Chlorpropham In der EU verboten, in der Schweiz erlaubt: Kartoffel-Herbizid soll Krebs verursachen

tsha

2.12.2019

In der Schweiz wird das Herbizid CIPC weiterhin eingesetzt – auch für Kartoffeln, die später als Pommes auf dem Teller landen.
In der Schweiz wird das Herbizid CIPC weiterhin eingesetzt – auch für Kartoffeln, die später als Pommes auf dem Teller landen.
Bild: Keystone

Das Kartoffel-Herbizid CIPC soll Krebs verursachen. Während die EU bereits reagiert hat, zögert die Schweiz noch. Dabei wollen selbst Kartoffelproduzenten CIPC nicht mehr anwenden.

Jeder, der schon einmal Kartoffeln in seiner Wohnung gelagert hat, kennt das Problem: Nach einiger Zeit fangen die Knollen an, zu spriessen. Damit die Auskeimung unterbleibt, verwenden Bauern seit Jahrzehnten das Herbizid Chlorpropham (CIPC). Es stoppt die Zellteilung in der Kartoffel und macht sie so länger lagerfähig. Doch seit einiger Zeit steht CIPC in der Kritik: Das Herbizid kann vermutlich Krebs verursachen.

Die EU hat deshalb bereits im Sommer reagiert und CIPC verboten. Das Mittel darf nur noch bis Anfang Jahr verkauft werden; Lagerbestände müssen bis Herbst 2020 aufgebraucht sein. Wie die SRF-«Rundschau» berichtet, stellt sich die Situation in der Schweiz allerdings völlig anders dar. Hier dürfen Kartoffeln auch weiterhin mit CIPC behandelt werden.

Dabei sind sich die Experten weitgehend einig: CIPC ist gefährlich. «Es greift in unser Hormonsystem ein, es macht Schilddrüsenveränderungen, es schädigt Menschen, die noch nicht geboren sind», so Hermann Kruse, Toxikologe an der Universität Kiel (D), gegenüber SRF. In Tierexperimenten habe CIPC Krebs verursacht, und es sei wahrscheinlich, dass dies auch für den Menschen gelte, sagt Kruse.

(K)eine Alternative zu CIPC

Da die Schweiz kein Abkommen mit der EU hat, das auf den Fall des Herbizids angewendet werden kann, bleibt der Einsatz von CIPC hierzulande vorerst erlaubt – die EU-Entscheidung greift in der Schweiz nicht. Laut Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) soll CIPC dennoch auf eine Liste von Stoffen aufgenommen werden, die re-evaluiert werden. In einem sechsmonatigen Prozess werde dann entschieden, ob das Herbizid verboten werde, so das BLW gegenüber SRF.

Kritiker drängen derweil zu Eile. CIPC müsse sofort aus dem Verkehr gezogen werden, so Marcel Liner von der Umweltorganisation Pro Natura. Man wisse seit Jahren um die Gefahren des Herbizids. Und sogar die Kartoffelproduzenten selbst wollen CIPC nicht mehr einsetzen. Allerdings, so Christine Heller vom Schweizer Kartoffelverband Swisspatat, gebe es ein Problem: Eine unbedenkliche Alternative zu CIPC sei in der EU zugelassen, in der Schweiz aber nicht. Für bestimmte Kartoffeln, die später zu Pommes Frites verarbeitet werden, sei Chlorpropham aber unabdingbar.

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