen eMarketer geht davon aus, dass die globalen Ausgaben für Werbung innerhalb des Netzwerks in diesem Jahr um 22 Prozent auf fast 49 Milliarden Dollar (40 Milliarden Euro) steigen werden. Die eMarketer-Analystin Debra Aho Williamson betont allerdings, dass die Einnahmen durch Anzeigen zurückgehen könnten, wenn «Facebook zu Änderungen bei der Art der Datennutzung oder bei den Funktionen der Werbemodelle gezwungen werden sollte».
Sicherheit im Internet: Die essentielle 7-Punkte-Checkliste
Sicherheit im Internet: Die essentielle 7-Punkte-Checkliste
Für die eigene Sicherheit im Netz ist man selbst verantwortlich. Einige einfache Schritte sorgen hier bereits für den richtigen Schutz. Wir zeigen Ihnen, welche Sicherheitchecks Sie regelmässig durchführen sollten:
1) Passwörter müssen regelmässig geändert werden.
Regelmässig sollten Sie zudem checken, ob Ihre Passwörter oder Ihre Accountdaten vielleicht kompromittiert wurden. Diese geht unter «Have I been pwned» (https://haveibeenpwned.com/).
2) Von wo waren Sie überall eingeloggt? Dienste wie Facebook oder Google bieten Übersichtsseiten an, auf denen man sehen kann, wo man sich alles eingeloggt hat. Dazu gibt es dann meistens Infos wie die genutzte IP-Adresse oder den verwendeten Browser.
3) Bei vielen Websites und Diensten muss man sich nicht direkt anmelden, stattdessen wird der Umweg über den Facebook- oder Google-Account genommen. Daher sollte bei diesen Zugriffsrechten regelmässig aufgeräumt werden. Was nicht genutzt wird, fliegt raus.
4) Das gleiche Prinzip gilt für Apps auf dem Smartphones. Brauchen diese wirklich alle ihnen zugestandene Berechtigungen? Will man eine App nicht ganz löschen, kann man zumindest ihre Rechte einschränken.
5) Wissen Sie, was alles gerade auf Ihrem PC aktiv ist? Der Task-Manager von Windows...
...sowie die Aktivitätsanzeige von macOS geben Antwort
6) Gefahr droht nicht nur von Hackern in fernen Ländern. Vielleicht macht sich der 15-jährige Sohn Ihrer Nachbarn ein Spass daraus, in fremde WLANs einzudringen. Daher sollten Sie regelmässig überprüfen, ob sich nicht Eindringlinge in Ihrem Netzwerk tummeln.
7) Schliesslich sind regelmässige Updates auf allen Geräten und bei aller Art von Software essentiell. Aktuelle Software ist der beste Schutz gegen jegliche Gefahren. Daher sollte wo immer möglich das automatische Updaten aktiviert werden oder ersatzweise regelmässig manuell nach Updates geschaut werden.
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