Luftverschmutzung Abgase sind immer noch stark krebsgefährdend

SDA

26.3.2019 - 12:08

Abgas-Experten sind besorgt: Obwohl die Technologie zur Abgasreinigung weit gediehen ist, setzen Autos noch viel zu viel schädliche Russpartikel frei. Grund sind Schlupflöcher im Gesetz. (Symbolbild)
Abgas-Experten sind besorgt: Obwohl die Technologie zur Abgasreinigung weit gediehen ist, setzen Autos noch viel zu viel schädliche Russpartikel frei. Grund sind Schlupflöcher im Gesetz. (Symbolbild)
Source: KEYSTONE/GAETAN BALLY

Experten sind besorgt über gesundheitsgefährdende Abgase: Wegen einer Gesetzeslücke sind einige Benzin-Fahrzeuge von der Partikelfilter-Pflicht befreit. Und im Winter mutieren Lieferwagen zu Dreckschleudern, weil die schadstoffsenkende Technik kälteempfindlich ist.

Auch dies ist die Folge einer Gesetzeslücke: Der Gesetzgeber schreibt lediglich für Benzinfahrzeuge eine funktionierende Abgasreinigung bei tiefen Temperaturen vor, nicht jedoch für Dieselfahrzeuge. Dies und mehr diskutierten vor kurzem 130 internationale Fachleute für Abgasreinigung beim 10. VERT-Forum an der Empa-Akademie.

«Wo noch Lücken in der Abgasgesetzgebung klaffen, entstehen weiterhin Russpartikel und Stickoxide (NOx)«, heisst es in einer Mitteilung vom Dienstag. Russpartikel wirken gleichsam als Trojaner für krebsauslösende Substanzen: «Die Schadstoffe wandern dann auf den nur wenige Nanometer kleinen Russpartikeln in die Lungenbläschen und können von dort ins Blut und so in den ganzen Körper gelangen.»

Für Diesel-betriebene Personenwagen gilt bereits seit 2013 ein Grenzwert von 600 Milliarden Partikel pro Fahrkilometer, der einen Partikelfilter notwendig macht. Neu zugelassene Benziner mit Direkteinspritzung müssen ab 1. September 2019 diesen Grenzwert ebenfalls erfüllen, was nur noch mit einem Partikelfilter zu schaffen ist. Benzin-Fahrzeuge mit der technisch einfacheren Saugrohreinspritzung sind von dieser Regelung allerdings befreit. Und spucken weiterhin Gift.

Wenig Fortschritt in 10 Jahren

Empa-Forscher analysierten gemeinsam mit Spezialisten der Berner Fachhochschule die Abgase eines nach Abgasnorm Euro-6b zertifizierten Fiat Panda Twin Air. Er emittierte vergleichbar viele Russpartikel wie ein Volvo V60, der nach der Abgasnorm Euro-5 aus dem Jahr 2009 zertifiziert war. Die Abgase dieser beiden Benziner enthielten rund siebenmal mehr krebsauslösende Substanzen und über 100-mal mehr Partikel als ein Euro-5-Diesel mit Partikelfilter.

Alarmierend auch die NOx-Werte von Nutzfahrzeugen, bei denen eine sogenannte Adblue-Einspritzung im Abgastrakt die NOx-Emission senken soll. In der winterlichen Kälte funktioniert die Technologie schlecht oder gar nicht. Helfen würden beheizbare Tanks und Auspuffanlagen – aber das kostet. Und solange der Gesetzgeber Kältetests nur für Benziner, nicht aber für Dieselfahrzeuge vorschreibt, sehen Autohersteller keinen Handlungsbedarf.

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