Der traditionsreiche Hotelkonzern Hilton hat seine Geschäftsprognose für das laufende Jahr gestrichen. Das Management erklärte am Dienstag (Ortszeit), die negativen Folgen der Coronavirus-Krise dürften stärker ausfallen, als bisher angenommen worden war.
Hilton-Konzernchef Christopher Nassetta sprach in einer Medienmitteilung davon, dass die Annahmen für den Geschäftsverlauf in diesem Jahr mit der Ausbreitung des Coronavirus über China sowie über den asiatisch-pazifischen Raum hinaus und aufgrund vermehrter Reisebeschränkungen nicht mehr aufrechtzuerhalten seien.
Dabei zeigt gerade eine der traditionsreichsten Hotelmarken der Welt besonders eindrücklich, wie gut globale Unternehmen mit solchen Krisen umgehen und negative Geschäftsentwicklungen in einem Bereich zumindest teilweise kompensieren können.
Positives gleicht Negatives aus
Die Hilton-Gruppe schloss mit dem Ausbruch der Coronavirus-Krise zunächst rund 150 ihrer Hotels in China. Damit vermied das Management laut Analysten, dass mittels geringeren Belegungszahlen hohen Kosten viel zu geringe Einnahmen gegenüberstanden. Den damit verbundenen Geschäftseinbussen konnte Hilton aber umgehend in anderen Teilen Asiens etwas Gegensteuer gegeben.
So erhöhten sich in Asien vielerorts die Auslastungsraten der Hotels, weil Reisende aus China nicht in ihre Heimat zurückkehren konnten beziehungsweise aufgrund der unklaren Lage im Reich der Mitte nicht zurückreisen wollten. In Bangkok verlängerten zum Beispiel zahlreiche Festlandchinesen im zur Hilton-Gruppe gehörenden «Waldorf Astoria Bangkok» ständig ihre Aufenthaltsdauern, weil sie nicht nach China zurückkehren wollten.
Doch nicht nur die Chinesen sorgten für positive Effekte in dem relativ neuen Luxushotel Bangkoks. Aufgrund von Reisewarnungen der thailändischen Regierung zu Auslandsaufenthalten und angedrohter Quarantäne blieben Thailänder häufig im eigenen Land unterwegs. Das «Waldorf Astoria Bangkok» freute es, denn laut Angaben des Hotels flatterte im Februar praktisch über Nacht eine Reservierung von rund 30 Zimmern und Suiten für eine thailändische Hochzeitsgesellschaft ins Haus.
Erfreutes Portugal
Die Hilton-Gruppe kann solche Kompensationseffekte aber nicht nur in Asien verzeichnen. Auch in Europa gab es zahlreiche gegenläufige Entwicklungen. So führte die Absage der Reisemesse ITB in Berlin beim «Hilton Berlin» innerhalb weniger Stunden praktisch zu 50 Prozent an Stornierungen der gebuchten Zimmer für Anfang März. Dagegen wurden andernorts Luxushotels in Europa kurzfristig mit zusätzlichen Reservierungen überrascht.
Exemplarisch sei dafür das beste Haus an der portugiesischen Algarve das zur Hilton-Gruppe gehörende «Conrad Algarve», genannt. Hotel-Generaldirektorin Katharina Schlaipfer erklärte diesbezüglich gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA, dass das Coronavirus zu einem positiveren Geschäftsverlauf geführt und das Luxushotel den besten Februar seiner Geschichte verzeichnet habe. Der Gesamtumsatz liege zudem 20 bis 30 Prozent über den Werten des Vorjahres. Personal habe vorzeitig aus den Ferien zurückkommen müssen und Renovierungsarbeiten, die man eigentlich während des Februars habe vornehmen wollen, musste das Hotel aufgrund der hervorragenden Buchungslage kurzfristig verschieben.
Zahlreiche Hotelgäste hätten sich im letzten Moment für eine Reise nach Portugal entschieden, nachdem sie aufgrund der Coronavirus-Krise etwa Reisen nach Asien verworfen hätten, erklärte Schlaipfer weiter. Dabei nehme man die aussergewöhnliche Lage mit dem Coronavirus nicht auf die leichte Schulter – für eine mögliche Quarantäne des Hotels sei man gut vorbereitet, sagte die «Conrad Algarve»-Generaldirektorin. Doch auch dabei zeigen sich die positiven Effekte, zu einer globalen Unternehmensgruppe zu gehören: Das Risikomanagement der Hilton-Gruppe, mit dem Schlaipfer täglich in Kontakt stehe, helfe, die Situation stets voll im Blick zu haben und korrekte Entscheide zur Coronavirus-Ausbreitung zu treffen.
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