CS-Übernahme Analysten sehen «Shotgun Wedding» skeptisch

tp

20.3.2023 - 18:17

Grüne wollen zusammen mit der SP Sondersession einberufen

Grüne wollen zusammen mit der SP Sondersession einberufen

Die Grünen wollen nach dem Zusammenschluss der UBS mit der CS und den vom Bundesrat gesprochenen Garantien zusammen mit der SP eine Sondersession einberufen. Das gab Fraktionschefin Aline Trede an einer Online-Medienkonferenz bekannt.

20.03.2023

In der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS sehen Analysten Chancen wie Risiken: Die derzeitige Lösung sei einem Zusammenbruch der CS vorzuziehen, ob sie längerfristig positiv für die UBS ausfalle, müsse sich aber erst noch zeigen.

Keystone-SDA, tp

Die Übernahme der Konkurrentin sei ja nicht von der UBS ausgegangen, sondern den beiden Instituten von der Politik auferlegt worden, vermerken die Beobachter. Wahrscheinlich habe es sich bei dem Vorgehen auch nicht um den von der UBS-Führung präferierten Weg gehandelt, kommentierten etwa die Analysten der kanadischen RBC.

An der Börse hatten die UBS-Aktien bis am späten Vormittag noch rund 5 Prozent nachgegeben, kurz nach 14.00 Uhr dann aber deutlich mit 2,1 Prozent ins Plus gedreht und bei 17,46 Franken notiert. Gemäss der am Wochenende ausgehandelten Lösung für die CS-Krise bezahlt die UBS für die massiv geschwächte Konkurrentin rund 3 Milliarden Franken in eigenen Aktien.

Auf Papier günstig

Auf dem Papier sieht die Übernahme der zweitgrössten Schweizer Bank günstig aus: Sie zahle 3 Milliarden Dollar für ein Geschäft, das vor wenigen Wochen noch ein Mehrfaches dessen wert gewesen sei, kommentiert etwa Vontobel-Analyst Andreas Venditti. Zudem habe die UBS umfangreiche Absicherungen gegen Verluste erhalten. Gleichzeitig werde die Übernahme das UBS-Geschäft substanziell verändern, räumt er ein.

Potenzielle Vorteile sieht die ZKB: Vom ersten Tag an steige der Buchwert pro UBS-Aktie deutlich an. Zwar verschlechtere sich durch die Transaktion auch das Risikoprofil für die UBS, räumt Analyst Michael Klien ein. Die potenziellen Vorteile würden die Nachteile dabei aber überwiegen. Entscheidend werde sein, dass das Vertrauen wiederhergestellt wird: «Hier führt unsere erste Analyse zu dem Schluss, dass dies gelingen sollte.»

Offene Frage

Andere Experten betonten die noch zahlreichen offen gebliebenen Fragen zu den Folgen für die UBS. Insgesamt sei der Einfluss auf die Gewinnzahlen trotz angekündigter hoher Kosteneinsparungen schwierig einzuschätzen, so die Analysten des US-Investmenthauses Jefferies. Die UBS übernehme ja eine Bank, die derzeit grosse Verluste schreibe. Dazu komme die Ausgabe neuer UBS-Aktien für den CS-Kauf.

Die Übernahme könnte längerfristig zwar durchaus ein sehr interessantes Geschäft sein. Bis sich der «Lärm gelegt» habe, gebe es aber massive Unsicherheiten bezüglich der künftigen Erträge, heisst es bei der US-Investmentbank KBW. Wegen der CS-Akquisition muss die UBS zudem ihre bei den Investoren gut angekommenen Aktienrückkaufprogramme auf Eis legen. Wegen der vielen Unsicherheiten etwa um den Kapitalbedarf oder Prozessrisiken stufen die KBW-Analysten die UBS-Titel auf «Underperform» herunter.

CS-Präsident: «Es ist ein trauriger Tag»

CS-Präsident: «Es ist ein trauriger Tag»

Die Zukunft der Credit Suisse ist entschieden: Die Grossbank UBS wird ihre Konkurrentin übernehmen. Axel Lehmann, Präsident des Verwaltungsrats der Credit Suisse, gibt an der Medienkonferenz am Sonntagabend derweil zu: «Es war klar, dass es so nicht weitergehen kann».

19.03.2023

«Shotgun Wedding»

Die Erfahrung mit solchen «Shotgun Weddings», also erzwungenen Hochzeiten, sei darüber hinaus eher durchzogen, heisst es bei den Experten von Capital Economics. So gebe es zwar positive Beispiele wie die Barings-Übernahme durch ING. Während der letzten Finanzkrise habe es aber auch Beispiele von Zwangsübernahmen gegeben, wo die Umsetzung mit massiven Problemen einherging oder die Käuferin gar selbst in Schwierigkeiten gebracht habe.

Für die Jefferies-Analysten sind es dennoch «positive Neuigkeiten», dass die Übernahme zustande gekommen ist. Andere Alternativen wie die Verstaatlichung der CS oder ein Konkurs der Grossbank hätten die Risiken im Bankensektor sicherlich noch vergrössert. Störend sei aber etwa, dass die UBS-Aktionäre nicht zur Übernahme befragt werden.

Der Deal habe allerdings immerhin einen Zusammenbruch der Credit Suisse vermeiden können, betonen die Vontobel-Experten: Ein solches Szenario hätte sicherlich massive Konsequenzen für die Schweizer Wirtschaft, den Schweizer Finanzplatz und auch für die UBS selbst gehabt. Die Probleme des globalen Bankensektors seien aber noch lange nicht vorbei.

Börsenticker der Credit Suisse am 20. März 2023 in Zürich: Analysten sehen nach der Übernahme der Bank durch die UBS noch viele offene Fragen. 
Börsenticker der Credit Suisse am 20. März 2023 in Zürich: Analysten sehen nach der Übernahme der Bank durch die UBS noch viele offene Fragen. 
Bild: Keystone