KriminalitätKardinal Pell: Nicht jedem Kläger glauben
SDA
14.4.2020 - 04:57
Der vor einer Woche überraschend vom Vorwurf des sexuellen Missbrauchs freigesprochene australische Kardinal George Pell hat davor gewarnt, jedem Kläger zu glauben. Dies sagte er gemäss vorab publizierten Aussagen in einem Interview mit dem Sender Sky News.
Der 78-Jährige habe dem Sender in seinem ersten Interview nach dem Freispruch zudem gesagt, er wäre nicht überrascht, wenn er mit weiteren Vorwürfen sexuellen Kindesmissbrauchs konfrontiert würde. Das vollständige Interview soll am heutigen Dienstag (19.00 Uhr Ortszeit, 11.00 Uhr MESZ) ausgestrahlt werden.
Vom Gefängnis zur Medienbelagerung
Im März 2019 war Pell, der frühere Erzbischof von Melbourne, wegen des Missbrauchs zweier Chorknaben in den 1990er Jahren zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Das höchste australische Gericht hatte am 7. April dem Berufungsantrag des 78-jährigen Australiers wegen mangelnder Beweislast stattgegeben. Der ehemalige Berater des Papstes und Finanzchef des Vatikans wurde daraufhin nach rund 13 Monaten in Haft aus einem Gefängnis in der Nähe von Melbourne entlassen. Er zog umgehend nach Sydney, wo ihn die Medien derzeit regelrecht belagern.
Pell sagte in dem Interview, er wäre nicht davon überrascht, wenn er neuen Anklagepunkten gegenüberstehen würde. Das wäre ein Hinweis darauf, dass er Opfer eines Trends sei, Anklägern zu glauben. «Vor 30 bis 40 Jahren ist das Pendel massiv gegen jeden, der sagt, er sei angegriffen worden. Heutzutage wollen wir nicht, dass es zurück schwingt, so dass jede Anklage als reine Wahrheit angesehen wird. Das wäre ziemlich ungerecht und unangebracht», wurde Pell in australischen Medien zitiert.
Pell war der ranghöchste Geistliche in der Geschichte der katholischen Kirche, der wegen Kindesmissbrauchs verurteilt worden war.
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