Frankreich Zwei Gebäude in Marseille eingestürzt

SDA/sob

6.11.2018 - 01:41

Beim Einsturz zweier Wohnhäuser im Zentrum von Marseille werden zwei Menschen verletzt. Unter den Trümmern werden Todesopfer vermutet. Zehn Menschen werden vermisst.

Am Montag wurde in den Trümmern zweier eingestürzter baufälliger Häuser in Marseille vergeblich nach möglicherweise Verschütteten gesucht. Der Wohnungsminister Julien Denormandie sprach vor der Presse von einem «Wettlauf gegen die Zeit».

Wie mehrere Medien berichteten, zerstörten Einsatzkräfte ein drittes Gebäude, das ebenfalls einzustürzen drohte. Die Feuerwehr hatte sich entschlossen, einen Bagger einzusetzen – dabei stürzte die Wand des dritten Hauses ein, das seit 2012 unbewohnt und abgesperrt war.

Ein Bild der Verwüstung: Tümmerberge liegen in der engen Gasse nahe des Alten Hafens in Marseille.
Ein Bild der Verwüstung: Tümmerberge liegen in der engen Gasse nahe des Alten Hafens in Marseille.
Source: Keystone

Die Trümmer dieses dritten Gebäudes drückten nach Worten von Innenminister Castaner die Trümmer der ersten beiden eingestürzten Häuser zusammen. Das lässt die Hoffnung auf Überlebende schwinden. «Solange es den leisesten Zweifel gibt, werden wir suchen», versicherte der Innenminister aber.

Zehn Menschen vermisst

Unter den zehn Vermissten befand sich nach Angaben von Regionalpräsident Renaud Muselier eine Frau, die ihre Tochter nicht von der Schule abgeholt hatte, und eine weitere Frau, «die nie ihre Wohnung verliess».

Die Rettungskräfte suchten unter Hochdruck nach möglichen Überlebenden. Im Einsatz waren mehr als 100 Feuerwehrmänner. Die Sucharbeiten könnten Tage dauern. Die Kriminalpolizei nahm Ermittlungen zu der Unfallursache auf.

Das Unglück rief grosse Bestürzung hervor. Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron sicherte den Betroffenen am Montagabend die «Solidarität der gesamten Nation» zu.

Tote unter den Trümmern vermutet

Die beiden Häuser waren am Montagmorgen in der südfranzösischen Hafenstadt eingestürzt. Bei den beiden Verletzten handelte es sich um Passanten.

Dutzende Anwohner anliegender Wohnungen wurden in Sicherheit gebracht. Die eingestürzten Häuser standen in einer kleinen Einkaufsstrasse im Zentrum der Stadt.

Eines der Häuser stand nach Angaben der Behörden leer, weil es baufällig war. In dem anderen Gebäude, in dem ebenfalls Bauarbeiten anstanden, lebten Minister Denormandie zufolge rund zehn Menschen.

«Was zählt ist, dass wir so wenig Todesopfer wie möglich haben», sagte der Bürgermeister von Marseille, Jean-Claude Gaudin. Allerdings gehe er davon aus, dass man Tote finden werde. Die Suche nach möglichen Opfern soll die ganze Nacht über fortgesetzt werden.

Heftige Regenfälle als Auslöser?

Auf Fotos und Videos waren nur noch Schutt und Trümmer zu sehen. In der engen Gasse lagen Geröllberge. Dutzende Rettungskräfte suchten mit Hunden nach möglichen Opfern. Auf Fotos auf Google Maps war zu sehen, dass die beiden Häuser grosse Risse an den Fassaden hatten.

«Dieser dramatische Unfall könnte auf die heftigen Regenfälle zurückzuführen sein, die in den vergangenen Tagen auf Marseille gefallen sind», hiess es von der Stadt.

«Häuser der Armen» stürzen ein

Mehrere Oppositionsvertreter monierten die Wohnungspolitik der Stadt. «Es sind die Häuser der Armen, die zusammenstürzen – und das ist kein Zufall», sagte etwa der führende Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon nach Angaben mehrerer Medien. Mélenchon hat in Marseille seinen Wahlkreis und war am Montag zum Unglücksort gereist.

Augenzeugen berichteten, dass zum Zeitpunkt des Einsturzes Menschen in einem der Gebäude waren, hiess es bei der französischen Nachrichtenagentur AFP. «Ich wohne nebenan. Als ich ferngesehen habe, habe ich ein lautes Geräusch gehört, aber keine Explosion. Dann war da eine Staubwolke», sagte ein Nachbar der AFP.

Der Eigentümer einer Wohnung in einem der eingestürzten Häuser erzählte, dass in dieser Woche Arbeiten an dem rund 200 Jahre alten Haus geplant gewesen seien.

Marseille ist bekannt für seine stellenweise heruntergekommenen Häuser und Wohnungen. Die sozialistische Senatorin Samia Ghali sprach von einem Scheitern der Wohnungsbau- und Innenstadtpolitik.

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