«Gehirnnebel bis zu Haarausfall»Mysteriöse Krankheit sucht Frauen nach Brust-OP heim
uri
12.12.2022
Nach dem Einsetzen von Brustimplantaten berichten Frauen von schweren Krankheitssymptomen. Für die sogenannte Breast Implant Illness gibt es aber keine offizielle Diagnose. Am Kantonsspital Aarau will man das ändern.
uri
12.12.2022, 17:36
uri
Der Wunsch nach dem perfekten Busen wird für manche Frauen zu einer endlosen Leidensgeschichte. Mit dem Einsetzen eines Silikon-Brustimplantats zeigen einige von ihnen diffuse Krankheitssymptome, die unter dem Begriff Breast Implant Illness (BII) zusammgefasst werden.
Bislang ist BII aber weder offiziell als Krankheit anerkannt, noch existiert ein eindeutiger medizinischer Nachweis für die Existenz eines spezifischen Krankheitsbildes. Dass Brustvergrösserungen der Grund für schwere Gesundheitsbeschwerden sind, darüber sind sich Patientinnen indes sicher.
So berichtet eine Frau dem «Blick», sie sei nach dem chirurgischen Eingriff im Jahr 2018 schubweise immer kränker geworden: «Ich hatte Kreislaufzusammenbrüche, Fieber, Schmerzen, Infekte, Herzprobleme und anderes.» Und: «Ich dachte, ich würde sterben, konnte gar nicht mehr aus dem Bett.» Eine weitere Patientin erzählt nach ihrer Operation im Jahr 2021 von variablen Symptomen «von Gehirnnebel bis zu Haarausfall».
Patientin leidet nach Implantat-Entfernung weiter
Obwohl beide Frauen eine Ärzte-Odyssee durchliefen, fanden Mediziner lange keine Ursache für ihre Leiden. Erst eine Selbsthilfegruppe von Betroffenen im Netz brachte die Dauerpatientinnen schliesslich darauf, dass ihre Brustimplantate ursächlich für ihre Leiden sein könnten.
Während bei einer der Frauen die Symptome nach einer kompletten Entfernung der Implantate sofort wieder verschwanden, leide die andere indes immer noch und verzeichne hohe Entzündungswerte. Wann sie wieder symptomfrei werde, stehe in den Sternen, so der «Blick».
Gleichwohl die Krankheit bislang offiziell nicht anerkannt ist, wird sie von Ärzten und Spitälern durchaus ernst genommen – auch treibt man hier die Forschung zur Erkrankung voran.
Eine Anlaufstelle in der Schweiz ist laut dem «Blick»-Bericht das Kantonsspital Aarau, wo sich regelmässig Frauen mit Beschwerden melden, nachdem sie Implantate eingesetzt bekommen haben.
Dutzende Patientinnen allein im Kantonsspital Aarau
«In den letzten zwei Jahren haben wir etwa 30 bis 40 solcher Patientinnen behandelt», sagte der dortige Chefarzt für plastische Chirurgie, Jan Plock dem «Blick». Auch habe man vielen der Patientinnen dadurch helfen können, indem die Implantate hier wieder entfernt worden seien. Plock zeigte sich zudem überzeugt, «dass es die Erkrankung Breast Implant Illness tatsächlich gibt, obwohl wir noch zu wenig darüber wissen, um sie klar zu definieren».
Problematisch sei bei der Krankheit die Vielfalt der Symptome, die laut dem Mediziner von Haarausfall bis zu Magen-Darm-Störungen reichen könne. Dabei sei derzeit die einzige Option auf eine BII-Diagnose, indem man alle anderen Krankheiten ausschliesse, so Plock.
Um das zu ändern, lässt Plock am Aarauer Kantonsspital nun systematisch das Blut von Patientinnen vor und nach der Entfernung der Implantate untersuchen. Seine Hoffnung ist dabei, dass man so Veränderungen identifizieren kann, durch die sich die rätselhaften Krankheitssymptome künftig erklären lassen.