Magische Grenze unterschritten Der Euro fällt deutlich unter 1,05 Franken

ra

19.11.2021 - 12:29

Wegen der Franken-Stärke wächst der Druck auf die Schweizerische Nationalbank zu intervenieren. (Symbolbild)
Wegen der Franken-Stärke wächst der Druck auf die Schweizerische Nationalbank zu intervenieren. (Symbolbild)
KEYSTONE

Der Franken ist gegenüber dem Euro so stark wie seit rund sechs Jahren nicht mehr. Beobachter erwarten nun, dass die Schweizerische Nationalbank SNB interveniert.

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Der Euro verliert zum Franken immer mehr an Wert. Am Freitagvormittag rutschte die Gemeinschaftswährung auf einen Schlag unter die Marke von 1,05 Franken. Im Tief war der Euro für 1,0449 Franken zu haben und damit für fast einen Rappen weniger als in der Nacht. So wenig kostete der Euro seit Sommer 2015 nicht mehr.

Damit hat der Eurokurs die «magische Grenze» von 1,05 Franken nun doch nachhaltig unterschritten, nachdem diese am Vortag nur kurz gestreift worden war. Dort liegt laut Devisenhändlern die angebliche «Verteidigungslinie» der Schweizerischen Nationalbank (SNB).

Im Frühjahr 2020 – mitten in der Coronakrise – sei diese Grenze nie unterschritten worden, erinnert die Commerzbank in einem Kommentar. Die SNB wollte die jüngsten Bewegungen auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP nicht kommentieren.

Devisenexperten der Valiant Bank verweisen darauf, dass im Gegensatz zum Frühjahr 2020, als der Franken aus Sicherheitsbedürfnis stark nachgefragt worden sei, nun eine ausgeprägte Euroschwäche auf den Kurs drücke. Die SNB könnte daher viel eher bereit sein, dem Druck nachzugeben. Ganz untätig werde sie dem aktuellen Geschehen aber wohl nicht zuschauen.

Die Euroschwäche zeigt sich auch im Euro-Dollar-Paar. Zum «Greenback» brach der Euro ebenfalls deutlich um rund einen halben Cent auf 1,1289 Dollar ein. Kurz davor hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde die – trotz erhöhter Inflation – weiterhin extrem lockere Ausrichtung der Europäischen Zentralbank bekräftigt. Das Dollar war für 0,9258 Franken zu haben.

Noch keine höheren Zinsen

Eine erste Zinsanhebung im Euroraum dürfte damit noch eine ganze Zeit lang auf sich warten lassen, erklärten Marktbeobachter. Diese Aussicht lastet schon seit einiger Zeit auf dem Eurokurs.

Neue Zahlen aus Deutschland belegten derweil den hohen Preisauftrieb. Die Erzeugerpreise stiegen im Oktober mit 18,4 Prozent so stark wie seit 70 Jahren nicht mehr. «Inflation dürfte damit auch 2022 ein beherrschendes Thema bleiben», sagte Analyst Jens-Oliver Niklasch von der LBBW.

EZB handelt nicht trotz Inflationsschub

Dies bekräftigte Lagarde erneut: «Wir nehmen diese Phase der höheren Inflation nicht auf die leichte Schulter», versicherte die EZB-Präsidentin gleichentags bei einem im Internet übertragenen Frankfurter Bankenkongress. Die Notenbank dürfe aber «angesichts vorübergehender oder angebotsbedingter Inflationsschocks nicht zu einer vorzeitigen Straffung der Geldpolitik übergehen».

«In einer Zeit, in der die Kaufkraft bereits durch höhere Energie- und Treibstoffkosten geschmälert wird, würde eine unangemessene Straffung einen ungerechtfertigten Gegenwind für den Aufschwung bedeuten», sagte Lagarde.