SNB-Präsident Jordan raubt Kantonen jede Hoffnung auf Nationalbank-Geld

SDA, gbi

17.12.2022 - 14:02

SNB-Chef Thomas Jordan packt an einer Pressekonferenz sein Handy ein.
SNB-Chef Thomas Jordan packt an einer Pressekonferenz sein Handy ein.
Bild: Keystone/Anthony Anex

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) wird dieses Jahr kein Geld an Bund und Kantone ausschütten. Der Grund: Die Notenbank muss grosse Summen aufwenden, um den Frankenkurs zu korrigieren.

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Das Jahr 2022 dürfte die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit einem Minus abschliessen. Nach einem 140-Milliarden-Franken-Verlust in den ersten neun Monaten deuten laut SNB-Direktor Thomas Jordan auch die Entwicklungen im 4. Quartal nicht auf eine Trendwende hin.

Definitiv sagen könne man das zwar erst nach dem Jahresabschluss, sagte Jordan in der «Samstagsrundschau» von Radio SRF. «Aber es müsste fast ein Wunder passieren, um noch ein positives Ergebnis zu erzielen.»

SNB-Gewinne sind kein Fixposten

Dass die SNB – wie etwa 2010 – trotz Verlusten Geld an Bund und Kantone verteilen kann, schloss Jordan ebenfalls aus. Damals sei der Verlust überraschend gekommen und man habe das Geld unter anderem ausgeschüttet, weil Bund und Kantone dieses fest eingeplant hätten. In diesem Jahr sei aber seit dem Frühling bekannt, dass nicht mit einer Gewinnausschüttung gerechnet werden könne.

Ausserdem seien die Regeln für die Gewinnausschüttung unterdessen präzisiert worden, führte Jordan weiter aus. Auch sei das Verständnis, dass es Situationen gebe, in denen die SNB keine Gewinne ausschütten könne, gestiegen.

Als Hauptgrund für das negative Geschäftsergebnis der SNB macht Jordan Devisenverkäufe geltend. Um den Franken zu stärken und damit die Inflation zu dämpfen, ist die SNB seit Monaten dabei, Devisenreserven abzubauen.

Mehr Menschenverstand

Betreffend Entwicklung der Inflation zeigte sich Jordan aber verhalten optimistisch. Zwar könne er nach der Erhöhung des Leitzinses von Donnerstag weitere Zinserhöhungen nicht ausschliessen.

Es dauere wohl auch noch mindestens bis Ende 2023, bis man wieder im angestrebten Bereich zwischen null und zwei Prozent Inflation sei. Verhältnisse wie in gewissen EU-Ländern mit bis zu zehn Prozent Inflation seien für die Schweiz aber nicht zu erwarten.

Allerdings räumte er ein, dass die SNB die Inflation im letzten Jahr auch lange unterschätzte. Dies hauptsächlich wegen des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine, der im Januar «noch nicht vorhersehbar» gewesen sei.

Jordan führte aber auch aus, dass die verwendeten Modelle die Inflation «nicht optimal» prognostizierten. «Wir nehmen daraus mit, dass es neben den Modellprognosen auch eine Beurteilung mit dem gesunden Menschenverstand braucht.»

Keine Rezession

Auch betreffend des Wirtschaftswachstums sieht Jordan die Schweiz besser aufgestellt als viele andere Staaten. So rechne die SNB für 2023 zwar mit einem im Vergleich zu diesem Jahr kleineren Wirtschaftswachstum, aber nicht mit einer Rezession, wie sie etwa in Deutschland von der Bundesbank für 2023 prognostiziert wird.