Suizide von Polizisten Winterthurer Stadtpolizei soll Führungskultur ändern

leph, sda

25.11.2022 - 13:21

Der Winterthurer Stadtrat informiert am Freitagnachmittag über die Ergebnisse einer Administrativuntersuchung bei der Stadtpolizei. (Symbolbild)
Der Winterthurer Stadtrat informiert am Freitagnachmittag über die Ergebnisse einer Administrativuntersuchung bei der Stadtpolizei. (Symbolbild)
Keystone

Der Winterthurer Stadtrat will bei der Stadtpolizei einen Kulturwandel einleiten. Ein Untersuchungsbericht, den die Stadt nach zwei Suiziden von Polizisten in Auftrag gab, hat Mängel in der Führungskultur der Stadtpolizei geortet.

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«Der Kulturwandel bei der Stadtpolizei ist von zentraler Bedeutung. Erste Schritte dazu wurden bereits eingeleitet», sagte die zuständige Stadträtin Katrin Cometta (GLP) am Freitag bei der Präsentation der Untersuchungsergebnisse.

Der von einer Anwaltskanzlei angefertigte Bericht kritisiert gravierende Mängel in der Führung der Stadtpolizei. Das Führungsverständnis habe auf Befehl und Gehorsam und einem rigiden Loyalitätsverständnis beruht. Kritik an Vorgesetzten oder der Gesamtorganisation sei unerwünscht gewesen.

Änderungen bei Quartierpolizei führten zu Unmut

Die Situation eskalierte gemäss Bericht, als das rigide Führungsverständnis auf die Quartierpolizei ausgedehnt werden sollte, bei der die Mitarbeitenden bislang relativ grosse Freiheiten hatten.

Der erste Suizid eines Angestellten der Stadtpolizei ereignete sich im Juli 2021. Der Angestellte der Quartierpolizei war laut Stadtpräsident Michael Künzle (Mitte) zuvor drei Monate krankgeschrieben, nachdem gegen ihn ein Personalverfahren eröffnet wurde.

Der zweite Polizist beging im Februar 2022 im Gebäude der Stadtpolizei Suizid. Er wurde wenige Wochen zuvor – mit seinem Einverständnis – von der Quartierpolizei in den Schalterdienst versetzt.

Im Februar 2022 gab der Stadtrat die Administrativuntersuchung in Auftrag, um herauszufinden, ob es bei der Polizei zu Verfehlungen kam. «Es ging nicht darum, herauszufinden, warum die beiden Polizisten Suizid begangen haben», sagte Künzle.

Die Untersuchung hat laut Künzle jedoch ergeben, dass es keine personalrechtlichen oder strafrechtlichen Verfehlungen gegeben habe.

Bericht bleibt unter Verschluss

Der frühere Kommandant trat per Ende März 2022 zurück – aus gesundheitlichen Gründen, wie der Stadtrat damals mitteilte. Sein Nachfolger wird die Stelle im Februar 2023 antreten. In der Zwischenzeit führt der stellvertretende Kommandant die Stadtpolizei. Der neue Kommandant soll laut Cometta eine tragende Rolle bei der Etablierung einer neuen Führungskultur spielen.

Der Untersuchungsbericht wird laut Künzle nicht herausgegeben. «Wir müssen die Leute schützen, die im Rahmen der Untersuchung Auskunft gegeben haben», sagte der Stadtpräsident. Auch die zuständige Kommission des Stadtparlaments erhält den Bericht nicht. Man habe die Mitglieder der Kommission jedoch informiert.