Musk unter Druck Kündigungswelle bei Tesla: Druck auf Musk, seine Firma fit zu trimmen

dpa/pal

13.6.2018

Elon Musk mit dem künftigen Tesla-Supersportauto «Roadster»: Soll das Modell 2020 wirklich erscheinen, muss der CEO erst Produktion und Finanzen in den Griff bekommen. Ein Schritt dazu ist die jetztige Kündigung von rund neun Prozent der Belegschaft.
Elon Musk mit dem künftigen Tesla-Supersportauto «Roadster»: Soll das Modell 2020 wirklich erscheinen, muss der CEO erst Produktion und Finanzen in den Griff bekommen. Ein Schritt dazu ist die jetztige Kündigung von rund neun Prozent der Belegschaft.
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Schlechte Nachrichten für einen Teil der Tesla-Belegschaft: Mitten in der Startphase des neuen Model 3 hagelt es Kündigungen. Obwohl Firmenchef Elon Musk betont, dass Gewinne ihn nicht motivieren, will er die Kosten senken und mit seiner Firma profitabel werden. Anders sei Teslas «Mission» nicht zu erfüllen.

Elon Musk hat mit dem Produktionsstart von Teslas Hoffnungsträger Model 3 alle Hände voll zu tun, dennoch will der umtriebige Star-Unternehmer nun rund neun Prozent der Mitarbeiter entlassen.

Die Entscheidung sei «schwierig, aber notwendig», heisst es in einer E-Mail an die Tesla-Kollegen, die Musk am Dienstag (Ortszeit) bei Twitter teilte. Der Firmenchef begründete den Schritt mit der «Notwendigkeit, Kosten zu senken und profitabel zu werden». Noch in dieser Woche würden die entlassenen Mitarbeiter informiert.

Überflüssig gewordene Jobs streichen

Wie viele Kündigungen es konkret gibt, ist bislang nicht ganz klar. Aus dem letzten Jahresbericht von Tesla geht hervor, dass das Unternehmen Ende 2017 rund 37 500 Mitarbeiter hatte. Damit wären über 3000 Jobs betroffen. Angesichts der rasanten Expansion und der Einstellungsoffensive im Zusammenhang mit dem Model 3 dürfte die Beschäftigung in diesem Jahr jedoch noch kräftig gestiegen sein, so dass es auch um deutlich mehr Stellen gehen könnte.

Priorität Nummer 1 bei Tesla ist momentan, so viele «Model 3» auszuliefern wie möglich, um damit Geld zu verdienen. Jobs in der Fertigung sind von den Entlassungen denn auch nicht betroffen.
Priorität Nummer 1 bei Tesla ist momentan, so viele «Model 3» auszuliefern wie möglich, um damit Geld zu verdienen. Jobs in der Fertigung sind von den Entlassungen denn auch nicht betroffen.
dpa

Laut Musk betreffen die Kündigungen insbesondere doppelt besetzte und überflüssig gewordene Jobs, die während des rasanten Wachstums der vergangenen Jahre entstanden seien. Unter anderem hatte Tesla mit der Übernahme des Photovoltaik-Spezialisten «SolarCity» 2016 auch alle Mitarbeitenden übernommen - insgesamt über 15'000 Angestellte.

Jobs in der Fertigung des Model 3 bleiben unberührt

Stellen in der Produktion würden nicht gestrichen, die Fertigung des Model 3 bleibe unberührt. Der Tech-Milliardär sagt zudem, dass Gewinn für ihn und Tesla keine Motivation sei. Aber ohne gehe es langfristig eben auch nicht: «Wir werden unsere Mission niemals erfüllen können, wenn wir nicht irgendwann demonstrieren, dass wir dauerhaft profitabel sein können.»

Musk: Frage nach Gewinn «zulässige und faire Kritik»

Mit seiner Mission - «den Wandel der Welt zu nachhaltiger, sauberer Energie beschleunigen» - wurde Musk zum Fahnenträger der Elektromobilität und gewann viele Anhänger. Doch letztlich muss bei Tesla auch die Wirtschaftlichkeit stimmen, denn derzeit finanzieren die Aktionäre das Unternehmen. Die Firma aber verdient bislang, von einzelnen Quartalen abgesehen, kein Geld. In der fast 15-jährigen Tesla-Geschichte wurde noch kein einziger Jahresgewinn gemacht. «Das ist ein zulässiger und fairer Kritikpunkt», gibt Musk jetzt zu.

