Umsatzeinbussen Kein Lohn und kaum Kunden – Schweizer Eventbranche leidet stark

Von Tobias Bühlmann

12.3.2020

Wer sein Geld mit Messen oder ähnlichen Anlässen verdient, durchlebt wegen des Coronavirus' harte Zeiten.
Wer sein Geld mit Messen oder ähnlichen Anlässen verdient, durchlebt wegen des Coronavirus' harte Zeiten.
Bild: Keystone/dpa/Christophe Gateau

Unter der aktuellen Coronavirus-Pandemie besonders stark leidet die Eventbranche. Weil die meisten Anlässe abgesagt werden, brechen dort die Einnahmen weg. Betroffene zeichnen ein dramatisches Bild der Lage.

Im Tessin steht das öffentliche Leben weitgehend still, und auch im Rest der Schweiz fallen viele Veranstaltungen aus. Besonders hart trifft es die Event-Branche: «Neun von zehn Anlässen bis Ende April sind auf unbestimmte Zeit verschoben oder fallen ganz aus», sagt Jürg Urfer vom Schweizer Veranstaltungstechnik-Unternehmen Winkler Livecom AG.

Besonders hart getroffen wurde Winkler von der Absage der Basel World – Urfer spricht von einem «Schlag in die Magengrube». Das Unternehmen hat per letzten Montag Kurzarbeit eingeführt, ebenso wie die anderen grossen Player der Branche. In dem Fall springt der Bund immerhin für einen Teil der Lohnkosten für die Angestellten in die Bresche.

Plötzlich arbeitslos

Deutlich schwieriger ist die Lage für die weiteren Arbeitnehmer in der Branche. Denn viele von ihnen sind entweder auf freier Basis tätig oder arbeiten gleich vollkommen selbständig. Werden Events abgesagt, erhalten sie schlicht keinen Lohn.

Einer dieser Freiberufler ist Andreas (Name geändert). Er führt als sogenannter Rigger Höhenarbeiten aus, hängt beispielsweise Scheinwerfer und Lautsprecher auf oder befestigt Dekorationen an Trägern. Normalerweise hat er rund drei Einsätze pro Woche, für die er 500 bis 600 Franken Gage pro Tag erhält.

«Schwierig ist die Ungewissheit»

Derzeit fielen rund drei Viertel seiner Einsätze aus, weil die entsprechenden Anlässe abgesagt würden, sagt Andreas zu «Bluewin». Und eine neue Arbeit lässt sich nicht so einfach finden. Er verfügt zwar über einen Studienabschluss in einer Naturwissenschaft, doch hat er seit dem Ende des Studiums nicht mehr in dem Bereich gearbeitet. «Aktuell könnte ich mich da bestenfalls als Praktikant bewerben», so Andreas.

Chronologie Coronavirus-Krise

Seine Existenz sei derzeit trotz fehlender Arbeit nicht bedroht, sagt Andreas. Zum einen hat er Erspartes, und zum anderen kann er im Notfall immer noch Arbeitslosenentschädigung beziehen. Trotzdem macht ihm die aktuelle Lage zu schaffen: «Schwierig ist die Ungewissheit.»

Selbständige ohne Sicherheitsnetz

Noch härter trifft es die Brüder Romano und Alessandro Riccardi. Sie sind Gründer der Eventband Livejazz.ch und spielen an Firmenanlässen und Messen, aber auch an Privatanlässen wie Hochzeiten oder Geburtstagen.

Weil viele Auftraggeber ihre Anlässe absagen, schwinden ihre Einnahmen dramatisch: «Unser Umsatz ist mit den bisherigen Absagen um rund 45'000 Franken eingebrochen», sagt Romano. Im März haben beide mit der Band gerade einen Gig spielen können, die anderen zehn Auftritte wurden abgesagt. Und auch der April sieht alles andere als rosig aus derzeit.

Da Romano und seine Bandkollegen – je nach Formation zwei bis vier Leute –, selbständig sind und für ihre Arbeit Rechnung stellen, hat er weder Anrecht auf Arbeitslosengeld noch auf Kurzarbeitsentschädigung. Er hofft nun darauf, dass der Bund seiner Branche unter die Arme greift.

Allerdings fürchtet er, dass allfällige Hilfspakete gar nicht bis zu ihm und seinen Bandkollegen durchdringen. Darum appelliert er in einer Mail an seine Kundschaft und bittet um Spenden: Wer jetzt einen Betrag spendet, erhält einen Rabatt auf eine zukünftige Buchung.

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