Börsen Käufergerangel um Mailänder Börse

SDA

11.9.2020 - 10:43

Das Rennen im Bieterkampf um die Mailänder Börse spitzt sich zu. Nun haben die Cassa Depositi e Prestiti (CDP) und Euronext gemeinsam ihren Hut in den Ring geworfen. Die Schweizer Börse SIX hat hingegen noch nicht erklärt, ob sie mitbieten wird. (Archivbild)
Das Rennen im Bieterkampf um die Mailänder Börse spitzt sich zu. Nun haben die Cassa Depositi e Prestiti (CDP) und Euronext gemeinsam ihren Hut in den Ring geworfen. Die Schweizer Börse SIX hat hingegen noch nicht erklärt, ob sie mitbieten wird. (Archivbild)
Source: KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Das Rennen im Bieterkampf um die Mailänder Börse spitzt sich zu. Nun haben die Cassa Depositi e Prestiti (CDP) und Euronext gemeinsam ihren Hut in den Ring geworfen. Die Schweizer Börse SIX hat hingegen noch nicht erklärt, ob sie mitbieten wird.

Gemäss der Nachrichtenagentur Reuters sind die Angebote für die Borsa Italiana bis zum heutigen Freitag fällig. Nun wurde bekannt, dass die italienische Staatsbank CDP mit dem französischen Börsenbetreiber Euronext eine Offerte für die Borsa Italiana plant. Insidern zufolge ist beim Konsortium auch die italienische Bank Intesa Sanpaolo an Bord.

Gemäss den Berichten könnte die Borsa Italiana, eine Tochter der Londoner Börse London Stock Exchange (LSE), 3,3 bis 4 Milliarden Euro wert sein. Bloomberg hatte bereits am Donnerstag von einem Angebot von Euronext in Höhe von ungefähr 3,5 bis 4 Milliarden geschrieben.

SIX angeblich Interessent

Auch die Schweizer Börsenbetreiberin SIX soll zu den Interessenten gehören. Die SIX werde am (heutigen) Freitag ein unverbindliches Angebot für die Borsa Italiana einreichen, hatte Reuters am Donnerstag eine mit der Situation vertraute Person zitiert. Die SIX wollte hierzu gegenüber der Nachrichtenagentur AWP aber keinen Kommentar abgeben. Man äussere sich nicht zu Spekulationen, sagte ein Sprecher.

Käme die SIX zum Zug, würde die Schweizer Börsenbetreiberin ähnlich verfahren wie bei der kürzlich vollzogenen 2,8 Milliarden Franken schweren Übernahme der Madrider Börse Bolsas y Mercados Españoles (BME) im Juni, hiess es im Reuters-Bericht. Die Schweizer würden der Mailänder Börse also Autonomie gewähren, am Management festhalten und den Namen belassen, wurde ein Insider zitiert.

Eine allfällige Übernahme der italienischen Börse würde nach der Übernahme der BME gut zu den Expansionsplänen von SIX passen. Nach Umsätzen gerechnet wurde die SIX dadurch nach der London Stock Exchange und der Euronext zur drittgrössten Finanzmarktinfrastrukturgruppe Europas.

In einem Interview mit der Zeitung «Finanz und Wirtschaft» hatte SIX-Präsident Thomas Wellauer betont, man könne sich ein Wachstum über weitere Zukäufe vorstellen. Zudem wolle die SIX nicht nur beim Börsenhandel, sondern auch etwa im Bereich der Finanzinformation weiter zulegen.

Deutsche Börse könnte mitbieten

Schliesslich soll gemäss den Angaben von Bloomberg auch die Deutsche Börse eine Offerte für die Borsa Italiana vorbereiten. Endgültige Entscheidungen darüber seien aber noch nicht getroffen, beide Seiten könnten sich auch gegen ein Angebot entscheiden, hatte es geheissen.

Die Deutsche Börse will grundsätzlich vor allem aus eigener Kraft wachsen, setzt jedoch auch auf Übernahmen. Deutsche-Börse-Chef Theodor Weimer will vor allem das Geschäft ausserhalb des Aktiensegments wie etwa den Devisenhandel ausbauen, um die Abhängigkeit von den Schwankungen im Aktiengeschäft zu verringern.

Die Borsa Italiana mit der zu ihr gehörenden Plattform für den Handel von Staatsanleihen MTS wird in Italien grundsätzlich als strategisches Anlageobjekt betrachtet. Die Chancen für die ausländischen Bieter stehen dabei gemäss Reuters eher schlecht.

Italiener favorisieren Euronext

Die Agentur berichtete nämlich, dass der italienische Staat laut mit der Sache vertrauten Personen das Konsortium um Euronext favorisiere. Insidern zufolge versuchen sich die Interessenten nicht nur über den Preis, sondern auch mit Versprechen bezüglich des zukünftigen Einflusses der italienischen Seite einen Vorteil zu verschaffen.

Hintergrund des möglichen Verkaufs ist, dass sich die Londoner Börse auf Druck der EU-Wettbewerbshüter zumindest von einem Teil der Mailänder Börse trennen muss, um die 27 Milliarden Dollar teure Übernahme des Datenanbieters Refinitiv zu retten.

Ende Juli hatte die LSE daher angekündigt, dass Gespräche über den Verkauf der Plattform MTS oder des italienischen Börsenbetreibers als Ganzen begonnen wurden. Dies müsse aber nicht heissen, dass es auch zu einer Transaktion komme, hatte die LSE betont.

Zurück zur Startseite