Coronavirus – KonjunkturDienstleister zuversichtlicher als Industrie
SDA
1.7.2020 - 09:53
Die Einkaufsmanager in der Schweiz blicken nach dem Ende der Corona-Schliessungen insgesamt wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft. Die Erholung geht im Dienstleistungssektor aber deutlich schneller voran als in der Industrie.
Der für die Industrie berechnete Einkaufsmanager-Index (PMI) sank nämlich im Juni im Vergleich zum Vormonat um 0,2 Stellen auf 41,9 Punkte, wie die Credit Suisse am Mittwoch mitteilte.
Damit scheine sich der Index auf den ersten Blick nicht wirklich zu erholen. Der Grund für den kleinen Rückgang sei aber in der Subkomponente «Lieferfristen» zu finden, relativieren die CS-Ökonomen. Diese haben sich zuletzt wieder normalisiert, nachdem die Massnahmen gegen die Verbreitung des Coronavirus zuvor Lieferunterbrüche ausgelöst hatten.
Normalerweise würden aber längere Lieferfristen auf eine höhere Kapazitätsauslastungen hinweisen, was den Gesamtindex zuvor positiv beeinflusst habe. Die «Normalisierung» der Lieferketten im Juni fliesse nun aufgrund der Konstruktion des Index negativ in die Gesamtbewertung ein.
Nach wie vor seien aber 27 Prozent der Industriebeschäftigten in Kurzarbeit und ein Viertel der Unternehmen verringere den Personalbestand, betonte die CS. Rund 60 Prozent aller Industriebetriebe hätten zudem ihre Investitionspläne verringert oder gestoppt.
Aufholjagd des Dienstleistungs-PMI
Der PMI des Dienstleistungssektors hat stärker als der Industrie-PMI auf den Lockdown und dessen Lockerungen reagiert. Nach einem massiven Einbruch auf 21,4 Zähler im April notiert er im Juni mit 49,1 Punkten beinahe wieder auf der Wachstumsschwelle.
Unmittelbar nach der Lockerung des Lockdowns hatte der Dienstleistungs-PMI im Mai bereits um 14,8 Punkte zugelegt. Im Juni nun betrug der Zuwachs 12,9 Punkte.
«Imposant» sind laut Credit Suisse insbesondere die Bewegungen der Subkomponenten «Geschäftstätigkeit» und «Neuaufträge», welche beide wieder über 50 Punkten und damit in der Wachstumszone notieren würden.
Rascher als in der Industrie verbessere sich auch die Arbeitsmarktlage. Habe sich im Dienstleistungssektor im April noch rund eine Drittel der Belegschaft in Kurzarbeit befunden, sei es im Juni noch ein Fünftel.
Ökonomen hatten im Vorfeld der Publikation vor allem für den Industrie-PMI mit höheren Werten gerechnet. Für diesen lagen die Schätzungen im Bereich von 46,6 bis 49,0 Stellen, bei den Dienstleistern wurde ein Anstieg auf 47,0 bis 52,0 erwartet.
Investitionen zusammengestrichen
In der Juni-Umfrage wurden zudem Industrie- und Dienstleistungsunternehmen nach ihren Investitionsplänen gefragt. Insgesamt investiere rund die Hälfte der Unternehmen nach der Coronakrise «weniger» oder «deutlich weniger» als ursprünglich geplant.
Rund 10 Prozent der Befragten hätten gar sämtliche Investitionen gestoppt – gleich viele wollten hingegen mehr investieren. Bei rund einem Viertel der befragten Unternehmen habe die Coronakrise keinen Einfluss auf das Investitionsverhalten.
Rund ein Fünftel der Unternehmen wolle nun nach der Lockerung des Lockdowns «einige oder sogar alle» zuvor in Frage gestellten Investitionen wieder aufnehmen. Auch bezüglich Investitionen sind somit durchaus Silberstreifen am Horizont zu erkennen, folgert die CS.
Der PMI und das KOF Konjunkturbarometer gelten als die beiden wichtigsten Frühindikatoren für die Schweizer Wirtschaft. Das KOF-Barometer signalisierte zuletzt auch eine Aufwärtstendenz, war aber ebenfalls unter den Erwartungen ausgefallen. Der Juni-Wert legte nach drei Monaten im Rückwärtsgang um 9,8 auf 59,4 Punkte zu. Davor war er im Mai auf einen historischen Tiefstand gefallen.
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