Nordfrankreich 10-Meter-Loch – mitten in Amiens tut sich ein Abgrund auf

phi

14.8.2019

Erdloch von Amiens: Am Freitag wollen Techniker mit einer Videokamera unter dem Pflaster nachforschen.
Erdloch von Amiens: Am Freitag wollen Techniker mit einer Videokamera unter dem Pflaster nachforschen.
Bild: Amiens.fr

Im Zentrum der französischen Stadt Amiens ist ein fünf Meter tiefes, zehn Meter breites Loch entstanden. Nicht auszudenken, was gewesen wäre, wenn der Boden am Tag eingestürzt wäre. 

Amiens ist ein Ort mit Tradition: Schon in der Altsteinzeit vor 700'000 Jahren haben hier Menschen gesiedelt. Heute zählt die Stadt in Nordfrankreich gut 130'000 Einwohner – und vor denen tun sich gerade Abgründe auf.

Gut, genau genommen ist es nur ein Abgrund, aber der hat es in sich: In der Nacht von Sonntag auf Montag entdeckt eine Polizeistreife auf dem Platz Leon Debouverie auf der Höhe der Brauerei in der Innenstadt ein zehn Meter breites und fünf Meter tiefes Loch.

Erdloch als Attraktion

Sicherheit geht in so einem Fall natürlich vor: Sechs Geschäfte, darunter die Brauerei, mussten geschlossen werden. Auch Privatleute waren betroffen: «Drei Mieter in dem Brauerei-Gebäude wurden vorsichtshalber aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen», teilten die Behörden mit.

Das Loch ist aktuell ein gefragtes Fotosujet.
Das Loch ist aktuell ein gefragtes Fotosujet.
Screenshot: France3

Am Dienstag zog das Loch bereits trotz Regens diverse Schaulustige an, die sich mit ihren Handys von Sicherheitskräften vor der Spalte fotografieren liessen. Ein AFP-Journalist bemerkte, dass die Brauerei, die mehrere Zentimeter in das Loch hineinragt, ein besonders gefragtes Sujet waren.

Als Ursache war zunächst ein Leck in der Wasserversorgung vermutet worden, doch inzwischen gibt es eine Theorie, die plausibler scheint. «Wir haben alte Archivbestände gesichtet und festgestellt, dass sich genau an dem Ort des Einsturzes im Mittelalter ein Keller befand, der auf das 14. Jahrhundert datiert», erklärte Technikerin Caroline Merle der AFP. In Amiens gibt es mehrere erhaltene Keller aus gallo-römischer Zeit.

Sommerwetter verantwortlich?

«Es ist wahrscheinlich, dass das warme Wetter dieses Sommers zu Bewegungen im Boden geführt hat und das zur Instabilität des Kellers führte», glauben die Behörden, die am Freitag das Loch noch einmal ganz genau unter die Lupe nehmen wollen. Techniker wollen per Videokamera den historischen Keller und die angrenzen Keller kontrollieren.

Von dieser Analyse hänge ab, wann mit der Instandsetzung der Fahrbahn begonnen werden könne. Am Ende könne Amiens aber froh sein, dass nichts Schlimmeres geschehen ist, findet die Bürgermeisterin von Amiens.

«Wenn der Boden nicht Mitte August und vielleicht zu einer anderen Tageszeit eingestürzt wäre, hätten wir eine echte Katastrophe erleben können», sagte Brigitte Fouré. «Ich bin froh, dass es keine Verletzten gab.»

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