Kostspieliges Debakel Thomas Gottstein tritt als Chef der Credit Suisse ab, Ulrich Körner wird Nachfolger

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27.7.2022 - 06:55

Credit Suisse: Das sagt Gottstein zu seinem Rücktritt

Credit Suisse: Das sagt Gottstein zu seinem Rücktritt

An einer Telefon-Medienkonferenz am Mittwochmorgen nahm der CEO der Credit Suisse, Thomas Gottstein, Stellung zu seinem Rücktritt. «Sowohl aus beruflichen als auch aus gesundheitlichen Gründen» sei er zum Schluss gekommen, dass nun der richtige Zeitpunkt sei, Platz für einen neuen CEO zu machen.

27.07.2022

Die zweitgrösste Schweizer Bank schreibt auch im zweiten Quartal einen massiven Verlust. Nach rund zweieinhalb Jahren muss Konzernchef Gottstein nun gehen. Sein Nachfolger wird Ulrich Körner.

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Ein weiterer Paukenschlag bei der Credit Suisse: Ulrich Körner wird Nachfolger von Thomas Gottstein an der Spitze der zweitgrössten Schweizer Bank. Der derzeitige Chef der Asset-Management-Division wird Gottstein per Anfang August ablösen, wie die CS am Mittwoch mitteilte.

Körner ist seit April 2021 Mitglied der Geschäftsleitung und CEO des Asset Managements. Er kam von der UBS Group, wo er elf Jahre lang Mitglied der Konzernleitung war, davon sechs Jahre als Leiter des Bereichs Asset Management. Davor war er als Chief Operating Officer tätig. Bevor er zur UBS kam, war er bereits einmal in leitender Funktion bei der Credit Suisse tätig, u.a. als Chief Financial Officer und Chief Operating Officer der Credit Suisse Financial Services und als CEO der Region Schweiz.

Zusammen mit dieser Personalie und den Quartalszahlen hat die CS eine «umfassende Strategieüberprüfung» angekündigt, wobei die Kostenbasis mittelfristig auf unter 15,5 Milliarden Franken gesenkt werden soll und das Vermögensverwaltungsgeschäft und das Asset Management gestärkt werden sollen.

Von Archegos bis Greensill

Gottstein leitet die Bank seit Mitte Februar 2020. Sein Vorgänger Tidjane Thiam hatte wegen einer Beschattungsaffäre zurücktreten müssen.

Unter Gottsteins Ägide hat die Bank jedoch erneut eine Reihe von kostspieligen Debakeln erlitten, darunter die Zusammenbrüche von Greensill Capital und Archegos Capital Management Anfang 2021. Gottstein sollte eigentlich die Sanierung der Bank leiten. Doch riss die Welle der negativen Berichterstattung nie ab, auch am Dienstag nicht. So wurde bekannt, dass die CS laut einem Gericht in den Bermudas 607 Millionen Dollar in einem Streitfall mit dem früheren georgischen Regierungschef Bidsina Iwanischwili bezahlen muss.

Credit-Suisse-CEO Thomas Gottstein. (Archivbild)
Credit-Suisse-CEO Thomas Gottstein. (Archivbild)
Bild: Keystone/Ennio Leanza

Das Gericht auf der karibischen Inselgruppe hatte die CS Ende März zu einer Zahlung an Iwanischwili verurteilt. Allerdings hatte es zunächst die genaue Urteilssumme noch offen gelassen. Die Schweizer Grossbank hatte umgehend angekündigt, das Urteil anzufechten.

CS schreibt im zweiten Quartal massiven Verlust

Die CS schliesst auch das zweite Quartal 2022 mit einem massiven Verlust ab. Wie bereits im Juni angekündigt, hat vor allem ein stark negatives Ergebnis in der Investment Bank die Grossbank in die roten Zahlen gezogen.

Unter dem Strich steht für das zweite Quartal 2022 ein Reinverlust von 1,59 Milliarden Franken, wie die CS am Mittwoch mitteilte. Im gleichen Vorjahresquartal hatte sie noch einen Gewinn von 253 Millionen Franken erzielt.

Belastet wurde das Ergebnis im zweiten Quartal zudem von höheren Rückstellungen für Rechtsstreitigkeiten und sonstige Positionen. Die Bank habe zudem unter den geopolitischen, makroökonomischen und marktspezifische Herausforderungen gelitten, heisst es.

Die schwierigen Marktbedingungen im zweiten Quartal 2022 haben nun insbesondere das Ergebnis der Investment Bank deutlich ins Minus gezogen, die Division weist einen Vorsteuerverlust von 1116 Millionen Franken aus. Belastet wird das Ergebnis der Grossbank aber auch von einem Verlust aus ihrer Beteiligung an der Fondsplattform Allfunds in der Höhe von 168 Millionen Franken.

Die Grossbank hatte schon im ersten Quartal des laufenden Jahres einen Verlust von 273 Millionen Franken ausgewiesen. Zuvor hatte sie das von zahlreichen Pannen und Debakeln geprägte Geschäftsjahr 2021 mit einem Minus von 1,6 Milliarden Franken abgeschlossen.

Die CS will nun angesichts der schrumpfenden Erträge ihre Kosten weiter reduzieren. So will sie nun ihre Kostenbasis mittelfristig auf unter 15,5 Milliarden Franken reduzieren, heisst es in der Mitteilung.