Elizabeth HolmesGründerin von Bluttest-Start-up Theranos schuldig gesprochen
dpa/ap
4.1.2022 - 03:13
Die Unternehmerin Elizabeth Holmes ist von US-Geschworenen des Betrugs an mehreren ihrer Investoren schuldig gesprochen worden. Sie hatte das Bluttest-Start-up Theranos gegründet und mehrere hundert Millionen Dollar bei Investoren eingenommen.
Keystone-SDA, dpa/ap
04.01.2022, 03:13
04.01.2022, 08:22
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Die Gründerin der spektakulär gescheiterten kalifornischen Bluttest-Firma Theranos, Elizabeth Holmes, ist wegen Betrugs verurteilt worden. Die Geschworenen in dem Fall um die einst als Visionärin gehandelte Unternehmerin befanden sie am Montag in vier von elf Anklagepunkten schuldig. Ihr drohen damit nun bis zu 20 Jahre Haft pro Anklagepunkt. Das Strafmass sollte zu einem späteren Zeitpunkt verkündet werden.
Das grosse Versprechen von Theranos war, Bluttests zu revolutionieren: Nur wenige Tropfen aus dem Finger sollten reichen, um auch umfangreiche Analysen durchzuführen. Doch Theranos' Bluttestmaschine namens Edison produzierte nicht die erwarteten Ergebnisse, weshalb die Firma geheim auf konventionelle Tests zurückgriff. Recherchen des «Wall Street Journals» führten schliesslich dazu, dass der Skandal 2015 an die Öffentlichkeit geriet.
Holmes hatte Theranos im Jahr 2003 als 19-jährige Uni-Abbrecherin gegründet und sorgsam ihr Image als aufstrebender Star der Tech-Szene gepflegt. Im Silicon Valley und darüber hinaus kam sie damit gut an. Investoren wie Medienmogul Rupert Murdoch und Oracle-Gründer Larry Ellison steckten mehr als 900 Millionen Dollar in die Start-up-Firma. Zeitweise war das Unternehmen mehr als 10 Milliarden Dollar wert, Holmes galt als jüngste Selfmade-Milliardärin der USA, mit einem Vermögen zumindest auf dem Papier von 4,5 Milliarden Dollar.
Die heute 37-Jährige wurde als Visionärin gefeiert und in Presseartikeln mit Apple-Gründer Steve Jobs verglichen – was von ihrer Vorliebe für schwarze Rollkragenpullover noch unterstützt wurde.
Unter anderem die amerikanische Drogerie-Kette Walgreens stieg ein und gewährte Platz für Theranos-Bluttests in ihren Läden. Wie sich jedoch herausstellte, funktionierte die Theranos-Technologie nie ausreichend verlässlich. So wurden die Tests nicht mit eigenen Maschinen der Firma, sondern mit Labortechnik anderer Hersteller durchgeführt.
Die Anklage warf Holmes vor, Geldgeber bewusst hinters Licht geführt zu haben, um an die Investitionen zu kommen. Die Geschworenen sahen das den US-Medienberichten zufolge im Falle von drei Geldspritzen bestätigt – und sprachen Holmes in einem weiteren Anklagepunkt auch der Verschwörung zum Betrug schuldig.
Holmes wies den Betrugsvorwurf stets zurück. Im Prozess sagte sie aus, sie habe aufrichtig an die Technologie geglaubt, sei als Chefin aber nicht über alle Probleme informiert worden. Für eine Verurteilung mussten die Ankläger die Geschworenen überzeugen, dass Holmes gezielt falsche Angaben gemacht habe. Bei drei Anklagepunkten konnten sich die Geschworenen nicht auf das nötige einstimmige Votum einigen, wie sie wenige Stunden vor dem Urteil mitteilten.