«Cum-Ex»-Skandal Der Steuertrick, der den Fiskus 55 Milliarden gekostet hat

dpa/tjb

18.10.2018

Die Geschäfte haben den Urhebern vor allem in Deutschland – hier die Banken-Stadt Frankfurt – riesige Summen eingebracht.
Die Geschäfte haben den Urhebern vor allem in Deutschland – hier die Banken-Stadt Frankfurt – riesige Summen eingebracht.
Bild: Keystone

Krumme Geschäfte haben Steuerzahler in Europa um mindestens 55 Milliarden Euro gebracht. Nun zeigt sich, dass Spuren in der «Cum-Ex»-Affäre auch in die Schweiz führen.

Der Schaden durch dubiose «Cum-Ex»-Steuergeschäfte ist offenbar deutlich höher als bislang angenommen. Ihren Lauf nahm die Geschichte in Deutschland, doch betroffen sind mindestens zehn weitere europäische Länder, wie die neusten Recherchen zeigen – darunter auch die Schweiz. Das haben Untersuchungen des Recherchezentrums «Correctiv» ergeben, an denen auch das Schweizer Online-Magazin «Republik» beteiligt war.

55 Milliarden Schaden – mindestens

Der Schaden beläuft sich nach jüngsten Erkenntnissen auf mindestens 55,2 Milliarden Euro. Allein deutschen Finanzämtern seien nach Berechnungen des Steuerprofessors Christoph Spengel von der Universität Mannheim zwischen 2001 und 2016 mindestens 31,8 Milliarden Euro entgangen. Bislang war man nach Angaben des deutschen Finanzministeriums aus dem Mai von insgesamt 5,3 Milliarden Euro ausgegangen.

Betroffen ist auch die Schweiz, die «Republik» schreibt von einem «zentralen Schauplatz». Wie hoch der Schaden hierzulande ausfällt, haben die Rechercheure indes nicht beziffert. Bisher hat laut dem Bericht nur die Zürcher Kantonalbank eingeräumt, zwischen 2004 und 2006 an entsprechenden Geschäften beteiligt gewesen zu sein. Zudem fallen auch die Namen der beiden grössten Schweizer Banken, UBS und Credit Suisse – ob und wie tief sie tatsächlich involviert, ist aber unklar.

Komplizierte Steuertricks

Bei den umstrittenen Geschäften schoben Investoren rund um den Dividendenstichtag Aktien mit («cum») und ohne («ex») Ausschüttungsanspruch rasch zwischen mehreren Beteiligten hin und her. Diese liessen die Papiere untereinander zirkulieren, bis dem Fiskus nicht mehr klar war, wem sie überhaupt gehörten. Die Finanzämter erstatteten mehr Steuern als sie zuvor eingenommen hatten. 2012 wurde das Steuerschlupfloch geschlossen.

Möglich geworden sei der europaweite Steuerbetrug laut dem Recherchezentrum auch, weil Deutschland die anderen europäischen Länder erst 2015 vor dem Betrug durch «Cum-Ex»-Geschäfte gewarnt habe, obwohl es laut den Rechercheergebnissen bereits seit 2002 Bescheid gewusst habe. An den Recherchen waren 19 Medien aus 12 Ländern beteiligt.

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