Star-Manager in HaftDer Fall Carlos Goshn – wenn die Gier mutmasslich zum Verhängnis wird
nf.
21.11.2018
Ein jähes Karriereende droht: Der Superstar-Manager Carlos Ghosn wurde in Japan verhaftet. Er soll sein Einkommen verschleiert und Firmengelder privat genutzt haben.
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In Japan ist er ein Superstar. Doch am Montag wurde Carlos Ghosn, der hoch angesehene Manager des Firmenbündnisses von Renault, Nissan und Mitsubishi, verhaftet – er soll etwa Firmengeldern veruntreut haben. Wer ist dieser Mann?
Die japanische Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Manager Carlos Ghosn, der bei Nissan Verwaltungsratschef ist und bei Renault in Frankreich Vorstandschef. Der 64-Jährige soll etwa jahrelang ein zu niedriges Einkommen angegeben haben, um Steuern zu umgehen. Zudem soll er Firmengelder für private Zwecke genutzt haben. Medien berichten, Ghosn habe seit 2011 über einen Zeitraum von fünf Jahren insgesamt fünf Milliarden Yen (rund 44 Millionen Schweizer Franken) Einkommen zu wenig angegeben. Goshn sitzt seit Montag in Haft.
Wer ist dieser Mann, der als einer charismatischsten Automanager der Welt gilt?
Carlos Ghosn wurde als Kind libanesischer Einwanderer in Porto Velho in Brasilien geboren. Sein Vater arbeitete für eine Fluggesellschaft und reiste viel um die Welt, was Ghosn später ebenfalls tat: Er legte in einem Jahr bis zu 100'000 Kilometer im Flieger zurück.
Als Carlos sechs Jahre alt war, kehrten er und seine Mutter zurück in den Libanon. Ghosn war fleissig, lernte vier Sprachen fliessend, darunter Japanisch. Im Libanon besuchte Ghosn erstklassige Schulen des katholischen Jesuitenordens, er machte sich überhaupt gut und ging bald auf die Ingenieursschule in Paris.
«Ich habe mich immer anders gefühlt»
Später wird Ghosn die Leichtigkeit, mit der er sich zwischen verschiedenen Kulturen bewegte, auf sein «Nomadenleben» zurückführen. «Ich habe mich immer anders gefühlt», sagte er einmal «Detroit News». «Weil du anders bist, versuchst du dich zu integrieren, und das zwingt dich, deine Umgebung zu verstehen und die Fähigkeit zu entwickeln, zuzuhören, zu beobachten, zu vergleichen. Eigenschaften, die bei der Verwaltung sehr nützlich sind.»
Der französische Präsident Emmanuel Macron (rechts) scheint defensiv zu sein. Das Bild wurde aufgenommen während der Auto Show in Paris am 3.Oktober 2018.
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Die Karriere von Ghosn begann unauffällig, als Praktikant beim französischen Reifenhersteller Michelin. Bald leitete er ein Michelin-Werk im französischen Le Puy. Er wurde schnell befördert und stieg bis Mitte der 80er Jahre zum Forschungsleiter für die Entwicklung von Industriereifen auf. Dann wurde er von Michelin gebeten, in seine brasilianische Heimat zurückzukehren und dort die problematischen Tätigkeiten des Unternehmens als Chief Operating Officer zu leiten. Mit etwas mehr als 30 Jahren war er nun für einen kontinentalen Fertigungsbetrieb verantwortlich.
Er brachte die richtigen Leute zusammen
Obwohl Brasilien unter einer starken Inflation litt, gelang es Ghosn, die Organisationsstruktur der südamerikanischen Michelin-Niederlassungen so zu überarbeiten, dass Michelin auch dort zu einer Marke wurde. Er integrierte Menschen aus verschiedenen Bereichen des Unternehmens und mit unterschiedlichen Biografien. Französische Ingenieure trafen sich mit brasilianischen Einkaufsleitern, um die Entwicklung eines neuen Produkts zu planen. Innerhalb von zwei Jahren erzielte die südamerikanische Division von Michelin einen Gewinn.
Ghosn wurde 1988 Präsident und CEO von Michelin. Er heiratete Rita und wurde Vater von vier Kindern. In den USA führte Ghosn eine Fusion mit dem inländischen Reifenhersteller Uniroyal Goodrich durch, die die Grösse seiner Division verdoppelte. Er beschäftigte sich mit gewerkschaftlich organisierten Uniroyal Goodrich-Mitarbeitern, nicht indem er sie konfrontierte, sondern indem er die Gewerkschaftsvertreter davon überzeugte, dass flexible Arbeitsregeln im besten Interesse der Arbeitnehmer im Konzern seien. Nichtsdestotrotz gab es eine unsichtbare Grenze für Ghosns Aufstieg bei Michelin. Das Unternehmen befand sich in Familienbesitz, und sein langjähriger Chef François Michelin hatte seinen Sohn Edouard zu seinem späteren Nachfolger bestimmt.
Carlos Ghosn mit seiner Ehefrau Rita an einem Gala-Dinner vom französischen Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy.
