Nur ganz selten werden Schlagzeuger zu Stars einer Rockband. Bei Neil Peart, dem virtuosen Drummer des kanadischen Erfolgstrios Rush, war es aber so. Seinen Tod mit 67 betrauern viele Musikerkollegen – und auch Kanadas Premier Trudeau.
Er galt als einer der besten Schlagzeuger der Welt, sein komplexes Spiel im 1968 gegründeten Rocktrio Rush beeinflusste zahllose Musiker weit über das Genre hinaus.
So virtuos wie kaum ein anderer Drummer der vergangenen 50 Jahre hat Neal Peart die dem Rhythmus dienende Rolle des «Mannes hinter der Schiessbude» ausgefüllt. Im Alter von 67 Jahren ist der Kanadier, der auch Texte für Rush schrieb, in Kalifornien an einem Hirntumor gestorben.
Peart, der 1974 als Nachfolger von John Rutsey zu Rush gestossen war, sei einem Krebsleiden erlegen, teilte die Band «mit gebrochenem Herzen und tiefster Traurigkeit» per Twitter mit. Der Musiker – «Freund, Seelenbruder und Bandkumpel über 45 Jahre» – habe lange tapfer gegen den Krebs gekämpft. Die Fachzeitschrift «Rolling Stone» führte Peart in ihrer jüngsten Rangliste von 2016 auf Platz vier der «100 besten Schlagzeuger aller Zeiten» – vor ihm rangierten nur Ginger Baker (Cream), Keith Moon (The Who) und John Bonham (Led Zeppelin).
Neben vielen Musikerkollegen kondolierte auch Kanadas rockbegeisterter Regierungschef Justin Trudeau: «Wir haben eine Legende verloren», schrieb der Premierminister am Freitagabend (Ortszeit) auf Twitter. «Aber sein Einfluss und sein Vermächtnis werden immer in den Herzen von Musikliebhabern in Kanada und rund um die Welt weiterleben.»
Für den Schlagzeuger-Freund Max Weinberg von Bruce Springsteens berühmter E Street Band war Peart «eine Drummer-Legende, wie wir alle wissen – und ein wahrhaft liebenswerter Mensch». Auch Gene Simmons von der Stadion-Hardrockband Kiss hob in dem Kurznachrichtendienst hervor: «Neil war eine freundliche Seele.» Und Dave Grohl (Nirvana, Foo Fighters) schrieb in einem Statement: «Er wurde «Professor» genannt, und das mit Grund: Wir alle lernten von ihm.»
Das Trio Rush war im Herbst 1968 von Gitarrist Alex Lifeson gegründet worden, kurz danach kam Geddy Lee (Gesang, Bass, Keyboards) hinzu und sechs Jahre später der 1952 in der kanadischen Provinz Ontario geborene Peart. Für ihre oft modernisierte Mixtur aus Hardrock, Heavy Metal, Pop, Progressive und Alternative Rock wurde die Gruppe von Kritikern gefeiert. Sie versammelte als grandiose Live-Band eine treue Gefolgschaft um sich, ohne je grosse Singlehits zu haben. Nach rund 40 Jahren im Business sollen Rush 2005 etwa 25 Millionen Alben allein in den USA und 40 Millionen weltweit verkauft haben.
Und Peart war stets eine treibende Kraft der Band – nicht nur, weil er Beats und Grooves vorgab, die zunehmend auch seine Jazz-Talente offenbarten: «Belesene, philosophische Texte» habe der Drummer für die Rush-Songs geliefert, schrieb der «Rolling Stone» am Samstag in seinem Nachruf – erst damit sei das Trio zu einer der essenziellen Bands der Classic-Rock-Ära geworden. Pearts Stil beschreiben die Experten als «extravagant, aber präzise – eine Hommage an seinen Helden Keith Moon».
2013 wurde die für insgesamt sieben Grammys nominierte, dabei aber nie siegreiche Band in die Ruhmeshalle «Rock and Roll Hall of Fame» aufgenommen. Bis 2015 tourte Peart noch mit Rush durch die Welt, dann zog er sich zurück. Lee und Lifeson gaben im Januar 2018 die Auflösung der Gruppe bekannt. Der Schlagzeuger, der auch als Reiseautor arbeitete, war zweimal verheiratet; er hatte zwei Töchter, von denen eine 1997 im Alter von 19 Jahren bei einem Autounfall starb.
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