Ex-SP-Chef Christian Levrat wird neuer Verwaltungsratspräsident der Post – eine Wahl, die nicht allen schmeckt.
Für Gewerkschaften und SP ist der neue Post-Verwaltungsratspräsident Christian Levrat die «beste Wahl» und ein Garant für den Service public. Von Filz und «Chüngeli-Politik» ist hingegen bei SVP und FDP die Rede.
Die Probleme der Post seien mit einem neuen Verwaltungsratspräsidenten nicht einfach verschwunden, liess sich Greta Gysin, Grüne Tessiner Nationalrätin und Co-Präsidentin von Transfair, in einem Communiqué zitieren. Es gebe einige Dinge, die Levrat in seiner neuen Funktion mit seinen Verwaltungsratskollegen und -kolleginnen und der Konzernleitung angehen müsse.
So werde er einen guten Weg finden müssen zwischen den berechtigten Anliegen der Mitarbeitenden und der Entwicklung der Post in eine prosperierende Zukunft. Jedenfalls sei er «der richtige Mann zur richtigen Zeit».
Garant des Service public
René Fürst, Branchenleiter Post/Logistik bei Transfair, befand: «Levrat ist die beste Wahl und ein Gegenpol zur marktwirtschaftlich orientierten Konzernleitung.» Hoffentlich werde mit ihm die Stellung des Service public und der Sozialpartnerschaft gestärkt.
Auch Syndicom geht davon aus, dass mit der Personalie die Stabilität der Sozialpartnerschaft weiterhin gewährleistet ist. Die Herausforderungen, vor denen der Postkonzern und damit der designierte VR-Präsident stünden, seien enorm, heisst es in einer Medienmitteilung. Nach langen Jahren des Abbaus bei der Grundversorgung sei es an der Zeit, die postalischen Dienstleistungen zu stabilisieren, zu stärken und in die Zukunft zu führen.
Die SP Schweiz gratulierte Levrat ebenfalls zu seiner Wahl. Seine Ernennung sei eine gute Neuigkeit für den Service public, die Arbeitsbedingungen bei der Post sowie den Erhalt von Poststellen und weiteren qualitativ hochstehenden Postdienstleistungen. Auch SP-Nationalrätin Susanne Leutenegger Oberholzer (BL) bezeichnete die Wahl Levrats in einem Tweet als gute News für den Service public.
Kritik von SVP und FDP
SVP-Fraktionspräsident Thomas Aeschi (ZG) stellte in einem Tweet fest, dass Bundesrätin Simonetta Sommaruga «die gleiche Klientelpolitik und Chüngeli-Politik» mache, wie sie Bundesrat Alain Berset zum Beispiel mit Stéphane Rossini gemacht habe. Der Walliser SP-Politiker Rossini war 2019 von Berset zum Direktor des Bundesamtes für Sozialversicherungen (BSV) ernannt worden.
FDP-Nationalrat Hans-Peter Portmann (ZH) seinerseits twitterte, dass es bei der FDP ein Nachteil sei, wenn man beim eigenen Bundesrat ein gut bezahltes Spitzenämtli in einem privat-öffentlich bundesnahen Unternehmen wolle. Bei SP und CVP sei es «seit hundert Jahren ein Muss, das gleiche Parteibüchlein zu haben».