Massive Probleme Düstere Aussichten für US-Bauern

David Pitt, AP

20.7.2018

Schon vor dem Handelsstreit mit China und anderen Ländern hatte die US-Landwirtschaft massive Probleme. Jetzt spitzt sich die Situation weiter zu. Und die Strafzölle sind nicht das einzige Problem.

«Ganz gleich, wo man in der Landwirtschaft hinguckt, sieht man Gewitterwolken am Horizont», sagt der Agrarökonom Chad Hart von der Iowa State University. «Und einige sind so nah, dass wir uns nicht davor schützen können.»

Trumps Strafzölle gegen China, Mexiko, Kanada und die Europäische Union führten zu schnellen Gegenmassnahmen, die die Preise für verschiedene amerikanische Agrarprodukte drückten - darunter Mais, Soja und Schweinefleisch. Als die Zölle im Umfang von 34 Milliarden Dollar gegen China am 6. Juli in Kraft traten, litten die Bauern schon unter den gefallen Getreidepreisen, höheren Kosten für Land und anderen Faktoren.

Schon vor der Ankündigung der Strafzölle hatte das Landwirtschaftsministerium einen Einnahmerückgang in der Landwirtschaft auf 60 Milliarden Dollar vorhergesagt. Vor fünf Jahren hatten die Einnahmen noch 120 Milliarden Dollar betragen. Nun wird der Rückgang vermutlich noch höher ausfalllen.

Don Bloss, Landwirt aus der Gemeinde Pawnee City in Nebraska, berichtet, dass einige seiner Nachbarn ihre Farmen bereits vor Verhängung der Strafzölle verlassen hätten, weil sie keine Profite mehr erwirtschaften konnten. «Sie haben kein Geld verdient. Einer hat gesagt, sein Banker habe ihn aufgegeben.»

John Weber, der in Dysart in Iowa Schweine züchtet, sowie Mais und Soja anbaut, berichtet Ähnliches. Einige Landwirte wären bereits in finanziellen Schwierigkeiten gewesen, hätten aber noch einmal Aufschub von den Banken bekommen. «Aber Junge, wenn du dir jetzt die niedrigeren Preise und die Zusatzkosten ansiehst, wird es echt hart. Das funktioniert einfach nicht», sagt er.

Für Soja sind die Preise seit Anfang Mai um 19 Prozent auf ein Zehn-Jahres-Tief gefallen, bei Mais sind es mehr als 15 Prozent. Die meisten Landwirte fahren bei solchen Preisen Verluste ein.

Nicht besser sieht es für die Schweinezüchter aus. Experten rechnen pro Jahr mit Einnahmerückgängen um mehr als zwei Milliarden Dollar wegen der chinesischen Strafzölle. «Am Ende werden einige ihr Geschäft aufgeben», sagt Jim Heimerl, Präsident des amerikanischen Schweinezüchterverbands.

Landwirtschaftsminister Sonny Perdue hat versprochen, die Profitabilität für die Landwirte wieder herzustellen. Wie das passieren soll, hat er nicht gesagt. Und viele Wirtschaftsexperten sind skeptisch, woher die Milliarden kommen sollen, die die Regierung zum Ausgleich der Verluste aufbringen müsste.

«Wenn das so weitergeht und das Landwirtschaftsministerium keinen Weg findet, einzufliegen und in diesem Herbst Eimer voll Geld in den Maisgürtel zu werfen, dann wäre ich nicht überrascht, wenn es an irgendeinem Punkt im nächsten Jahr Treckerparaden nach Washington gibt», sagt Scott Irwin, Agrarökonom an der University of Illinois.

Anzeichen für eine schnelle Beilegung des Handelsstreits gibt es nicht. Im Gegenteil: Die USA und China haben gedroht, demnächst weitere Güter in einem Volumen von 16 Milliarden Dollar mit einem Aufschlag von 25 Prozent zu belegen. Zudem kündigte Trump am 10. Juli Pläne für Strafzölle in Höhe von zehn Prozent auf chinesische Güter im Umfang von 200 Milliarden Dollar bis Ende August an. Peking hat angekündigt, das zu vergelten.

Doch nicht nur der Handelsstreit, sondern auch andere Massnahmen der Trump-Regierung machen es für die Landwirte schwer. Die harte Linie bei der Einwanderungspolitik sorgt zum Beispiel dafür, dass die Schweinezüchter nicht genug Personal finden. Rund ein Drittel der Beschäftigten in der Branche sind Migranten.

«Gelernte und ungelernte Arbeitskräfte aus dem Ausland waren immer entscheidend für den Erhalt und das Wachstum der Arbeitskraft und die Belebung unserer ländlichen Gemeinden in den USA», sagt Schweinezüchter-Präsident Heimerl. «Wir brauchen mehr von ihnen, nicht weniger.»

Auch das Vorhaben der Regierung, Raffinerien von der Pflicht zu entbinden, Ethanol dem Kraftstoff beizufügen, hat die Situation verschärft. Tonnen von Mais, die für die Produktion von Biokraftstoff vorgesehen waren, überschwemmen den Markt und drücken die Preise.

Mit Blick auf die Gesamtsituation ist Agrarökonom Irwin äusserst besorgt: «Das alles hat das Potenzial für die schlimmste Finanzkrise in der Landwirtschaft seit den 80er Jahren», befürchtet er.

Zurück zur Startseite