Obschon sehr viele Schweizer ihre Sommerferien im eigenen Land verbringen, rechnet die Tessiner Hotellerie mit einem deutlichen Rückgang der Hotelübernachtungen im Coronajahr 2020. Besonders viele Gäste darf der Südkanton aus der Romandie begrüssen.
«Was wir zwischen März und Mai verloren haben, haben wir in der Sommerperiode nicht wieder aufgeholt», sagte Lorenzo Pianezzi, Präsident der Tessiner Sektion von Hotelleriesuisse, im Gespräch mit AWP. Für das gesamte Geschäftsjahr rechne er für die Branche mit einem Umsatzrückgang von mindestens 25 Prozent.
«Bezogen auf die Gästezahlen dürfte der Rückgang rund 20 Prozent betragen», schätzt der Tessiner Hotelier und weist darauf hin, dass die Übernachtungen in den letzten Jahren relativ stabil bei rund 2,3 bis 2,4 Millionen gelegen hatten. Immerhin: Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Gäste ist von etwa 2,0 auf fast 2,5 Nächte gestiegen.
Der Tourismussektor beschäftigt südlich der Alpen rund 22'000 Personen und steht für rund 10 Prozent des kantonalen Bruttoinlandprodukts (BIP).
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Die mit der Coronakrise verbundenen Reisebeschränkungen und Unsicherheiten haben die Zusammensetzung der Klientel in den Tessiner Hotels erheblich verändert. Die Region Sopraceneri (Locarno und Bellinzona) kommt üblicherweise auf einen Anteil von 70 Prozent Schweizer Touristen und die Region Sottoceneri (Lugano und Süden) auf einen von 43 Prozent.
In diesem Sommer stiegen diese Zahlen auf 90 Prozent (Sopraceneri) und 80 Prozent (Sottoceneri). Der deutliche Anstieg ist insbesondere auf einen ungewöhnlich grossen Zustrom von Urlaubern aus den französischsprachigen Kantonen zurückzuführen. «Wir haben noch nie so viel französisch gehört wie in diesem Jahr», sagt Pianezzi. Genaue Zahlen lägen Hotelleriesuisse aber nicht vor.
... und Junge
Zudem beobachtet Pianezzi einen «Generationenwechsel»: «Die Kundschaft sowohl aus der Deutsch- als auch aus der Westschweiz ist sehr jung», erklärt der Manager. Es ist aber nur ein Generationenwechsel auf Zeit. Denn mit dem Ende der Schweizer Schulferien wird auch im Tessin das Hotelgeschäft wieder abflauen.
Und während in früheren Jahren Familien aus Italien, Deutschland und den USA die Lücke nach den Schulferien zumindest teilweise gefüllt hatten, fallen diese jetzt aus. «Dieses Jahr gibt es höchstens ein paar Deutsche und sehr wenige Italiener», sagt der Präsident des kantonalen Dachverbandes.
Üblicherweise belebt sich dann der Tessiner Tourismus nach dem Ende der Schulferien in den Monaten September und Oktober wieder – diesmal dank einer etwas älteren Kundschaft. Ob die Senioren und Kinderlosen auch im Coronajahr ihre Herbstferien in der Schweizern Sonnenstube buchen werden, ist heute noch unklar. «Wir erhalten derzeit gemischte Signale», sagt Pianezzi.
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