Grossbank in der Krise CS soll schon bei der Nationalbank angeklopft haben

SDA, gbi

15.3.2023

Nochmals schlechte Neuigkeiten für die Credit Suisse. Im Bild: CS-Filiale in Zürich. 
Nochmals schlechte Neuigkeiten für die Credit Suisse. Im Bild: CS-Filiale in Zürich. 
Bild: Keystone

Die Credit Suisse kommt nicht aus der Misere. Der «Financial Times» zufolge sucht die Grossbank nun Unterstützung der Schweizer Behörden. Derweil ruft Paris die Schweiz dazu auf, die Probleme der CS zu lösen.

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Die Verkaufspanik geht um: Erstmals überhaupt kostete eine Aktie der Credit Suisse am Mittwoch weniger als zwei Franken. Das Wertpapier setze seinen Sturzflug damit ungebremst fort.

Die Grossbank hat aufgrund der neuesten Entwicklungen offenbar auch mit den Aufsichtsbehörden Kontakt aufgenommen. Die CS habe die Schweizerische Nationalbank (SNB) und die Finanzmarktaufsicht Finma darum gebeten, Unterstützung zu signalisieren – das schreibt die «Financial Times» am Mittwoch unter Berufung auf informierte Kreise.

Eine CS-Sprecherin wollte den Medienbericht wie auch den dramatischen Einbruch des CS-Aktienkurses vom Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur AWP nicht kommentieren. Auch bei der SNB war auf Anfrage keine Stellungnahme erhältlich. 

Frankreichs Finanzminister wird aktiv

Die CS-Krise schlug derweil auch auf dem internationalen politischen Parkett auf: Die französische Premierministerin Elisabeth Borne fordert Bern am Mittwoch dazu auf, die Probleme der taumelnden Bank zu lösen.

«Dieses Thema fällt in den Zuständigkeitsbereich der Schweizer Behörden. Es muss von ihnen geregelt werden», sagte die Regierungschefin laut einer Meldung der Nachrichtenagentur AFP vor dem Senat in Paris. Sie erklärte zudem, dass der französische Finanzminister Bruno Le Maire in den «nächsten Stunden» in Kontakt mit seiner Schweizer Amtskollegin Karin Keller-Sutter treten werde.

Derweil soll die Europäische Zentralbank (EZB) laut dem «Wall Street Journal» die von ihr beaufsichtigten Banken kontaktiert haben. Sie wolle wissen, welche Engagements die Finanzhäuser gegenüber der Credit Suisse haben, meldete die Finanzzeitung aus den USA.

Saudischer Grossaktionär will CS nicht helfen

Ausgelöst wurde der jüngste Aktien-Kursrutsch am Vormittag von Aussagen des saudischen Grossaktionärs Saudi National Bank (SNB), der weitere Finanzhilfen für die angeschlagene Credit Suisse ausschloss. Der neue Tiefstkurs für die CS-Aktien fällt zudem in ein Marktumfeld, das weiterhin von der Pleite der US-amerikanischen Bank SVB vom Wochenende verunsichert ist.

Die Verunsicherung der Investor*innen spiegelt sich aber nicht nur im Aktienkurs, sondern auch bei den sogenannten Credit Default Swaps (CDS), also den Absicherungen gegen einen Zahlungsausfall der Grossbank. Deren Wert ging stark in die Höhe. 

Der Preis eines 5-Jahres-CDS kletterte laut einem Händler auf einen noch nie erreichten Wert von 625 Basispunkten, nachdem er bereits am Tag davor mit rund 570 Punkten sehr hoch notiert hatte. Zum Vergleich: Der 5-Jahres-CDS für die CS-Konkurrentin UBS notierte zuletzt bei rund 87 Punkten (Stand Dienstag).

Die CS-Aktien notieren am Mittwoch gegen 14.45 Uhr um rund 25 Prozent im Minus auf 1,69 Franken. Ihr Allzeittief hatten die Titel zuvor mit 1,55 Franken und einem Minus von rund 30 Prozent erreicht, seit der Eröffnung der US-Börsen dämmen sie die Verluste wieder leicht ein.

UBS und Julius Bär verlieren ebenfalls an Wert

Auch zahlreiche weitere Bankentitel notieren am Mittwochnachmittag weiterhin stark im Minus. So geben UBS 7,7 Prozent nach und auch die Aktien des Vermögensverwalters Julius Bär stehen mit einem Abschlag von 6,6 Prozent stark im Minus.

Die französische Grossbank Société Générale (-12,5%) oder die deutschen Grossbanken Commerzbank (-9,2%) und Deutsche Bank (-8,1%) erleiden ebenfalls massive Verluste.

Die französische Premierministerin betonte am Mittwoch, dass der französische Bankensektor stabil sei. «Ich bestätige Ihnen, wie der Finanzminister gestern noch einmal betont hat, dass die französischen Banken infolge des Konkurses der SVB keinem Risiko ausgesetzt sind.»

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Wie es mit der Grossbank Credit Suisse weiter geht – diesen Blick in die Zukunft wagt Journalist und Branchenkenner Lukas Hässig.

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