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Ghosn liess sich deshalb 1996 vom damalige Renault-Vorsitzende Louis Schweitzer abwerben, um neun Jahre später zum Thronfolger zu werden. Ghosn war kein rücksichtsloser Ökonom, führte das Management allerdings mit eiserner Hand, beschleunigte neue Geschäfte und steigerte den Umsatz. Rasch machte er sich einen Namen als «Cost Killer», zuerst bei Renault, dann bei Nissan in Japan, wo er trotz seinen radikalen Methoden bald als Retter vor dem drohenden Konkurs gefeiert wurde – dies schliesslich auch beim Konzern Mitsubishi.
In Japan ein Superstar
Ghosns Beliebtheit in Japan stieg stetig. Japanische Frauen nannten ihn in einer Umfrage den begehrtesten Ehemann des Landes, und es erschien ein Comicbuch mit ihm als Helden. In seiner unruhigen zweiten Heimat Libanon wurde Ghosn gar als möglicher Präsidentschaftskandidat gehandelt.
Er war auch bekannt für seine Geheimniskrämereien und für seine Angst vor Anschlägen auf seine Person. Er soll einst Morddrohungen erhalten haben und wähnte sich als Opfer eines Komplotts von drei seiner Mitarbeiter, die er aufgrund anonymer Zuschriften verdächtigte, Firmengeheimnisse an die chinesische Konkurrenz weitergegeben zu haben. Die Briefe erwiesen sich später als gefälscht.
Ghosn stellte extrem hohe finanzielle Forderungen. 2016 monierte er sein Gehalt von sieben Millionen Euro, er wollte mehr, deutlich mehr. Ein Streit ums Salär des CEOs brach aus.
In jenem Jahr wollte Frankreich auf Macrons Drängen Ghosn nur weitere vier Jahre in der Führung von Renault gewähren, dies auch nur dann, wenn dieser sich auf eine Kürzung des Gehalts um 30 Prozent einliesse. Ghosn willigte tatsächlich ein, allerdings konnte er dank seiner akkumulierten Aktienoptionen trotzdem viel mehr als vorgesehen kassieren.
Weshalb er den japanischen Fiskus übers Ohr gehauen oder gar Firmengelder für persönliche Zwecke unterschlagen haben soll, ist noch eine offene Frage. Er soll seinen Posten bei Nissan am Donnerstag räumen. Heute entschied ein Bezirksgericht in Tokio erst einmal, Goshn zunächst für zehn weitere Tage festzuhalten. Renault erklärte unterdessen Thierry Bolloré zum Übergangsvorsitzenden.
Russland rüstet sich für jahrzehntelange Kriegswirtschaft
St. Petersburg, 07.06.2024: Seit mehr als zwei Jahren führt Russland einen brutalen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kremlchef Wladimir Putin schwört sein Land jetzt auf einen Ausbau der Kriegswirtschaft ein.
Putin hat dazu eine ganze Liste von Anweisungen für die Entwicklung des Rüstungssektors unterschrieben, um noch mehr Waffen und Munition zu produzieren.
Auch dank der Kriegswirtschaft erwartet die russische Führung ein Wirtschaftswachstum in diesem Jahr um die 2,8 Prozent.
Allein für den Haushaltsposten Verteidigung gibt der Kreml in diesem Jahr umgerechnet etwa 110 Milliarden Euro aus. Hinzu kommen weitere 34 Milliarden Euro für die Bereiche nationale Sicherheit und Sicherheitsorgane. Insgesamt sind das knapp 39 Prozent aller Ausgaben des russischen Etats oder 8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. In Militär und Sicherheitsorgane investiert Russland damit erstmals mehr Geld als in Sozialausgaben.
07.06.2024
Genfer Autosalon ist definitiv am Ende
Der traditionsreiche Genfer Autosalon ist am Ende. Dies teilten die Organisatoren am Freitag mit. Die Automesse war 1905 ins Leben gerufen worden. Zuletzt hatte sie in diesem Frühjahr in einem kleineren Format stattgefunden. Eine weitere Ausgabe werde es nicht mehr geben, schrieben die Organisatoren in einer Mitteilung. Sie hätten festgestellt, dass die Automobilindustrie heute nicht mehr unbedingt eine solche Veranstaltung brauche.
31.05.2024
Bundesrat zeichnet positives Bild der Schweizer Wirtschaft
Die Schweizer Volkswirtschaft ist insgesamt weiterhin gut aufgestellt. Zu diesem Schluss kommt der Bundesrat in einem am Mittwoch verabschiedeten Lagebericht. Auch vor dem Hintergrund der industriepolitischen Renaissance im Ausland bleibt die Schweiz demnach wettbewerbsfähig.
«Die Schweiz gehört weiterhin zu den erfolgreichsten Volkswirtschaften weltweit», sagte Wirtschaftsminister Guy Parmelin in Bern vor den Medien. Sie habe die vergangenen vier krisengeprägten Jahre gut überstanden. Die Schweizer Volkswirtschaft habe sich einmal mehr als äusserst widerstandsfähig erwiesen, so Parmelin.
Das wirtschaftspolitische Umfeld bleibe jedoch herausfordernd. Der Bundesrat erwähnte in seinem Bericht insbesondere die industriepolitischen Initiativen in der EU und den USA, die auch wettbewerbsverzerrende Subventionen umfassten. Ein Grossteil dieser Subventionen seien für die Schweizer Wirtschaft jedoch unproblematisch und eröffneten Schweizer Produzenten gar neue Absatzchancen.
22.05.2024
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