Musikalische Krisenbewältigung Wie Pop auf Corona reagiert: «Don't Stand So Close» und «Hoffnung»

dpa/tsha

13.4.2020

Auch die Ärzte machen Musik trotz Corona-Krise.
Auch die Ärzte machen Musik trotz Corona-Krise.
Bild: YouTube

Die Krise kann auch kreativ machen. Viele Popmusiker nutzen die triste Zeit der Corona-Pandemie, um alte, bisher unveröffentlichte oder ganz neue Lieder zu dem Mega-Thema herauszubringen. Nicht umsonst heissen manche Songs «Hoffnung» oder «Licht».

Weniger Nähe, bitte! Aber nicht die Hoffnung verlieren, das Licht am Ende des Tunnels sehen! Hoch die Tassen auch in der Krise! Wir langweilen uns - also machen wir das Beste draus! Am Ende werden wir alle wiedergeboren - lasst uns daran glauben! Mit solchen Imperativen in alten, aber jetzt gerade aktuellen Liedern oder auch unveröffentlichten und neuen Songs reagieren Popmusiker auf die Corona-Pandemie mit all ihren Begleiterscheinungen.

Eine Auswahl von Songs, die derzeit im Netz für Furore sorgen:

Ein Welthit als Appell fürs Abstandthalten

«Don't Stand So Close To Me» («Steh nicht so nahe bei mir») - kaum ein Songtitel passt besser zu den Distanzregeln der Pandemie. Das dachte sich wohl auch US-Comedian Jimmy Fallon. Für seine «Tonight Show» nahm er das Stück der britischen Rockband The Police mit deren Ex-Frontmann Sting und den Rappern von The Roots neu auf. Gemeinsam spielte man den 40 Jahre alten Hit ein - natürlich nicht gemeinsam im Studio, sondern jeder für sich zu Hause vor einer Kamera. Als zusammengebasteltes Video ist es eine «Quarantänen-Hymne» (so das Rockmagazin «Rolling Stone»).

Ärzte singen gegen Langeweile an

Die Deutschrocker landen einen Viral-Hit mit «Ein Lied für Jetzt». Das «hingehunzte» Stück entstand als Jux im Corona-Stillstand - und hatte zu Ostern auf Youtube schon über 3,7 Millionen Klicks. «Ich sitze zu Hause und langweile mich», heisst es, oder: «Das bisschen Quarantäne ist nicht die schlimmste Sache der Welt». Auch Kanzlerin Angela Merkel kommt im Lied vor. Langeweile reimt sich bei den Ärzten auf Klassenkeile, am Ende kündigt die Band nebenbei ihr neues Album an. Ein Akustik-Punk-Spass.

Tocotronic schenken «Hoffnung»

Begeisterte Reaktionen erntet auch ein neues Stück der deutschen Popgruppe Tocotronic und das dazugehörige Video: Die Kamera streift durch leere Städte, Streicher erklingen, dazu singt Dirk von Lowtzow: «Hier ist ein Lied, das uns verbindet...». Eigentlich hatten Tocotronic ihren Song «Hoffnung» erst für 2021 eingeplant. «Aber da er leider gerade so gut passt, haben sie sich entschlossen, ihn jetzt schon zu veröffentlichen.» Übrigens: Schon 2007 hatten Tocotronic ein Lied gesungen, das jetzt zur Krise passt: «Sag alles ab/Geh einfach weg/Halt die Maschine an/Und frag nicht nach dem Zweck».

Nenas «Licht» geggen die «krasse Herausforderung»

Mit einer Veröffentlichung kurz nach ihrem 60. Geburtstag hat sich auch Deutschpop-Ikone Nena in der Corona-Krise musikalisch zu Wort gemeldet. «Was wir zurzeit erleben, ist für uns alle eine krasse Herausforderung», sagt die Sängerin. «Lasst uns zusammenhalten, füreinander da sein und gemeinsam Licht und Liebe in die Welt schicken, das wünsche ich mir.»

So weit weg – aber bitte bleibt zu Hause

Die legendäre US-Popsängerin Carole King (78) hat ihren Hit «So Far Away» wegen der Coronavirus-Krise leicht umgedichtet. In ihren Social-Media-Kanälen präsentiert sie ein Video, in dem sie Klavier spielt und den Klassiker anstimmt. Darin jetzt enthalten: die neue Textpassage «Everybody has to stay in one place anymore» - jeder müsse nun an seinem Ort bleiben. Denn alle, die jetzt zu Hause bleiben, könnten mithelfen, die Corona-Krise zu überwinden, sagt die Songschreiberin («I Feel The Earth Move», «You’ve Got A Friend»).

Durchhalte-Hymnen für die Pandemie-Hotspots

Der über 30 Jahre alte Schlager «Resistiré» («Ich werde standhalten») ist in Spanien zum Hoffnungsträger geworden. Der spanisch-deutsche Popmusiker Álvaro Soler (29) und rund 50 weitere Künstler des vom Virus besonders hart getroffenen Landes haben eine Neufassung («Resistiré 2020») des Songs vom Dúo Dinámico gemacht, die auf Youtube millionenfach geklickt wurde. Ähnlich populär in Italien: Roby Facchinettis «Rinascerò, Rinascerai» («Ich werde wiedergeboren, du wirst wiedergeboren»). Alle Einnahmen aus Downloads und Urheberrechten der Künstler Facchinetti und Stefano D'Orazio werden gespendet.

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