Tesla-CEO Elon Musk hält die Frage nach Gewinn für zulässig und fair. Auch sehe er ein,, dass seine Elektroauto-Firma bald mal Gewinne schreiben müsse, um in Zukunft weiter zu bestehen.
Tesla-CEO Elon Musk hält die Frage nach Gewinn für zulässig und fair. Auch sehe er ein,, dass seine Elektroauto-Firma bald mal Gewinne schreiben müsse, um in Zukunft weiter zu bestehen.
sda

In den vergangenen zwei Jahren bezahlte Tesla sein rasantes Wachstum mit immer grösseren Verlusten. 2017 stand unter dem Strich ein Minus von fast zwei Milliarden Dollar. Die Firma investierte massiv, um mit ihrem ersten günstigeren Wagen, dem Model 3, den Sprung von der Luxusnische in den Massenmarkt in die Wege zu leiten. Attraktive und erschwingliche E-Autos für die breite Bevölkerung waren von Anfang an fester Bestandteil von Musks Masterplan - die Masse soll das Geschäft trotz relativ geringer Gewinnspannen irgendwann profitabel machen.

Produktion des Model 3 rund sechs Monate in Verzug

Doch ausgerechnet beim Hoffnungsträger Model 3 kam die Produktion bislang trotz riesigen Aufwands nur langsam voran. Bis Ende Juni will Tesla pro Woche 5'000 Stück herstellen, dieses Ziel hätte eigentlich schon Ende 2017 erreicht sein sollen. Zuletzt lag die wöchentliche Produktion bei rund 3500 Model 3 - eine Steigerung von den paar hundert noch Anfangs Jahres.

Teslas Model 3 soll nach Angaben von Firmenchef Musk im ersten Halbjahr 2019 auch in Europa ausgeliefert werden. Dazu müssen die Autos erst in genügenden Stückzahlen produziert werden.
Teslas Model 3 soll nach Angaben von Firmenchef Musk im ersten Halbjahr 2019 auch in Europa ausgeliefert werden. Dazu müssen die Autos erst in genügenden Stückzahlen produziert werden.
dpa

In den vergangenen Monaten stieg der Druck, den Analysten, Anleger und die Presse Musk aufsetzten, entsprechend beträchtlich. Doch der Tesla-Chef tat wenig, um Bedenken zu zerstreuen. Im Gegenteil: Musk wirkte teilweise ungewohnt dünnhäutig und reagierte auf Kritik mitunter so unsouverän, dass selbst an der Wall Street Sorgen aufkamen und die Aktie zeitweise litt.

Nun scheint zumindest wieder wieder Zuversicht aufzukommen: Je mehr Autos vom Band rollen, gepaart mit der Aussage von Musk, bald profitabel zu werden, haben die Aktie wieder in die Höhe geschickt.

Reservationszahlen steigen weiter, Vorbesteller ungeduldig

Der Druck auf Musk ist auch deshalb so gross, weil Tesla bei seinen Kunden in der Kreide steht. Im April 2016 hatte das Unternehmen damit begonnen, Vorbestellungen für das Model 3 entgegenzunehmen. Um auf die Warteliste genommen zu werden, müssen Interessenten eine Anzahlung in Höhe von 1'000 US-Dollar leisten. Inzwischen haben etliche der über 400'000 Vorbesteller ihr Geld zurückgefordert, nach Aussage von Tesla hauptsächlich wegen der Wartefristen oder weil das Auto nicht von Anfang an in der gewünschten Konfiguration verfügbar sei. Die Reservationszahlen nähmen aber trotzdem absolut gesehen weiter zu.

Tesla Model 3: Leute stehen Schlange, um ein Elektroauto zu kaufen

Nächste Monate wichtig für Tesla

Es ist zu früh, um sagen zu können, ob Tesla sich mit dem Model 3 übernommen hat. Gelingt es Musk, die Startschwierigkeiten zu beheben und die Produktion kräftig hochzufahren, kann das Grossprojekt mit Verzögerung durchaus noch der ersehnte Erfolg werden. Doch die vielen Kündigungen - ausgerechnet zu diesem kritischen Zeitpunkt - zeigen wohl, wie gross der Druck inzwischen ist. Musk hat nicht nur beim Model 3 viel versprochen - im April kündigte er an, dass Tesla im dritten und vierten Quartal Gewinn machen wird. Analysten sehen indes eher Kapitalbedarf, das weist der Tesla-Chef aber energisch zurück, er glaubt, mit seinen Massnahmen das Ruder jetzt herumreissen und in ruhigere Gewässer fahren zu können.

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