Ornithologie Wie Entenfrauen auf Vergewaltigung reagieren

SDA

30.4.2020 - 11:00

Erpel sind Sex-Maniacs. Auf diesem Bild hier scheinen sich drei miteinander paaren zu wollen. Entenweibchen reagieren auf Vergewaltigungen, indem sie die dabei befruchtete Eier nicht bebrüten. Ausser diese sind von imposanter Grösse, dachte man bisher. Die These wurde widerlegt. (Archivbild)
Erpel sind Sex-Maniacs. Auf diesem Bild hier scheinen sich drei miteinander paaren zu wollen. Entenweibchen reagieren auf Vergewaltigungen, indem sie die dabei befruchtete Eier nicht bebrüten. Ausser diese sind von imposanter Grösse, dachte man bisher. Die These wurde widerlegt. (Archivbild)
Source: Keystone/DPA/A4696/_ALEXANDER HEINL

Erpel sind potenzielle Vergewaltiger: Sie drücken Weibchen unter Wasser und zwingen sie zur Kopulation. Bisher dachte man, dass das zum evolutionären Wettrüsten gehört und dass grosse Penisse grosse Eier zeugen. Das Gegenteil ist der Fall, wie Wiener Forscher zeigen.

Bei den meisten Vogelarten pressen Männchen und Weibchen ihre Kloaken – den gemeinsamen Körperausgang für die Ausscheidungs- und Fortpflanzungsorgane – aneinander. Dabei können die Spermien in die Kloake des Weibchens gelangen.

Im Gegensatz dazu stülpen männliche Entenvögel (Anatidae) beim Geschlechtsakt einen Penis aus der Kloake. «Das sichert unter anderem auch die Übertragung des Spermas unter Wasser», erklärte Hans Winkler vom Konrad-Lorenz-Instituts für Vergleichende Verhaltensforschung der Veterinärmedizinischen Universität Wien.

Weibchen lehnen Eier aus Vergewaltigungen ab

Bei einigen Arten versuchen die Männchen die Weibchen zur Kopulation zu zwingen. Die Weibchen haben als Abwehrmassnahme dagegen Windungen im Geschlechtstrakt, die sich im Uhrzeigersinn drehen. Demgegenüber ist der Erpelpenis gegen den Uhrzeigersinn korkenzieherförmig gedreht. Neben den Vaginalspiralen können Weibchen als weitere Abwehrmassnahme Eier, die in erzwungenen Kopulationen befruchtet wurden, aufgeben und nicht ausbrüten.

Auf letzterem beruhte die bisher vorherrschende Hypothese, wonach bei Arten, bei denen die Weibchen grössere Eier legen, die Erpel grössere Penisse haben. Denn bei grösseren Eiern würden die Weibchen eher zögern, ihre Eier aufzugeben, wenn sie zur Kopulation gezwungen wurden. Schliesslich haben sie beträchtliche «Kosten» in die im Verhältnis zu ihrer Körpermasse grossen Eier gesteckt und geben diese «Investition» nicht so leicht auf, selbst wenn sie Opfer einer Zwangskopulation waren.

Weibchen lehnen die via Vergewaltigung befruchteten Eier nur dann nicht ab, wenn sie gross und imposant sind, war die vorherrschende Meinung. Aber das Gegenteil ist der Fall.

Je grösser der Penis, desto kleiner die Eier

Winkler hat gemeinsam mit Bernd Leisler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell (Deutschland) anhand eines grösseren Datensatzes als in bisherigen Studien diese Annahme nun aber widerlegt. Demnach scheint eher das Gegenteil der Fall zu sein: Penislänge und Eigrösse korrelieren negativ – das heisst, je grösser der Erpel-Penis bei einer Art, desto kleiner sind die Enteneier, berichten die Forscher im «Journal of Avian Biology».

Die Forscher nehmen an, dass es Faktoren gibt, die eine Untergrenze für die Eigrösse festlegen. Dadurch werde aber auch das Wettrüsten zwischen den Geschlechtern eingeschränkt, schreiben sie in der Arbeit.

Fachartikellink: https://doi.org/10.1111/jav.02322

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