Schweizer Rohstoffgigant Glencore muss wegen Korruption Milliarden zahlen

jb

24.5.2022 - 21:01

Neben der Anklage in Grossbritannien wegen Korruption hat Glencore auch die Untersuchungen der Behörden in den USA und Brasilien wegen Bestechung und Marktmanipulation beigelegt.
Neben der Anklage in Grossbritannien wegen Korruption hat Glencore auch die Untersuchungen der Behörden in den USA und Brasilien wegen Bestechung und Marktmanipulation beigelegt.
Fabrice COFFRINI /AFP via Getty Images

Der schweizerische Bergbaukonzern Glencore wird wegen Korruption in London der Prozess gemacht. Insgesamt ist das Unternehmen zu einer Strafe von 2,4 Milliarden Dollar verdonnert worden. Effektiv bezahlen muss es davon 1,06 Milliarden Dollar.

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Die britische Strafermittlungsbehörde Serious Fraud Office (SFO) hat Anklage gegen den schweizerischen Bergbaukonzern Glencore in sieben Fällen wegen Bestechung im Zusammenhang mit seinen Ölgeschäften in fünf afrikanischen Ländern erhoben.

Neben der Anklage in Grossbritannien wegen Korruption hat Glencore auch die Untersuchungen der Behörden in den USA und Brasilien wegen Bestechung und Marktmanipulation beigelegt. Insgesamt ist der Bergbaukonzern zu einer Strafe von 2,4 Milliarden Dollar verdonnert worden. Effektiv bezahlen muss er davon 1,06 Milliarden Dollar.

Der Löwenanteil davon wird in den USA fällig: Dort wird Glencore 700,7 Millionen Dollar an das US-Justizministerium DoJ zur Beilegung der Untersuchungen wegen Bestechung bezahlen und 485,6 Millionen Dollar an die Rohstoffmarkt-Aufsicht Commodity Futures Trading Commission (CFTC) wegen Marktmanipulation von Heizölpreisen in den USA, wie der Zuger Konzern am Dienstagabend mitteilte.

Zudem hat sich Glencore mit der brasilianischen Bundesstaatsanwaltschaft (MPF) auf die Zahlung von 39,6 Millionen Dollar wegen Bestechung geeinigt. Hierbei geht es um Schmiergelder an den staatlichen Ölkonzern Petrobras in der globalen Untersuchung «Operation Car Wash».

Von diesem Betrag werden mehrere hundert Millionen Dollar mit parallelen Untersuchungen – unter anderem in Grossbritannien – querverrechnet. Deshalb muss Glencore von den 2,4 Milliarden per Saldo lediglich 1,06 Milliarden Dollar bezahlen.

Glencore bekennt sich schuldig

Gleichentags hatte Glencore angekündigt, sich im Rahmen einer Bestechungsuntersuchung des britischen Serious Fraud Office (SFO) schuldig zu bekennen. Glencore-Angestellte sollen laut SFO Bestechungsgelder in fünf afrikanischen Ländern mit Wissen des Unternehmens gezahlt haben.

Die SFO hatte ihre Untersuchung im Juni 2019 gestartet. Darin hätten die Ermittler Bestechung und Korruption in den Ölgeschäften des Unternehmens in Kamerun, Äquatorialguinea, der Elfenbeinküste, Nigeria und dem Südsudan zu Gewinnzwecken aufgedeckt, teilte das SFO in einem separaten Communiqué mit. «Die SFO geht davon aus, dass Glencore-Vertreter und -Mitarbeiter mit Zustimmung des Unternehmens Bestechungsgelder im Wert von über 25 Millionen Dollar für einen bevorzugten Zugang zu Öl gezahlt haben.»

Glencore rechnet nicht damit, dass alle Strafzahlungen zusammen mit der britischen Busse wesentlich von der Rückstellung von 1,5 Milliarden Dollar abweichen wird, die das Unternehmen gebildet hat. Mit dem DoJ wurde vereinbart, dass Glencore drei Jahre lang von einem Compliance-Aufseher überwacht wird. Dieser solle die Einhaltung der Vereinbarungen durch das Unternehmen bewerten und überwachen und die Wirksamkeit des Compliance-Programms und der internen Kontrollen beurteilen.

Busse droht auch in der Schweiz

Daneben kooperiert Glencore mit der Bundesanwaltschaft (BA), die ebenfalls Untersuchungen am Laufen hat. Hier gehe es um das Versäumnis, organisatorische Massnahmen zur Verhinderung von Korruption zu ergreifen, schrieb Glencore. Von der oben genannten Strafe würden 29,7 Millionen Dollar an eine mögliche Busse in der Schweiz angerechnet. Bei der BA laufen zwei Strafverfahren: Das eine wurde im Mai 2019 eröffnet, das zweite im Juni 2020.

Ebenfalls wegen Korruption ist auch eine Untersuchung der niederländischen Staatsanwaltschaft im Gang. «Der Zeitpunkt und der Ausgang dieser Ermittlungen bleiben ungewiss», schrieb Glencore.

Der Zuger Konzern betonte, umfangreiche Abhilfemassnahmen ergriffen zu haben. Man habe sich von Mitarbeitern, die in die Vergehen verwickelt gewesen seien, getrennt oder sie diszipliniert. «Glencore ist heute nicht mehr das Unternehmen, das es war, als die inakzeptablen Praktiken hinter diesem Fehlverhalten auftraten», erklärte Verwaltungsratspräsident Kalidas Madhavpeddi.

Man habe ein Ethik- und Compliance-Programm von Weltklasse aufgebaut, um sicherzustellen, «dass unsere zentralen Kontrollen in jedem Winkel unseres Unternehmens verankert und wirksam sind», äusserte sich Konzernchef Gary Nagle.