Die Hiobsbotschaften nehmen kein Ende bei General Electric. Altlasten reissen riesige Löcher in die Bilanz, nun ermittelt auch noch die Börsenaufsicht wegen des Malheurs. Das einstige Aushängeschild der US-Industrie zählt zu den grössten Sorgenkindern.
Riesenverlust, Umsatzrückgang, Ermittlungen der Börsenaufsicht: Der angeschlagene US-Grosskonzern General Electric (GE) gerät immer tiefer in die Krise. Zwar wurde das Ergebnis im vierten Quartal massiv durch Sonderkosten belastet, doch auch sonst läuft es bei der über 125 Jahre alten Industrie-Ikone alles andere als rund. Altlasten der Tochter GE Capital sorgen für Behördenstress, während die Probleme in der Kraftwerksparte nicht abreissen.
Sein Team konzentriere sich auf "tiefe Kostensenkungen", um 2018 wieder in die Spur zu kommen, kündigte GE-Chef John Flannery am Mittwoch in Boston an. Er hatte das Spitzenamt im August vom erfolglosen Jeff Immelt übernommen und soll nun das Ruder herumreissen. Das ist eine Herkulesaufgabe - nach Massenentlassungen und Dividendenkürzung erwog Flannery zuletzt sogar eine Aufspaltung.
Die Bilanz für das vierte Quartal unterstreicht die prekäre Lage: Im fortgeführten Geschäft fiel ein Minus von 10 Milliarden Dollar an, wie der Konzern mitteilte. Im entsprechenden Vorjahreszeitraum hatte GE noch 3,5 Milliarden Dollar verdient. Die Erlöse sanken um fünf Prozent auf 31,4 Milliarden Dollar.
Besonders die Kraftwerksparte bereitet weiter Sorgen. Hier gingen die Erlöse um 15 Prozent zurück, der Gewinn sank um 88 Prozent. GE hatte bereits Sonderkosten in Höhe von elf Milliarden Dollar für das Schlussquartal angekündigt. Hauptgrund: Im Versicherungsgeschäft waren Altlasten entdeckt worden. Eine Überprüfung hatte ergeben, dass massive Deckungsreserven für alte Verträge gebildet werden müssen.
Nach schlechten Erfahrungen in der Finanzkrise hatte GE das Geschäft mit Finanzdienstleistungen, das einst über die Hälfte des Umsatzes beisteuerte, weitgehend aufgegeben. Doch obwohl die Tochter GE Capital in den letzten Jahren fast komplett eingestampft wurde, hat sie noch erhebliche Risiken auf den Büchern. Analysten sprechen von einer "Blackbox", die Flannery jetzt bereinigen muss.
Die Deckungslücken im Versicherungsgeschäft könnten auch noch für Ärger mit den US-Behörden sorgen - GE-Finanzchef Jamie Miller räumte Ermittlungen der Börsenaufsicht ein. Man werde bei der Untersuchung kooperieren, betonte er. Einen weiteren Strich durch die Rechnung machte GE die US-Steuerreform. Sie dürfte die Steuerlast auf längere Sicht deutlich senken, sorgte aber erstmal für hohe Sonderkosten - etwa wegen einer Abgabe auf im Ausland geparktes Vermögen.
Im gesamten abgelaufenen Geschäftsjahr fiel bei GE unter dem Strich ein Verlust von 6,2 Milliarden Dollar an. Im Vorjahr hatte der Konzern einen Gewinn von 8,2 Milliarden Dollar eingestrichen. Bei Anlegern hat GE schon lange einen schweren Stand, seit 2015 hat sich der Aktienkurs etwa halbiert. Im letzten Jahr zählte das Unternehmen, dessen Wurzeln auf den Glühbirnen-Erfinder Thomas Edison zurückgehen, an der Börse zu den grössten Verlierern.
GE hatte im Dezember angekündigt, weltweit rund 12'000 Stellen in der Kraftwerksparte abzubauen. Davon entfallen 1400 Arbeitsplätze auf die Schweiz. Betroffen sind die Standorte Baden, Birr und Oberentfelden im Kanton Aargau.
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