Verbindungen zu Chinas Regierung? Facebook gewährte auch Smartphone-Hersteller Huawei Zugriff auf Nutzerdaten

Von Rob Lever, AFP

6.6.2018

Facebook gewährte weltweit rund 60 Firmen Zugang zu Nutzerdaten, darunter den chinesischen Handyherstellern Huawai, OPPO und TCL sowie dem Computer-Hersteller Lenovo. (Symbolbild)
Facebook gewährte weltweit rund 60 Firmen Zugang zu Nutzerdaten, darunter den chinesischen Handyherstellern Huawai, OPPO und TCL sowie dem Computer-Hersteller Lenovo. (Symbolbild)
Bild: AP

Facebook hat auch dem chinesischen Smartphone-Hersteller Huawei Zugriff auf die Daten seiner Nutzer gewährt. Das Online-Netzwerk habe wie andere US-Technologieunternehmen mit Huawei und weiteren chinesischen Herstellern zusammengearbeitet, um Facebook mit deren Mobiltelefonen kompatibel zu machen, erklärte der zuständige Facebook-Manager Francisco Varela. Huawei versicherte daraufhin, das Unternehmen habe «niemals irgendwelche Facebook-Nutzerdaten gesammelt oder gespeichert».

Facebook-Manager Varela hob hervor, Huawei sei der drittgrösste Handyhersteller der Welt und seine Geräte würden weltweit genutzt, vor allem in den USA. Das Verfahren, Facebook mit den chinesischen Firmen Huawei, Lenovo, Oppo und TCL kompatibel zu machen, sei "von Anfang an" von Facebook "kontrolliert" worden.

"Sämtliche Informationen", welche die Herstellung einer Schnittstelle von Facebook und Huawei-Smartphones ermöglichten, seien "im Gerät und nicht auf den Servern von Huawei" gespeichert worden, versicherte Varela mit Verweis auf Kritik von Seiten des US-Kongresses.

Huawei erklärte, das Unternehmen habe wie "alle führenden Smartphone-Anbieter" mit Facebook zusammengearbeitet, damit seine Nutzer leichter auf die Angebote des Online-Netzwerkes zurückgreifen könnten. Das Unternehmen habe hingegen "niemals irgendwelche Facebook-Nutzerdaten gesammelt oder gespeichert".

Zugang zu Nutzerdaten für 60 Gerätehersteller

Die "New York Times" hatte am Sonntagabend berichtet, über einen Zeitraum von zehn Jahren hinweg hätten mindestens 60 Gerätehersteller ohne Einverständnis der Nutzer von Facebook einen weitreichenden Zugang zu Nutzerdaten bekommen. Zu diesen Unternehmen gehörten demnach Apple, Amazon, Blackberry, HTC, Microsoft und Samsung.

Facebook erklärte daraufhin, die Merkmale seiner Nutzer hätten von den Partnerfirmen nur mit Zustimmung der User verwendet werden dürfen. Zudem lägen dem Online-Konzern keine Informationen über einen Missbrauch der Daten vor. Und schliesslich habe Facebook begonnen, diese Art der Zusammenarbeit zu beenden. Die Kooperation mit Huawei laufe Ende dieser Woche aus.

Facebook hatte die Partnerschaften mit den Geräteherstellern zu einem Zeitpunkt gestartet, als sich das Netzwerk noch in der Aufbauphase befand und sich noch keine Apps aus Online-Läden herunterladen liessen.

Huawei als Werkzeug der Regierung in Peking unter Verdacht

Der demokratische US-Senator Mark Warner, stellvertretender Vorsitzender des Geheimdienstausschusses der Kongresskammer, erklärte, die "Bedenken über Huawei sind nicht neu". Er wolle wissen, wie Facebook sichergestellt habe, "dass Informationen über seine Nutzer nicht auf chinesische Server geschickt wurden". US-Parlamentarier verdächtigen Huawei, ein technologisches Werkzeug der Regierung in Peking zu sein.

Der demokratische Senator Ed Markey forderte via Twitter, Facebook-Chef Mark Zuckerberg müsse vor dem US-Kongress erklären, warum Facebook "private Informationen von Amerikanern mit zweifelhaften chinesischen Unternehmen teilt". Der republikanische Senator Marc Rubio erklärte, wenn Facebook Huawei tatsächlich einen Spezialzugang zu US-Nutzerdaten gewährt hätte, hätte das Unternehmen "sie auch gleich der Regierung von China liefern können".

Huawei hat jegliche Verbindungen zur chinesischen Regierung bestritten und betont, dass seine Produkte in 170 Ländern genutzt werden.

Die Sprecherin des chinesischen Aussenministeriums, Hua Chunying, erklärte am Mittwoch, sie wolle die Zusammenarbeit zwischen Huawei und Facebook nicht kommentieren, weil sie die Details nicht kenne. "Aber ich hoffe, dass die USA ein faires, transparentes und offenes Umfeld für die Investitionen und Geschäftsaktivitäten chinesischer Firmen bieten können", fügte die Sprecherin hinzu.

Facebook steht bereits seit Monaten wegen seines Umgangs mit persönlichen Daten unter massivem Druck. Dabei ging es bisher um das Abschöpfen der Informationen über 87 Millionen Nutzer, die bei der Datenanalyse-Firma Cambridge Analytica gelandet waren. Die Daten sollen dann unerlaubt für den Wahlkampf des heutigen US-Präsidenten Donald Trump genutzt worden sein.

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